Der Wolf ist auf dem Vormarsch: Bald auch im Landkreis Roth

19.1.2017, 17:11 Uhr
Der Wolf ist auf dem Vormarsch: Bald auch im Landkreis Roth

© Foto: Marcus Bosch

ROTH/HILPOLTSTEIN — Walter Heidl, seines Zeichens Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, forderte vor kurzem eine „beschränkte Abschussfreigabe“ für Wölfe. Und zog sich prompt den Zorn der Naturschützer zu.

„Der Wolf ist nach nationalem und internationalem Recht streng geschützt. In Bayern kann es für ihn derzeit überhaupt keine Abschussquote geben, da wir noch gar kein Rudel haben“, entgegnete LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer per Mail der Forderung Heidls und fügte hinzu: „Die Frage ist nicht ob, sondern wie wir mit dem Wolf leben können.“

Natürlich nehme man die Sorgen und Ängste der Schaf- oder Ziegenzüchter ernst, die fürchten, dass Wölfe ihre Herden dezimieren könnten. Damit dies nicht passiert, gebe es mittlerweile auch Konzepte. Freischäfer zum Beispiel können sich eigens zum Schutz ihrer Herden genau für diesen Zweck ausgebildete Hunde anschaffen.

Die Hunde werden als Welpen in der Schafherde groß gezogen und fühlten sich quasi wie Schafe, meinte von Lindeiner im Gespräch mit unserer Zeitung. Für den Kauf eines Herdenschutzhundes fließen auch Zuschüsse. Seit geraumer Zeit gebe es zudem einen Fonds zum Ausgleich von Schäden, die Raubgreifer verursachen — dazu zählten natürlich auch Wölfe.

Nachdem Meister Isegrim bis auf Unterfranken alle fränkischen Bezirke erreicht habe, sei es nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auch im Landkreis Roth auftauche. In der Regel seien es Einzelgänger, die durch die bayerischen Wälder streifen. „In Bayern gibt es keine Wolfs-Population, sondern nur Durchläufer“, erzählte Andreas von Lindeiner.

Dass man Wölfe nicht so einfach erlegen kann, wie sich das BBV-Präsident Heidl vorstellt, machte Ernst Heinlein, Jagdberater für den südlichen Landkreis Roth, klar. Der Wolf unterliege nicht dem Jagdrecht, das zeitnah entsprechend geändert werden könnte, sondern dem Naturschutz und das sei Bundesangelegenheit. Hier würde eine Reform einige Jahre dauern. Heinlein deutet die Ansage von Walter Heidl als prophylaktisch. Der Bauern-Präsident mache „halt jetzt Stimmung“, um im Falle des Falles gerüstet zu sein, sagte er.

Noch keine Sichtungen

Aus dem Kreis der Jäger im südlichen Landkreis Roth seien ihm bisher noch keine Wolfssichtungen gemeldet worden. „Ich will den Wolf nicht totschießen“, betonte Jagdberater Heinlein — zumindest nicht, solange sich die Schäden in Grenzen halten.

Von Schutzzäunen oder -hunden hält Heinlein übrigens überhaupt nichts. Schafe könne man nicht einfach umzäunen. Geeignete Zäune müssten um die zwei Meter hoch sein, um die Wölfe zu stoppen. Das sei aber nicht möglich.

Schutzhunde hält er für ungeeignet, weil die zwar Raubtiere fernhalten würden, aber dermaßen aggressiv gegen Fremde seien, dass nicht auszuschließen sei, dass sie auch Wanderer und Spaziergänger anfallen.

Generell für einen geregelten Abschuss von Wölfen ist Heinleins Kollege für den nördlichen Landkreis Roth, Ernst Scholze. Wo die Raubtiere „unmäßig“ Beute machen, wenn der Riss, wie es im Jagdjargon heißt, zu groß sei, müsste man die Populationen ausdünnen. Ein ausgewachsener Wolf fresse in der Regel fünf Kilogramm Fleisch pro Tag.

Wenn man davon ausgehe, dass ein Rudel aus einem Elternpaar, zwei jugendlichen Wölfen und vier Welpen bestehe, könne man sich leicht vorstellen, was dieses an Nahrung brauche, die in der Regel aus im Wald lebenden Tieren wie Hirschen oder Rehen bestehe, meinte Scholze. Dass das Jagdverhalten der Wölfe bei den Jagdpächtern nicht auf Zustimmung stoße, könne man sich denken. Um der Schwarzwildplage Herr zu werden, sei der Wolf nicht geeignet. Wildschweine seien zu wehrhaft, vor allem wenn die Sauen Frischlinge mit sich führen.

Lange Strecken

Der Wolf lege lange Strecken zurück, meinte Scholze, und er ist überzeugt davon, dass „sich der Wolf auch unserem Gebiet nähert“, obwohl es bisher noch keine konkreten Hinweise dafür gebe. Vor etwa einem halben Jahr habe eine Frau Stein und Bein geschworen, im nördlichen Landkreis einen Wolf gesehen zu haben.

Seitdem habe sich aber nichts mehr getan. Per Wildkamera sei jedenfalls auch noch kein Canis lupus erfasst worden. Das Revier eines Wolfsrudels, dessen Bestände er in Deutschland auf zwischen 50 bis 70 Rudel beziffert, umfasse rund 250 Quadratkilometer, erklärt er.

Noch ein paar Zeilen zum Fischotter, der den hiesigen Teichwirten zu schaffen machen soll, wie in der jüngsten Jahresversammlung zu hören war. Weder dem LBV-Artenschutzbeauftragten Andreas von Lindeiner noch den beiden Jagdberatern ist die Existenz dieses Wasserjägers im Landkreis Roth bekannt. In Mittelfranken gebe es definitiv keine Fischotter, betonte von Lindeiner. Und fügte hinzu: „Wir würden uns freuen, wenn der Fischotter hier wäre.“

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