Der Rother Gredlradweg wird nur geflickt

30.7.2020, 06:00 Uhr
Der Rother Gredlradweg wird nur geflickt

Idyllisch gelegen, seit Jahrzehnten genutzt und von den Rother Radlerinnen und Radlern geliebt: Der Radweg an der Gredlbahntrasse von der Münchner Straße durchs Rednitztal bis zum Rother Bahnhof. Aber halt auch marode. Die Sanierungsgeschichte des Pfades über zwei Eisenbahnbrücken ist eine lange: Schon vor 17 Jahren haben Brückenprüfungen ergeben, dass der schmale Weg nicht mehr richtig standhält. Nach genaueren Untersuchungen wurde vor vier Jahren beschlossen, ihn zu sanieren – für 2,8 Millionen Euro. Die Gegner, die das Projekt angesichts zweier weiterer Radwege zum Bahnhof für viel zu teuer hielten, blieben in der Minderheit.

Als der neue Stadtbaumeister Wolfgang Baier die Unterlagen 2019 dann wieder hervorholte, waren die Kosten mittlerweile bei 4,2 Millionen Euro gelandet – wegen der Baukostensteigerungen und wegen inzwischen geringerer Staatszuschüsse.

Sinnhaftigkeit in Frage gestellt

Deshalb hat Baier sich das 700 Meter lange Stück noch einmal genauer angeschaut und dem Stadtplanungsausschuss vor drei Wochen eine Alternative präsentiert: eine andere Wegführung südlich am Friedhof entlang, über den Mühlkanal und dann zum Stieberpark. Das wäre etwas kürzer und etwas günstiger: 565 Meter würden dann 2,5 Millionen Euro kosten. Und noch weniger Geld koste es, wenn man sich eine zweite Brücke über die Gredl erst einmal spare.

Was im vorberatenden Ausschuss einhellig begrüßt wurde, sorgte vor dem Gesamtstadtrat noch einmal für ausführliche Diskussion und teilweise für Durcheinander und Ratlosigkeit: Dr. Joachim Holz (Die Grünen) stellte die Sinnhaftigkeit des Weges komplett infrage. Er forderte, dass eher die großen Straßen mit Radwegen gesichert werden sollten. Seine Fraktionskollegin Andrea Schindler ärgerte sich, dass durch langes Warten Geld und Zeit vertan seien. "Der Weg hätte in den vier Jahren längst fertig sein können." Gut nannte die neue Wegeführung dagegen Daniel Matulla (CSU) – "sinnvoller als die ursprüngliche", damit werde auch der Stieberpark weitläufiger erschlossen.

"Reine Geldverschwendung"

Nach wie vor konsequenter Gegner einer Sanierung bleibt Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft): In Anbetracht von zwei weiteren Wegen vom und zum Bahnhof (über den Westring ist die Strecke 300 Meter länger) halte er das Ganze für "reine Geldverschwendung" und forderte, das Projekt zu beerdigen.

Das war ganz im Sinne von Dr. Joachim Holz – der beantragte, die Planung einzustellen. Doch Andrea Schindler fand, das sei nicht die beste Idee: Der Beschluss solle aufgeteilt werden, verlangte sie. Einerseits die Notfallsanierung des Belags, andererseits der Bau der neuen Strecke.

Die Notfallsanierung sei aber bereits beschlossen, wurde ihr beschieden. Eine Teilung also nicht notwendig. Trotzdem bekannte Schindler, nicht für den Antrag zu votieren, weil man sich damit einen späteren Weg vielleicht verbaue. Dabei blieb sie, obwohl Stefan Krick als geschäftsleitender Beamter der Stadt erklärte, dass neue Erkenntnisse dem Stadtrat auf jeden Fall vorgetragen würden.

Also wurde abgestimmt – und es fanden sich nur sieben Stimmen für den Antrag von Dr. Holz. "Damit sind wir bei der Beschlusslage von 2016", mahnte Wolfgang Baier – das hieße, Sanierung für 4,2 Millionen Euro.

Damit wurde das Ganze für Sonja Möller (Freie Wähler) auf einmal wohl zu undurchsichtig, sie forderte, den neuen Beschlussvorschlag auf die Großleinwand zu projizieren. Aber Bürgermeister Ralph Edelhäußer entschied rigoros: "Der Vorschlag ist doch relativ eindeutig." Dass er ergänzte, "auf Einzelschicksale können wir keine Rücksicht nehmen", war sicherlich dem Durcheinander der Diskussion geschuldet.

Als Stefan Krick ein weiteres Mal in Erinnerung gerufen hatte, was eine Ablehnung des Antrags von Holz bedeutet, klappte es dann. Gegen zehn Stimmen war die Mehrheit von 17 Stadträten (vor allem Grüne, Freie Wähler, Susanne Horn von der Linken, Martin Winkler von der Partei sowie SPD und der Bürgermeister) dafür: Das Bauvorhaben wird eingestellt.

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