Die Segel werden für literarische "Irrfahrten" gesetzt

28.4.2017, 17:32 Uhr
Die Segel werden für literarische

© Foto: Bittner

Ab in den Keller soll es gehen. In die "Unterwelt" der Nürnberger Traditionsbuchhandlung Jakob. Das passt. Schließlich ist es ja auch die Literatur, die sich Leo N. zum Medium erkoren hat, um den Austausch zwischen Besuchern und Darstellern zu beflügeln.

Klingt verwirrend, "darf es auch ruhig werden, aber nicht zwingend", orakelt Lisa Hübner und meint: Der Zuschauer entscheide selbst über die Gestaltung seiner "Odyssee" im Jakob´schen Souterrain. Motto: "Alles kann, nichts muss".

Und das geht gut los: Wer sich am 6. Mai für einen Abstecher ins Schmökermekka entscheidet, der wird zunächst versorgt – mit Büchern. Was sonst?

Selbst zum Stift greifen

Die könnten die Gäste aus einem vorhandenen Fundus beliebig wählen, heißt‘s. Doch dürfe es gerne auch Selbstproduziertes sein: Gedanken, Gedichte, ein Einkaufszettel. Block und Stifte lägen bereit . . .

Mit derlei "Proviant" ausgestattet, taucht man schließlich ab, begibt sich die Stufen hinunter. Dorthin, wo fünf verschiedene Stationen installiert sind, an denen man "labyrinthisch" vorbeigelotst werde "wie an den Homer´schen Inseln", beschreibt´s Philipp Weigand.

Analog harren hier fünf Archetypen ihres "Blaue Nacht"-Odysseus. Denn die "anlandenden" Flaneure sollen die wartenden Stationenwächter mit Impulsen versorgen – einer Textpassage aus den mitgeführten Büchern, einer selbstverfassten Zeile, einem Zeitschriftenartikel, ganzen Folianten. Wie es euch gefällt . . .

Entsprechend ihrer jeweiligen Rolle würden die Darsteller dann mit dem gelieferten Material "umgehen". Singend, rezitierend oder performativ? Diesbezügliche Antworten wollen Hübner und Weigand vorsätzlich schuldig bleiben. Nur so viel: Spannend werde es allemal!

"Es gibt auch eine Meerenge, durch die man muss", verrät Weigand zumindest. Doch Skylla und Charybdis brauche man nicht zu fürchten — "nein, es ist nix Gruseliges da unten", versichert Lisa Hübner. Stattdessen sei Vorfreude auf viel Spontaneität, Unerwartetes und jede Menge Spaß angesagt. Kunst – interaktiv und prozesshaft: das Markenzeichen von Leo N.

Während Lisa Hübner und Philipp Weigand seit 2013 "Herz und Kopf des Kollektivs" bilden, wird jedes ihrer Projekte von weiteren Kreativschaffenden unterstützt. So auch diese Auflage. Denn die "Literarische Rhapsodie" kennt keine Pause – "es wird von 19 bis 24 Uhr durchgespielt", klärt Lisa Hübner auf.

Zum nunmehr vierten Mal ist Leo N. mit "interaktiver Kunst im öffentlichen Raum" bei der "Blauen Nacht" vertreten. Nach "Freiheit", "Sehnsucht" und "Wahrheit" lautet das Thema nun also "Odyssee".

Allzu lang mussten Hübner und Weigand nicht an ihrer "literarischen Irrfahrt" feilen, zumal der Kurs von Anfang an klar war: "Die Zuschauer gestalten mit. Wir verstehen Kunst nie als reines Konsumobjekt, sondern wollen den Kunstgedanken in jedem wecken oder zumindest die Möglichkeit dazu schaffen".

Kreative Freundschaft

Das ist die Philosophie zweier Freunde, die sich seit Hilpoltsteiner Schultheatertagen kennen, "künstlerisch gut zusammenpassen" und beruflich gleichfalls kreative Wege gehen: Lisa Hübner als Zeitungsredakteurin und Radiomoderatorin; Philipp Weigand als Schauspieler, der demnächst vom Staatstheater Nürnberg nach Saarbrücken wechselt. Auch das eine Reise.

Doch die Reise, zu der Leo N. jetzt erst einmal aufbricht, soll die Besucher mittels "Literatur als Vehikel" anderen Welten entgegenschippern lassen, wobei die Gäste selbst das Segel setzen. Unvoreingenommen, intuitiv, ungeplant. Dann klappt´s auch mit dem Aha-Erlebnis.

"Denn dies", so prangt‘s als Motto über dem Leo N.-Projekt, "hab‘ ich mir vorgenommen...".

Leo N., "Literarische Rhapsodie. Eine interaktive Lesung" (Nr .20) bei der "Blauen Nacht" am 6. Mai, 19 bis 24 Uhr, Buchhandlung Jakob, Hefnersplatz 8 (Eingang über Josephsplatz), Nürnberg/Altstadt Süd . Das nächste Mal sind Leo N. dann am 22. Juli beim "MiA-Festival" in Altdorf zu erleben.

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