Das dunkle Mittelalter in Farbe

19.5.2019, 14:35 Uhr

Die hatten ihre Pferde gesattelt, Zelte und Buden aufgebaut, ihre Umhänge umgeworfen und die Schwerter poliert. Eine richtige kleine mittelalterliche Stadt in der Stadt war so entstanden, und deren gewandete Bewohner vermischten sich munter mit Zaungästen aus dem Heute – in Turnschuhen, nebst Smartphones und Outdoor-Klamotten. Die Menschen von damals hätten sie zweifelsohne für Hexenwerk gehalten!

In der Tat waren diesmal wieder unglaublich viele Besucher gekommen. Das schöne Wetter, das rechtzeitig zum Wochenende zurückgekehrt war, lockte die Gäste in Scharen. Vor allem Familien mit kleinen Kindern machten Station auf der Burg. So gab es denn an vielen Ecken regelrechte Kinderwagen-Staus.

Mit Schwert und Morgenstern

Doch irgendwann gelangten auch sie – dank eines extra ausgewiesenen Fußpfads – zum Turnierplatz, wo sich mittelalterliche Gruppen mit Schwert, Morgenstern oder hoch zu Ross mit Lanzen bekriegten.

Wer den schnelleren Weg, die breite Treppe vom Burg- zum Turnierplatz wählte, der stieß nicht nur auf jede Menge fahrende Händler, die Schmuck, Kleider und (Spielzeug-)Waffen im Angebot hatten, sondern auch auf eine goldige Attraktion mit Premiere-Faktor: Zum ersten Mal weidete nämlich eine kleine Alpaka-Herde zwischen den Gewandeten, die an den Blättern der Bäume knabberte – neugierig beäugt von den Besuchern, die ein Exemplar dieser domestizierten Kamelform aus Südamerika wohl am liebsten zum Knuddeln mit nach Hause genommen hätten.

Geknuddelt wurde auf dem Turnierplatz hingegen kein bisschen. Dort ließ man die Waffen sprechen. Die Truppe der "Herzog-TassiloRitter", schon immer Stammgäste auf dem Hilpoltsteiner Mittelalterfest, präsentierte diesmal eine neue Rahmenhandlung für ihr "großes Turney".

So traten schwarze Hexen, weiße Wächter und ein besonders wilder Geisterreiter gegeneinander an, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Neu war zudem die Disziplin, mit der Lanze Dracheneier aufzuspießen. Im vollen Galopp warfen die tapferen Helden ihre brennenden Speere auf die mit brennbarem Gas gefüllten Luftballons, welche sich daraufhin in beeindruckend große Feuerbälle verwandelten.

Auf großes Interesse stieß auch die Falknervorführung, wobei prächtige Greifvögel pfeilschnell hin- und herflitzten. Aber Vorsicht! "Das sind Raubvögel, da ist schnell mal ein Finger ab, wenn man nicht aufpasst", warnte Falkner Wolfgang Schreyer. Sollte heißen: Streicheln verboten! Neben den vielen Programmpunkten, zu denen unter anderem Burgführungen, ein Kinder-Turnier, Wettkämpfe mit Pfeil und Bogen oder eine "Seifensiederey" gehörten, konnte man sich auch einfach durchs quirlige Lagerleben treiben lassen. Überall saßen Gewandete am Lagerfeuer und gingen einer handwerklichen Tätigkeit wie dem Schmieden oder Spinnen nach; hin und wieder marschierten Trommlergruppen vorbei, und man stieß auf Gaukler, Musikanten oder Jongleure.

Wer ein Päuschen brauchte, konnte am Fuße der Burg rasten. Denn dort gab’s nicht nur Getränke aus kühlen Steinkrügen, sondern alles, was Leib und Magen begehrt. Von hier aus ließ sich auch trefflich das Treiben auf der Bühne verfolgen, wo Gruppen wie "IRXN" oder "Tibetréa" bis spät in die Nacht ihre Musik erklingen ließen.

 

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