Denkwürdig und lehrreich

23.11.2020, 11:13 Uhr
Denkwürdig und lehrreich

© Foto: Manfred Stromberg

Nachdem der 20-Jährige zum Ende seines Elite-Debüts 2019 seinem bisherigen Rennstall Carbocage Factory Racing den Rücken gekehrt hatte, gestaltete sich die Suche nach einem neuen sportlichen Zuhause schwierig. Irgendwann hatte Maurer es dann satt. Mit Sandra Rübesam, die seit Jahren erfolgreich im MTB-Rennzirkus unterwegs ist, gründete der Spalter schließlich kurzerhand sein eigenes Downhill-Team. Unter dem Namen Assault Racing Team wollten die beiden angreifen. Doch anstatt bei Europa- und Weltcuprennen oder dem German Downhill Cup auf die Jagd nach Platzierungen zu gehen, kam auch im Sportbereich der Lockdown.

Rien ne va plus – über Monate hinweg und ohne echte Perspektive, wann es wieder losgeht. "Ich habe alles zurückgefahren und bin danach leider nicht wirklich wieder rein gekommen." Ohne echte Perspektive zu trainieren ist schwer. "Rennen wurden immer wieder verschoben und man hatte kein richtiges Ziel."

Maurer verpasst das Podium bei der "Deutschen"

Ab Juli waren schließlich nach und nach in einigen Nachbarländern wieder erste Wettkämpfe möglich. Neben einzelnen Downhill-Wettkämpfen in Frankreich und Tschechien mit ordentlichen Ergebnissen für den Spalter wich Maurer sogar aus der Not heraus, um überhaupt irgendwie Wettkampfluft atmen zu können, auf Enduro-Rennen aus – die eigentlich nicht sein Metier sind. Trotzdem wurde er bei der sogenannten Trail Trophy bei zwei Starts mit Top-Ergebnissen belohnt. Mit einem äußerst undankbaren Resultat kam Simon Maurer dagegen von der Deutschen Meisterschaft Ende September ins Frankenland zurück. In Steinach schrammte der Deutsche U 19-Meister von 2018 nach einigen Fahrfehlern im Finallauf mit Rang vier denkbar knapp am Podium vorbei.

Gepresster Terminkalender

Eine Erfahrung der ganz speziellen Art war die Weltmeisterschaft in diesem Jahr. In Leogang herrschten auf der Strecke Bedingungen, die extreme Anforderungen an die Fahrer wie auch das Material stellten. Als 40. von 95 Teilnehmern konnte er sich zwar gegenüber dem Vorjahresergebnis um elf Plätze verbessern. Zufrieden war er mit seiner Leistung insgesamt aber dennoch nicht.

Und natürlich sah auch der Downhill-Weltcup heuer ganz anders als üblich aus. Während er 2019 zwischen April und September aus acht Rennen bestand, mussten 2020 aufgrund der Corona-Pandemie bis in den Herbst hinein alle Weltcup-Termine abgesagt oder verschoben werden. Nach der WM, die normalerweise das Ende der Downhill-Wettbewerbe markiert, presste die UCI an zwei Wochenenden noch je zwei Rennen in den Kalender. Zunächst in Maribor/Slowenien, dann in Lousa/Portugal; acht Wertungsläufe plus etliche zusätzliche Trainingsläufe verteilt auf acht Tage – konditionell wie mental war das durchaus eine echte Herausforderung. Die Maurer jedoch – zumindest im Vergleich zu den Ergebnissen des Vorjahres – recht ordentlich meisterte. War es ihm 2019 nur ein einziges Mal gelungen, sich unter den besten 60 Startern einzureihen und sich so für einen Finallauf zu qualifizieren, schaffte er das heuer bei allen vier Rennen recht souverän.

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Zudem konnte er mit zwei 42. Plätzen seine bislang besten WC-Ergebnisse in der Elite-Klasse erzielen. Insgesamt sammelte der Spalter in seiner zweiten Elite-Saison bei vier WC-Rennen exakt 50 Punkte, was ihm im Abschlussranking der UCI den 53. Rang (unter 79 Fahrern) einbrachte.

Was die Ergebnisse anbelangt, ist er insgesamt "sehr zufrieden" mit dieser Saison. "Letztes Jahr war ich einfach noch nicht soweit. Ich habe dieses Jahr einen Riesenschritt gemacht." Er habe heuer gemerkt, "dass ich den Speed habe, um richtig gut zu fahren. Ich hatte öfter Top Ten- oder Top Twenty-Zwischenzeiten, das gibt mir auf jeden Fall Selbstbewusstsein und lässt mich zuversichtlich auf die kommende Saison blicken."

Realistische Einordnung

Die reinen Ergebnisse sind das eine, die persönliche Leistung ist das andere. Und mit der hadert Simon Maurer gerne und oft. "Ich hatte leider diese Saison keinen einzigen Rennlauf, der richtig gut war. Es waren immer riesige Fehler drin und ich konnte zwar schnell fahren, aber dieses letzte Bisschen, um dann richtiges Renntempo zu fahren, da bin ich nicht hingekommen. Anfangs mental nicht und am Ende dann körperlich nicht."

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Die Ergebnisse realistisch einzuordnen, auch eine nicht perfekte Fahrt – die neben eigenen Fehlern eben in diesem Sport oft auch äußeren Umständen geschuldet ist – nicht als Niederlage zu akzeptieren, damit tut der 20-Jährige sich nach eigenem Bekunden noch schwer. "Ich muss noch lernen, auch aus scheinbar schlechten Ergebnissen das Positive herauszuziehen und mich über sowas zu freuen."

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