Die Hopfenernte im Landkreis Roth läuft auf Hochtouren

27.8.2020, 17:28 Uhr
Die Hopfenernte im Landkreis Roth läuft auf Hochtouren

© Foto: Jürgen Leykamm

So betont es bei einem Pressegespräch Werner Wolf, Leiter des Rother Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Während neben ihm gerade wieder ein Traktor mit einer Ladung frisch gezupfter Reben in das 2018 neu gebaute Erntezentrum der Mosbacher Familie Meyer einfährt.

Das 1000 Quadratmeter große Gebäude steht auf einer Außenfläche in Richtung Güsseldorf. "Auf unserem eigenen Hof waren die Kapazitäten erschöpft", begründet Betriebsleiter Klaus Meyer den Innovationsschritt auf freier Fläche. Er hat mit seinen Eltern Josef und Monika vor vier Jahren eine GbR gegründet. Hopfenanbau betreiben die drei auf 13 Hektar.

Weniger Hitzetage

Ein gutes Beispiel für die Aufbruchstimmung im Spalter Anbaugebiet, das sich jüngst einiger sehr guter Jahre erfreuen konnte, was zur Erweiterung der Hopfenflächen ermunterte. Nun hat man gegengesteuert, um nicht durch ein Überangebot die immer noch guten Erzeugerpreise zu gefährden. Die Gesamtfläche hat sich um sieben auf 408 Hektar reduziert, bewirtschaftet von 51 Betrieben. Und sie alle konnten im Juni regelrecht aufatmen, brachte der Monat doch laut Wolf "gut ein Drittel mehr an Niederschlägen als das 30-jährige Monatsmittel".

Dessen Wert für den August ist kurz vor Monatsende bereits erreicht. Was für den Hopfen ebenso von Vorteil ist, gilt doch die alte Weisheit immer noch: "Der August bringt ihn und nimmt ihn!" Ein weiterer Wetterfaktor spielte dem grünen Gold in die Hände: Die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad hat sich gegenüber 2019 von 22 auf 13 Tage verringert. Alles Faktoren, die den Pflanzern die Herzen höher schlagen lassen, zumal die äußere wie auch die innere Doldenqualität keine schlechte und das erwartete Gesamterntegewicht von 780 Tonnen durchaus beachtlich ist.

Da packen dann neben dem 30-jährigen Betriebsleiter auch seine drei älteren Geschwister mit an. "Und meine Freundin darf auch mithelfen," verkündet Klaus Meyer. Dank der neuen Pflückmaschine geht die Arbeit auch leichter und schneller voran. Bis zu 600 Reben können pro Stunde abgearbeitet werden. In einem Bandtrockner wird den Dolden dann drei Stunden bei 63 Grad das Wasser entzogen, bevor sie in den Konditionierungskammern belüftet werden. Von dort lässt sich die grüne "Seele des Bieres" (Wolf) dann in gelben Rechteckballen nieder.

Eine von sieben Sorten

Die neue Technik samt Gebäude haben sich die Meyers einiges kosten lassen. Die Summe "liegt zwischen 600.000 und 700.000 Euro", so der Betriebsleiter und Landwirtschaftsmeister. Im Fall der Mosbacher Familie greif alles ineinander. Sie lebt vom Hopfen. Die restlichen Betriebszweige wie die gerade einmal 15 Milchkühe mit Nachzucht sowie der Obstanbau "decken nur die Kosten", wie Josef Meyer sagt. Das Geld bringt das grüne Gold.

Für Spalt gilt das schon seit 1538 – damals bekam es das Hopfensiegel verliehen. Mosbach hatte lange Zeit ein eigenes. Die Meyers setzen dort auf Vielfalt: Die gebietstragende Spalt-Spalter ist nur eine von sieben Sorten. Im Spalter Anbaugebiet, das bis Kinding reicht, gibt es insgesamt 23.

Was nach viel Arbeit duftet – und die gibt es nicht nur bei der Ernte, sondern auch beim "Hopfenanleiten" im Frühjahr. "Da hat Corona kräftig mitgespielt", so Kolb. Die Vorgaben habe die Suche nach Saisonarbeitskräften doch stark erschwert. Allerdings hätten etliche Kurzarbeiter oder Schüler sich solidarisch gezeigt und mit angepackt. Nominell hätte auch Frank Braun in eine Kurzarbeitsphase treten können. "Das Gegenteil war der Fall", so der geschäftsführende Vorsitzende der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Spalt.

Füllen die Brauer auf?

Es galt die Hopfenarbeiten zu organisieren und vieles mehr. Und man setzte in Zeiten wegbrechender Bierabsätze ein Zeichen und kaufte von den eigenen Kunden Gerstensaft auf, um ihn an die Helfer zu verteilen.

Die Hopfenernte im Landkreis Roth läuft - und verspricht einen guten Jahrgang. 

Die Hopfenernte im Landkreis Roth läuft - und verspricht einen guten Jahrgang.  © Jürgen Leykamm

"Heuer werden wir wohl mehr ernten als der Brauer braucht", wägt Braun die beiden Branchen gegeneinander ab. Andererseits aber hätten die Brauereien auch leere Lager, die sie wieder auffüllen wollten. Generell erwartet er "ein Normalisierung der Preise", was bedeutet, dass sie von hohem Niveau etwas absinken. Die eine Hälfte des Sortenspektrums lasse sich recht gut vermarkten, für die von Überschüssen geprägte andere Hälfte müsse man überlegen, "wie sie den Weg in den Markt finden" könne."

So entspannt die Situation auch derzeit ist – langfristig stellen die Witterungsbedingungen die Spalter Pflanzer vor große Herausforderungen. Deswegen haben die Meyers schon 2015 mit der Tröpfchenbewässerung über einen Tiefbrunnen begonnen. Derzeit ist die Gründung eines interkommunalen Bewässerungsverbandes in der Anbahnung. Ihn ins Leben zu rufen, "ist für uns eine echte Existenzfrage!" betont Kolb.

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