Der Auszug der Enten

17.6.2020, 15:03 Uhr
Der Auszug der Enten

© Foto: Tobias Tschapka

Eine lange Schlange bildete sich jedenfalls nicht an der Kasse, an der die Teilzeitkraft Antonia Medl sitzt, im Gegenteil. "Man muss sich übrigens nicht unbedingt online registrieren, es geht auch telefonisch oder direkt an der Kasse, und wenn noch Slots frei sind, darf man auch gleich rein", sagt sie.

So hat es auch Sieglinde Brandl gemacht, die erste des zweiten Slots ab 9.15 Uhr, die sich bei Antonia Medl gleich eine Dutzendkarte kauft und sich sehr darüber freut, endlich wieder schwimmen zu können – das erste Mal in diesem Jahr: "Klar, ich hätte auch an einen See gehen können, aber ich bin eine Badschwimmerin – ich will den Beckengrund sehen".

Den kann man im Moment sogar sehr deutlich sehen, denn die Becken sind zu Beginn von Slot zwei noch völlig leer. Nur zwei Enten ziehen ihre Bahnen, aber nach und nach kommen die nächsten Besucher ins Bad, so dass die gefiederten Freibadfans bald das Weite suchen. Corina Weinbrenner und ihr Sohn Tom haben sich auch für einen Besuch am ersten Tag der Öffnung registriert. Der siebenjährige Tom muss erst nächste Woche in die Schule, deshalb hat er Zeit, mit seine Mamma schwimmen zu gehen. "Er ist also kein Schulschwänzer", betont die Mutter. Auch für die beiden ist es das erste Schwimmen der Saison. "Ich hoffe nur, dass das Wasser nicht zu kalt ist", so Tom.

Aber da gibt es eigentlich keinen Grund zur Sorge. Die Temperatur im Schwimmerbecken liegt bei 25 Grad, im Nichtschwimmerbecken sogar bei 26 Grad, und die Außentemperatur ist mit 21 Grad auch nicht gerade frostig. "Bestes Badewetter", findet der Badbetriebsleiter Friedrich Taschner, der die wenigen Schwimmer aus seiner Kabine beobachtet. Eine Frau im Badeanzug begrüßt ihn im Vorbeigehen: "Schön, dass es wieder los geht. Ich bin schon ganz aufgeregt", sagt sie, und eilt vorbei, begierig darauf, in die Fluten zu stürzen.

 

Auf Lockerungen reagieren

 

"Die Leute freuen sich wirklich sehr, dass wir wieder auf haben", so Taschner. In den Tagen vor der Öffnung hat er auch gelegentlich Leute beobachtet, die über den Zaun schauen um zu sehen, wie weit man mit den Vorbereitungen für die Öffnung ist. "Klar ist die Registrierung etwas umständlich, aber wer baden will, der setzt sich gerne damit auseinander, und bekommt das auch problemlos hin", findet Taschner. Man werde die nächsten Tage beobachten, wie der Badebetrieb mit den Auflagen läuft, "und wenn es weitere Lockerungen gibt, werden wir dementsprechend darauf reagieren", so der Freibad-Chef.

Langsam werden es immer mehr Gäste, aber längst nicht so viele, als dass sie sich in die Quere kommen. Von den 150 freien Slots von 9.15 bis 11.30 Uhr wurden gerade einmal 14 gebucht, aber offenbar haben auch andere ohne Online-Reservierung ihr Glück spontan versucht und wurden eingelassen. Mit einem lauten "Platsch" springt ein Junge vom Startblock, einige machen es ihm nach, andere Badegäste ziehen entspannt ihre Bahnen. Fast ein ganz normaler Badetag im Juni. Nur das Entenpaar hat das Nachsehen – es wird das Hilpoltsteiner Freibad so schnell nicht mehr für sich alleine haben.

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