Daheim bei den Stiebers

28.12.2019, 07:00 Uhr
Daheim bei den Stiebers

© Foto: Hans Pühn

Im zweiten Geschoss befindet sich das Heimatmuseum. Dort werden in zwölf Räumen Zeugnisse zur Geschichte und Kultur der Stadt und des Landkreises Roth gezeigt.

Am Mittwoch, 1. Januar 2020, lädt die Tourist-Information alle Geschichtsinteressierten zu einer Neujahrs-Führung. Neben Hintergründen aus der Geschichte des Schlosses Ratibor erfahren die Besucher bei dieser Tour mit Marlene Lobenwein auch amüsante Anekdoten aus dem Leben der Schlossbewohner.

Außerdem werden die Exponate des Stadtmuseums präsentiert. Die Besichtigung der alten Gemäuer und Räume kostet fünf Euro. Das Tragen warmer Kleidung wird dringend empfohlen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Schlosshof.

Das ehemalige Jagdschloss der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach wurde von Georg dem Frommen (reg. von 1515 bis 1547) in den Jahren 1535 bis 1538 errichtet. Eine bronzene Tafel, die sogenannte Stiftungstafel über dem Tor vermerkt Details zum Bau:

"Der Durchleuchtig, Hochgeborene Fürst und Herr Georg (...) hat, als man zählte nach der Geburt Christi, unseres Seligmachers, 1535, dieses Schloß von Grund auf von dem Einkommen der schlesischen Fürstentümer bauen lassen und den Namen Ratibor an der Retzet geben lassen."

Der fremd anmutende Name Ratibor ist also die ursprüngliche Bezeichnung des Schlosses. In Roth wurde ein Jagdschloss errichtet, weil der jagdlustige Georg mit seinem umfangreichen Hofstaat regelmäßig die wildreichen Wälder der Gegend aufsuchte. In den Jahrhunderten nach Georg dem Frommen verfiel das Schloss zeitweise in einen Dornröschenschlaf. Das Bauwerk diente den markgräflichen Verwaltungsbeamten als Sitz, hin und wieder wurden auch durchreisende Fürsten beherbergt.

Markgraf Alexander ließ die Ausstattung am Ende des 18. Jahrhunderts verkaufen. 1791 fiel die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach an das Königreich Preußen, nachdem Alexander abgedankt hatte. Die neue preußische Verwaltung verkaufte das Schloss bis auf den Nordtrakt (Marstall) noch im selben Jahr an den Rother Tressenfabrikanten Johann Philipp Stieber.

Stieber bezog im Südflügel eine Wohnung, in den übrigen Gebäuden richtete er seine Manufaktur ein, die 1811 im dazuerworbenen Nordflügel erweitert wurde.

Die Familie Stieber überließ 1856 bis 1892 das Hauptgebäude des Schlosses der Stadt als Landgerichtsgebäude. Mittlerweile hatte Wilhelm Stieber die Firma übernommen, die er erfolgreich führte.

Zur Dokumentation seines Erfolges fehlte ihm noch ein standesgemäßer Wohnsitz und so finanzierte er aus eigenen Mitteln ein neues Gerichtsgebäude. Er tauschte es gegen den Hauptbau des Schlosses, das somit wieder vollständig in den Besitz der Stiebers überging.

Neue Ausgestaltung

In den folgenden Jahren ließ er es völlig neu ausgestalten. Es entstand eine Ausstattung, die, obwohl beim Tod Stiebers 1915 noch nicht fertiggestellt, zu den bedeutendsten Raumschöpfungen des Historismus in Bayern zählt. Die Witwe Wilhelms von Stieber übergab 1942 das Schloss der Stadt Roth als Schenkung.

In den 1970er Jahren erfolgte eine grundlegende Sanierung. Der Marstall wurde entkernt und beherbergt heute die Stadtbücherei sowie den sogenannten Markgrafensaal, Sitzungssaal des Rother Stadtrats.

Die historistische Ausstattung im Hauptgebäude und im Südflügel erfuhr eine umfassende Restaurierung. Seit 1953 befindet sich das Museum der Stadt Roth im Schloss und ist seit 1985 als Museum Schloss Ratibor der Öffentlichkeit zugänglich.

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