Der Schatz im Gartenbeet

30.11.2018, 17:35 Uhr

Nach einer ordentlichen Säuberung des "Talers" wurde ersichtlich, dass die Münze für den "Consum-Verein Roth" geprägt worden war. Doch zu welchem Zweck und vor allem wann das schmucke Stück in Umlauf geriet, erschloss sich dem "Zufallsarchäologen" nicht.

Mit einem Foto wandte sich der Finder, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, schließlich an die Facebook-Gruppe "Rother Runde." Auch dort konnte nicht viel über das gute Stück gesagt werden. Handelt es sich um Notgeld oder um eine Biermarke?

Auch die Redaktion der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung versuchte ihr Glück und recherchierte. Bingo! Im Archiv fand sich die Darstellung einer ganz ähnlichen Münze aus dem Jahr 1920. Allerdings kam dieses besondere "10-Pfennig-Stück" nicht vom Consum-Verein. Die Rückseite zierte aber das Stadtwappen.

Die Neugier stieg und ein Zeitzeuge wurde gefunden, der für Aufklärung sorgte: "Diese Münzen sind toll und sehr schön, doch wert sind sie so gut wie gar nichts", sagt Georg Schmidt mit einem Blick durch die Lupe. "Ihr müsst alle noch weiterarbeiten, damit wird man nicht reich", meinte er.

Der Blick in Georg Schmidts Münzsammlung brachte weiteren Aufschluss: "Neben den Consum-Münzen gab es noch Exemplare für die Rother Lebensmittelgroßhandlung Heinrich Lades. Nach dem Ersten Weltkrieg waren kaum noch Rohstoffe vorhanden, um Münzgeld zu prägen, erklärte er weiter. Doch mit irgendetwas musste ja bezahlt werden können. "Für den Ersten Weltkrieg hatte man damals alles abzugeben, um die Rüstungsindustrie zu versorgen: Zinn, Silber, Gold – alles musste an die damalige Regierung gegeben werden." Georg Schmidts Onkel aus München verfügte seinerzeit über einen großen Bestand an Goldmünzen: "Auch er wurde nicht verschont. Im Gegenzug erhielt er eine Urkunde über die Abgabe." Da diese Urkunden von heute auf morgen wertlos wurden, ging der Traum des Onkels von einem Haus in Grünwald nie in Erfüllung.

"Einzelne Geschäfte prägten dann ihre eigenen Münzen, so auch der Rother Consum-Verein für Kolonial- und Kurzwaren in der Kugelbühlstraße", weiß Schmidt. Gleiches galt für den damals in der Bahnhofstraße ansässigen Heinrich Lades: "Ich habe dort meine Lehre gemacht und es gab da solche Münzen."

Georg Schmidt ist sich auf jeden Fall sicher, dass dieses Kriegsnotgeld bis zur Einführung des Inflationsgeldes in den dreißiger Jahren nicht nur in Roth Verwendung fand. Aber: "Heute besitzen solche Münzen nur einen historischen Wert", meint Schmidt.

"Die haben auf dem Flohmarkt nicht mehr als vier D-Mark gekostet." Dennoch hätte sich der Wert einzelner Münzen in den vergangenen Jahren stark verbessert. Einschlägige Fachkataloge führen das Rother Kriegsnotgeld mit Werten zwischen vier und 25 Euro auf. "zum Reichtum führt das leider nicht. Da behalte ich meine Sammlung lieber und schaue sie mir hin und wieder an." Schließlich wär’s auch ein Stück Rother Stadtgeschichte, die um jeden Preis erhalten bleiben müsse...

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