Paradigmenwechsel

"Die Entwicklung zwingt uns": Rother Realschul-Turnhalle wird zur Flüchtlings-Notunterkunft

Patrick Shaw

Redaktionsleiter Schwabacher Tagblatt / Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung / Hilpoltsteiner Zeitung

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25.10.2023, 15:08 Uhr
Wie schon Anfang 2022 zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine (unser Archivfoto) bereitet sich der Landkreis Roth auch jetzt wieder auf die Notaufnahme von Flüchtlingen in der Turnhalle der Rother Realschule vor.

© Marco Frömter Wie schon Anfang 2022 zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine (unser Archivfoto) bereitet sich der Landkreis Roth auch jetzt wieder auf die Notaufnahme von Flüchtlingen in der Turnhalle der Rother Realschule vor.

Aktuell kommen im Landkreis Roth wöchentlichen rund 50 neue asylsuchende Menschen an. "Trotz aller Bemühungen reichen die geschaffenen Kapazitäten nicht aus, um die Vielzahl der geflüchteten Menschen unterzubringen", schlägt deshalb das Landratsamt in einer Pressemitteilung von Mittwochnachmittag (25. Oktober) Alarm.

Der Landkreis werde deshalb ab Freitag, 27. Oktober, die Turnhalle der Rother Realschule für den Sportbetrieb sperren, um dort eine Notunterbringung für die ankommenden Flüchtlinge zu schaffen. "Die NutzerInnen für den Vereinssport wurden vom Landratsamt darüber bereits informiert", heißt es in der Verlautbarung der Behörde. Landrat Ben Schwarz bedanke sich bei allen Vereinsvertretern für ihr Verständnis.

"Wir haben uns die Entscheidung alles andere als leichtgemacht", verdeutlicht Schwarz selbst dem Schreiben zufolge. "Die aktuelle Entwicklung zwingt uns aber zu diesem Schritt." Er hoffe, "dass es gelingt, im Miteinander mit den Gemeinden Lösungen zu finden, um die Sporthalle in absehbarer Zeit wieder als solche nutzen zu können." Im Moment gehe es aber "schlichtweg darum, den Menschen ein Dach über den Kopf zu geben".

Der Sportunterricht soll trotzdem weitergehen

"Wir als Schule treffen bereits Vorkehrungen, wie wir dennoch den Sportunterricht weiter fortführen können", wendet sich gleichzeitig die Schulleitung in einem Schreiben an die Eltern der Realschülerinnen und - schüler. Derzeit werde darüber diskutiert, den Sportunterricht entweder so lange ins Freie zu verlegen, wie das Wetter dies zulässt, und die Klassenzimmer als Umkleiden zu nutzen. Ebenso denkbar sei es, auf andere Sporthallen auszuweichen - dann allerdings mit dem Nachteil dass der Sportunterricht nachmittags stattfinden müsste.

Ergänzend wäre es aus Sicht der Schulleitung möglich, den großen Musiksaal nachmittags für Aktivitäten wie "Tanz und Rhythmik" zu nutzen. So lange nur ein Klassenzimmer zur Verfügung steht, könne sich der Unterricht außerdem zumindest vorübergehend auf Sporttheorie beschränken (einschließlich mündlicher und schriftlicher Noten).

"Für Sie und Ihre Kinder bedeutet dies, dass auf alle Fälle Sportunterricht stattfindet und auch immer eine Sportlehrkraft dabei ist", versichert Schulleiterin Susanne Steiner in dem Elternbrief. Wann immer möglich, werde man diesen auch in praktischer Form umsetzen. Abweichungen vom Lehrplan versuche die Schule bestmöglich zu vermeiden. Allerdings könne "weder das Landratsamt noch wir als Schule einschätzen, wann sich die Situation wieder ändern wird".

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