Deutscher Schulpreis 2020 geht nicht nach Thalmässing

23.9.2020, 11:23 Uhr
Gebannter Blick auf den Bildschirm in der Aula: In Thalmässing wurde der Live-Stream zur Preisverleihung des Deutschen Schulpreises gebannt verfolgt.

© Milena Kühnlein Gebannter Blick auf den Bildschirm in der Aula: In Thalmässing wurde der Live-Stream zur Preisverleihung des Deutschen Schulpreises gebannt verfolgt.

Der bekannteste, der anspruchsvollste und der höchstdotierte Preis für gute Schulen im Lande geht (verkündet von Bundeskanzlerin Angela-Merkel persönlich) nach Hannover an die Otfried-Preußler-Schule. Das Preisgeld beträgt 100.000 Euro. Für Thalmässing blieb nur ein Platz unter "ferner liefen", es gibt einen Anerkennungspreis von 5000 Euro. Wie bei der Preisverleihung betont wurde, dürfen sich alle 15 nominierten Schulen als "echte Gewinner" fühlen.

Bewerbung mit 56 Seiten

Die Schule in Thalmässing zählte zu jenen 15 Schulen in Deutschland, die sich in drei Ausscheidungsrunden durchgesetzt hatten und deshalb auf den Hauptpreis hoffen konnten. In der Vergangenheit winkte den nominierten Schulen stets eine Reise nach Berlin. Diesmal zwang Covid-19 die Verantwortlichen, die Gewinner per Videoschaltung zu beglückwünschen.

Als sich im vergangenen Schuljahr über 80 Bildungseinrichtungen aus 15 Bundesländern und eine Auslandsschule um den seit 2006 von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung initiierten Deutschen Schulpreis 2020 bewarben, war Corona noch kein Thema. Die Bewerbung der Grund- und Mittelschule Thalmässing umfasste nicht weniger als 56 Seiten, durch die sich als roter Faden die Bereiche Eigenaktivität und selbstständiges gemeinsames Lernen zogen. Für die erforderlichen Stellungnahmen von drei Paten zeichneten die Universitäten Eichstätt und Regensburg sowie eine Seminarrektorin verantwortlich.

Expertenteam vor Ort

Nach einer Vorauswahl, bei der die Zahl der Schulen auf 50 begrenzt wurde, wählte im Dezember vergangenen Jahres eine Jury aus pädagogischen Experten die besten zwanzig Schulen aus. Thalmässing meisterte beide Hürden und zählte damit zu den so genannten Top 20-Schulen des Deutschen Schulpreises. Anfang dieses Jahres wurde es dann richtig spannend. Ein Expertenteam machte sich vor Ort ein Bild von den preiswürdigen Einrichtungen. Dabei wurden nach einem Rundgang durch die Schule auch Gespräche mit Elternvertretern und Partnern der Schule geführt. Am nächsten Tag verfolgten die Jurymitglieder den Unterricht und befragten anschließend die Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler.

Nach der Auswertung der Schulbesuche im Frühjahr dieses Jahres nominierte die Jury schließlich 15 Schulen für den Deutschen Schulpreis 2020. Dass Thalmässing den Sprung in die Endrunde der Top-15 geschafft hatte, sprach sich im Ort schnell herum. Was die Grund- und Mittelschule Thalmässing neben ihrer außergewöhnlichen Innovationskraft auszeichnet, ist die enge Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern. Genauso wie die heimische Wirtschaft fördern Elternschaft und Gemeinde das von Kooperation und Teamfähigkeit getragene Thalmässinger Konzept ("Wir üben gemeinsam!"). Das Miteinander der Schule mit zahlreichen Betrieben im näheren Umfeld erleichtert den Schülern am Ende ihrer Schulzeit den Übergang in die Arbeitswelt.


Ottmar Misoph: Ein Ausnahme-Pädagoge, der seine Schule geprägt hat.


Frontalunterricht im Klassenzimmer im herkömmlichen Sinne wurde in Thalmässing abgelöst von flexiblen Lernräumen. Gänge und Flure wurden ebenfalls zu Lernräumen gemacht. Diese Raumgestaltung unterstützt das Konzept der Eigenverantwortung und Selbstständigkeit: Die Schüler können in der "Freien Lernzeit" selbst entscheiden, in welchem Tempo sie wo und mit wem lernen. Die Schule hat außerdem ein Lernhelfersystem entwickelt - Schüler der achten Klasse begleiten ein Kind der ersten Klasse bis zum Ende der zweiten Jahrgangsstufe. Das heutige Schulkonzept in Thalmässing gilt als das Lebenswerk des kürzlich in den Ruhestand verabschiedeten Schulleiters Ottmar Misoph.

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