Dynamisch und filigran zugleich

12.12.2010, 22:55 Uhr
Dynamisch und filigran zugleich

© Tschapka

Zu sehen sind auf den großformatigen Papieren, die nicht älter als acht Wochen sind, meist wellenförmige Pinselkonturen, die oft in sich geschlossen, aber dennoch nach außen geöffnet wirken. Betrachtet man die Arbeiten der Künstlerin genauer, so stellt man fest, dass die Oberflächen nahezu glatt sind. Wegen der großen Dynamik, die den Bildern innewohnt, erwartet man eigentlich beachtliche Farbfurchen.

Gertrud Kasper erklärt in ihrer Ansprache ihre Arbeitsweise, die sie als eine Mischung aus Monotypie und Dekalkomanie (Abziehtechnik) bezeichnet: Eine dicke Schicht Farbe wird auf eine glatte Oberfläche aufgetragen, ein darüber gelegtes und abgeriebenes Papier lässt das Bild seitenverkehrt erscheinen. „So entstehen bei aller Dynamik die filigranen Elemente des Druckes, die Einmaligkeit und der Zufall, der jeden Druck begleitet“, so Kasper.

Losgelöst von der Realität

Dies ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, da sich die Malerin früher mit präzisen Photorealismus und Hyperrealismus in ihren Werken ausgedrückt hat. Diese Loslösung von der „Realität“ sei nicht zuletzt Ausdruck einer Reihe von Installationen und großformatigen Acrylbildern, von denen einige in katholische Kirchen in ihrer Heimat zu finden seien, erzählte sie.

Die Ausstellung im Bunker kam durch ihren guten Kontakt zu Pfarrer Jürgen Konert zustande, der wie sie aus Neumarkt stammt. Nachdem Gertrud Kasper schon seit Jahren den jährlichen „Kreativ-Tag“ für Jugendliche im Thalmässinger Bunker betreut, bedurfte es nur noch einer kleinen Ermunterung Konerts, doch auch mal die eigenen Werke im Jugendzentrum zu zeigen. So war der Jugendseelsorger auch sehr beeindruckt von den Werken, die zum überwiegenden Teil in schwarz, manche jedoch auch in kräftigem Rot entstanden. „Ziel der Kunst ist es immer, in Dialog mit anderen Menschen zu treten, und der Mensch soll versuchen, sich darauf einzulassen“, so der Geistliche.

20 Jahre pausiert

Rund 20 Jahre ist es her, dass Gertrud Kasper das letzte Mal ausgestellt hat. Im Bunker ist dies sogar eine Premiere. „Aber meine drei Kinder sind inzwischen groß, so dass ich mich nun wieder mehr meiner Kunst widmen kann“, so Kasper, die auch als ehrenamtliche Führerin im „Museum Lothar Fischer“ in Neumarkt tätig ist.

Das Geheimnis des Titels ihrer Ausstellung, „Gestus“, lüftet die Künstlerin in ihrer Ansprache dann auch noch: „Die Bilder entsprechen den Gesten, die beim Auftragen der Farbe am Anfang des Prozesses entstehen“, erklärt die Künstlerin, und in der Tat, auch beim Erzählen über sich und ihre Kunst vollzieht sie mit ihren Armen weit ausholende Gesten.

Die Ausstellung ist noch bis 12. Februar 2011 im Thalmässinger Bunker zu sehen.