"Ein bisschen Geduld": Tipps zum Umgang mit Pferden im Straßenverkehr

7.8.2020, 06:00 Uhr

© Foto: Stefanie Graff

Als passionierte Gelände-Reiterinnen haben Caroline Van Klaveren und Alina Newotni schon einige brenzlige Situationen erlebt. Nicht immer lasse es sich vermeiden, bei Ausritten vom Stall weg Straßen zu überqueren oder ein Stück an ihnen entlang zu reiten. "Kein Reiter bleibt dabei länger auf der Straße, als er unbedingt muss", betont die Büchenbacherin Van Klaveren, die seit über 25 Jahren mit Rössern in der Landschaft unterwegs ist.

Zulässig ist das. Laut StVO sind Pferde im Straßenverkehr ausdrücklich erlaubt und müssen auf der rechten Fahrbahnseite gehen. "Wenn dann aber ein Lkw ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren so eng an mir vorbei brettert, dass ich ihn mit dem ausgestreckten Arm berühren könnte, dann ist das einfach pure Rücksichtslosigkeit", klagt Caroline Van Klaveren.

Und selbstverständlich gefährlich. Obwohl sie versichert, dass nur versierte Pferde draußen unterwegs sind, die mit anderen Verkehrsteilnehmern grundsätzlich gar keine Probleme haben. "Sie kennen die Geräusche von hinten herankommender Autos. Auch an landwirtschaftliche Maschinen, Lkw oder Motorräder sind sie gewöhnt und laufen einfach ruhig weiter."

Abstand ist das A und O

Vorausgesetzt, die Fahrzeuge fahren mit angemessener Geschwindigkeit nicht zu dicht vorbei. "Genügend Abstand zu halten ist wichtig. Denn natürlich kann sich auch ein gut geführtes und erfahrenes Tier mal unerwartet erschrecken und einen Hüpfer machen."

Was sie richtig ärgert: "Wenn Motorradfahrer neben oder knapp vor uns die Maschine schnell mal kurz aufheulen lassen. Das ist nicht lustig!"

Noch etwas liegt Caroline Van Klaveren beim Miteinander im Straßenverkehr besonders am Herzen: Vor allem in Stallnähe seien sie oft zu mehreren unterwegs und überqueren die Fahrbahn immer im geschlossenen Verband. "Haben Sie ein bisschen Geduld mit uns und lassen Sie uns gemeinsam passieren."

Besonders viel Rücksicht in der Mitte 

Denn: Unerfahrene junge oder noch nicht ganz sichere Reiter und Pferde werden stets in die Mitte genommen und orientieren sich an souveränen Leittieren. Das Gleiche gelte auch für das Kolonnereiten entlang einer Straße. Wer in die Kolonne hinein überholt, gefährdet Reiter, Pferde und auch sich selbst. "600 Kilo Pferd auf der Motorhaube oder auf dem Schoß – das ist nicht schön."

Fast schwieriger als die Begegnung mit motorisierten Fahrzeugen erleben die Reiterinnen derzeit allerdings das Aufeinandertreffen mit Radfahrern, auch abseits der Straßen. Ein Problem, das sich in den letzten Wochen verstärkt gezeigt hat. Seit Corona sind viel mehr Leute als sonst zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Wegen unterwegs. Bei vielen sei die Unsicherheit bei der Begegnung mit den großen Tieren deutlich spürbar. Andere seien einfach nur gedankenlos unterwegs.

In der Natur wird es eng

"Weder Reiter noch Pferd können in Bewegung ein Fahrrad, das von hinten kommt, hören. Urplötzlich erscheinen dann schnelle Radler – auch Jogger – seitlich im Blickwinkel der Tiere, wenn sie schon fast auf gleicher Höhe sind." Das kann auch extrem erfahrene Gelände-Pferde aus der Ruhe bringen und ist vor allem für die Passierenden brandgefährlich.

"Radfahrer und Läufer haben den Kopf genau auf Hufhöhe, wenn das Pferd erschreckt auskeilt oder einen Satz macht", weiß Caroline Van Klaveren. Und rät: "Bitte machen Sie sich hinter uns schon von Weitem und laut bemerkbar. Klingeln Sie, rufen Sie und ziehen Sie alle Register, damit wir Sie hören." Wer dann noch mit ordentlich Abstand passiert, darf sich sicher fühlen und hat alles richtig gemacht.

Aber was, wenn einem Reiter unterwegs entgegenkommen? "Aus der erhöhten Perspektive sehen wir Fußgänger und Radfahrer meist früh und nehmen sofort Tempo raus", erklären die Reiterinnen. Entgegenkommende Radfahrer und Spaziergänger sollten ihren Weg einfach auf der gegenüberliegenden Wegseite fortsetzen.

Oft erleben die Reiterinnen, dass es Passanten besonders gut meinen und sich seitlich ins Gebüsch verdrücken. Diese vermeintliche Vorsichtsmaßnahme kann aber ins Auge gehen: "Das Pferd hat Sie ja wahrscheinlich auch gesehen und wird unsicher, wenn Sie plötzlich weg sind."

Alina Newotni, die selber ein achtwöchiges Baby hat, ergänzt: "Das gilt auch für Familien mit Kindern und Kinderwagen." Wenn es zu eng wird, bleiben vernünftige Reiter sowieso stehen. "Ich kenne keinen, der das nicht macht", versichert Van Klaveren. "Wir wünschen uns ein gutes und sicheres Miteinander."

Keine Kommentare