Die Lage ist ernst: Für die kleinen Rother fehlen Plätze

10.2.2020, 05:59 Uhr
Die Lage ist ernst: Für die kleinen Rother fehlen Plätze

© Foto: Carola Scherbel

Die Eltern haben einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Den kann die Kommune aber nicht allen bieten. Der Notstand treibt viele Eltern um, einige saßen im Zuschauerraum, als er im Rother Bauausschuss diskutiert wurde.

Stefan Hofmann, Leiter des Hochbauamtes, schien die Spannung im Raum zu spüren: Als es um eine Übergangslösung für die Kinderbetreuung ging, legte er erstmal Rechenschaft ab – über alles, was wir "schon getan haben und tun". Seit 2013 habe die Stadt 220 neue Kinderbetreuungsplätze geschaffen, bis 2023 werden, wenn alles wie geplant laufe, noch 330 dazukommen. Hofmann zählte auf: Erweiterung in Kiliansdorf um zwei Gruppen, Kita am Stadtpark mit zwei Kita- und drei Krippengruppen, Herrichten des Kinderhauses in der Städtlerstraße für zwei Kitagruppen und die Großtagespflege, zweigruppiger Hort in Eckersmühlen, Großtagespflege in der Gartenstraße, Ausbau des Waldwichtelkindergartens um zwei Gruppen, der (nicht realisierten) Versuch des Rathausumbaus in Eckersmühlen, Waldkindergarten an der Steinernen Eiche für 25 Kinder, Schutzhütte in Eckersmühlen für 15 Kinder, Arche-Noah-Interimsgruppe im Gemeindehaus und Kauf der Container für den Hort am Nordring. Der Umbau der Awo-Sozialstation für zwei Krippengruppen stehe an und das Erweiteren der Arche-Noah-Kita. Auf der Kupferplatte entsteht ein Kinderhaus für sieben Gruppen.

"Realistisch ist September 2021"

Trotzdem herrscht Mangel, die Plätze reichen nicht. Denn von der neuen Vorschrift zu den "Korridorkindern" sei die Stadt "überrascht" worden. Außerdem seien die Geburtenzahlen von 180 bis 200 auf 260 jährlich "nach oben geschnellt", ergänzt Bürgermeister Ralph Edelhäußer. Dauerhaft absehbar aber sei dieser Trend, der 2016 begann, erst seit zwei Jahren, betont er auf Nachfrage unserer Zeitung. Und: "Wir können nicht mehr als arbeiten."

Also präsentierte Hofmann vor dem Bauausschuss die Idee einer "temporären Containeranlage" für drei Kita-Gruppen. Der Bürgermeister stockte das Konzept jedoch sofort auf vier Gruppen auf – was der Ausschuss später auch beschloss. Geprüft habe man, so Hofmann, sowohl den Festplatz in Eckersmühlen, den Parkplatz am Friedhof Nord gegenüber der Grundschule als auch den Hasenbühl an der Hilpoltsteiner Straße: Geeignet sei am ehesten der Hasenbühl, obwohl in der Nähe der unbeschrankte Bahnübergang ist sowie Lärm von Bahn und Straße herrscht. Damit ist laut Hofmann zwar Kindergarten, nicht aber Krippe möglich. Fertig und beziehbar sein könne der Bau jedoch weder bis Ende 2020 noch bis Mai 2021. "Realistisch ist September 2021."

Nicht befriedigend fanden einige Stadträte diese Auskunft. Vor allem Andreas Buckreus (SPD) war empört: "Wie viele Plätze fehlen eigentlich?" Erst von Eltern würden Stadträte die Zahlen erfahren. Dabei sei der Stadtverwaltung doch bekannt, "wann wer geboren wird". Er verstehe, dass die Planungen für neue Einrichtungen länger dauern. Aber er verstehe auch, dass Familien, die den Kitaplatz heuer brauchen, sich nicht mit einem im nächsten Jahr vertrösten ließen. "Denn sie haben Anspruch darauf." Wenn Eltern von 67 Kindern (so viele seien 2020 nach seiner Rechnung in Roth und Eckersmühlen auf jeden Fall ohne Platz) Klage einreichen würden, "dann kommen ganz schöne Summen zusammen".

"Wir können nicht hexen"

"Was ist unsere Idee?", wollte er von der Verwaltung wissen. Zum Beispiel könne eine zweite Schutzhütte zum neuen Waldkindergarten gestellt werden. Außerdem beobachte er, dass es andernorts doch auch schneller gehe mit dem Bau von Kindergärten. Doch Stefan Hofmann konterte, das Tempo der städtischen Planungen sei eh schon "sportlich". Die Anträge und Genehmigungsverfahren mit Voruntersuchungen würden halt so lange dauern. Allein über das langwierige Verfahren und die zahlreichen Vorschriften für den Waldkindergarten "könnte man ein Buch schreiben", rief er in Erinnerung. Statt also jetzt noch ein weiteres Areal zu prüfen, "woraus dann in drei Monaten vielleicht doch nix wird", setze er lieber gleich auf die Fläche am Hasenbühl. Aber bis dort Container stehen, werde es ehrlicherweise September 2021. "Wir können nicht hexen", unterstützte ihn der Bürgermeister.

Die Idee, bestehende Gebäude zum Beispiel in Eckersmühlen als Kitas umzunutzen, brachte Heinz Bieberle (CSU) ins Gespräch. Auch die sei aber nicht schneller zu realisieren, entgegnete Edelhäußer, weil sie Umbauten erfordere. Dass schließlich ErzieherInnen gefunden werden müssen, mahnte Martin Biller (CSU) an. Und: "Nicht nur Roth sucht Kindergartenpersonal", ergänzte der Bürgermeister. Gegen diesen Mangel helfe vielleicht, den Beruf von oben her zu fördern und "Erzieher besser zu bezahlen".

Beschlossen wurde dann einstimmig, den Platz am Hasenbühl für einen viergruppigen Kindergarten in Containern zu untersuchen und das Bauamt mit den Aufträgen für die Planung zu beauftragen.

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