Die Technik im Rother Freibad: Nachts taucht Marina im Becken

27.8.2019, 06:15 Uhr
Die Technik im Rother Freibad: Nachts taucht Marina im Becken

© Martin Regner

Was die Schwimmer sehen können, ist, dass immer wieder Wasser in Wellen über den oberen Beckenrand schwappt und unter einem weißen Gitter verschwindet, das um den Beckenrand herum verläuft.

Von hier aus gelangt das Wasser in große blaue Kessel mit Mehrschichtfiltern. Denn es kommt nicht allein, sondern bringt so einiges mit, wie Schubert erklärt: "Haare, Hautschuppen, Kaugummis, im Wasser gelöste Sonnencreme, Blätter von Bäumen. Fingernägel sind auch oft drin. Also die künstlich aufgeklebten von Frauen." Die vom Gewicht her schwereren Verunreinigungen, die im Wasser landen, kommen erst gar nicht bis zu den Filtern: Sie sinken schon im Schwimmbecken nach unten auf den Boden.

Chlor in gelben Gasflaschen

Dazu gehören Sandkörner, kleine Steine, Geldstücke oder verloren gegangener Schmuck. Damit sich auf Dauer nicht eine Menge davon auf dem Beckenboden sammelt, fährt jede Nacht ein Unterwasser-Saugroboter durch sämtliche Becken und saugt den Unrat ab. Der Roboter hat auch einen Namen: "Marina, unser fleißiges Mädchen", meint der Badbetriebsleiter – und schmunzelt.

Nach den Mehrschichtfiltern, die mit Kies, Quarzsand und Aktivkohle gefüllt sind, wartet eine chemische Desinfektion mit Chlor auf das Badewasser. Daher kommt auch der typische Geruch nach Schwimmbad, den man so kennt. Das dafür verwendete Chlor wird in gelben Gasflaschen in einem separaten Raum gelagert, den nur speziell geschultes Personal betreten darf. "Hier muss man höllisch aufpassen", erklärt Schubert: "Ein Austritt von Chlorgas muss auf jeden Fall vermieden werden."

Logisch, denn Chlorgas ist ätzend und man sollte es nicht einatmen. Nach dieser mehrstufigen Behandlung spricht der Fachmann von "Reinwasser", das über Düsen am Boden der Schwimmbecken wieder ins Bad geleitet wird: "Wir haben so eine vertikale Beckendurchströmung."


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Und diese hat ihre Vorteile. Denn die vertikale Strömung reißt im Wasser gelandete Verunreinigungen mit sich unter die Gitter am Rand der Becken, sodass sie von der nachgeschalteten Reinigungstechnik aus dem Wasser geholt werden können. Die Wasserqualität wird ständig von einer automatischen Messtechnik überwacht, die etwa Aufschluss über den pH-Wert und den Chlorgehalt des Wassers gibt. Da der pH-Wert des Rother Leitungswassers für den Betrieb des Schwimmbads ein wenig zu niedrig liegt, muss er mit Hilfe von Marmorkies, durch den das Wasser gepumpt wird, auf Werte zwischen 6,5 und 7,4 angehoben werden. Das liegt rund um den Wert von 7, an dem Wasser als neutral gilt (also weder basisch noch sauer ist). Der Marmokies löst sich dabei auf.

Die Besucher bekommen davon nahezu nichts mit. Im Hitzejahr 2018 schauten rund 153 000 Menschen im Freizeitbad Roth vorbei und planschten in den rund 3600 Kubikmetern Wasser, die zusammengerechnet in alle Becken passen. Das entspricht 3,6 Millionen Litern.

 

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