Ein „fettes“ Dankeschön

19.7.2016, 16:10 Uhr
Ein „fettes“ Dankeschön

© Fotos: Weinig

Ein „fettes“ Dankeschön

Blasen an den Händen vom vielen Obst schnipseln; blaue Flecken an Schienbeinen von störrischen Absperrungen, die (zunächst) nicht so stehen wollten wie sie sollten; ein steifer Rücken vom stundenlangen Bücken nach Wasserflaschen und irgendwie echt müde – am Tag eins nach dem großen Rennen haben nicht nur die Athleten, sondern auch die Helfer einen langen Wettkampftag in den Knochen.

Aber: Es hat alles geklappt wie am Schnürchen. Wieder einmal. Darum mischt sich in dieses „Ganz-schön-kaputt-sein“ auch so etwas wie Freude und Stolz und das Gefühl es – wieder einmal – geschafft zu haben. Und zwar richtig gut. In dieser Einschätzung sind Organisatoren und Sportler so eng beieinander, wie Powerriegel auf Radrahmen kleben können.

„Ihr seid der Grund, warum dieses Rennen weltweit so legendär ist. Das ist echt unglaublich hier.“ Dieses Lob für die rund 6000 Helferinnen und Helfer, die beim DATEV Challenge Roth im Einsatz waren, kommt beim traditionellen Helferfest aus berufenem Mund: von Jan Frodeno.

Für ihn und die anderen Top-Athleten des vergangenen Tages ist es selbstverständlich, bei der Helferparty nicht nur mit dabei, sondern auch mittendrin zu sein. Der Mann, der tags zuvor in Weltbestzeit ins Ziel gekommen war, und (scheinbar) immer einen lockeren Spruch parat hat, spart in seiner sympathisch-direkten Art (siehe: „fettes Dankeschön“) nicht mit Superlativen in Verbindung mit den Helfern. Damit ist er an diesem fröhlich-ausgelassenen Abend bei weitem nicht der Einzige.

Ob die „fliegende Holländerin“ Yvonne van Vlerken, die nach ihrem harten Rennen beim Helferfest schon wieder so oft und herzlich lacht, wie man das von ihr kennt; oder Weltmeisterin und aktuelle Datev Challenge Roth-Siegerin Daniela Ryf – sie alle ziehen verbal ihren Radhelm vor den rund 6000 Helferinnen und Helfer, „ohne die das Rennen so gar nicht möglich wäre“, wie Nils Frommhold sagt.

Überall vor Ort und voll dabei

Letzteres betont auch Rennleiter Felix Walchshöfer in seinem Statement auf der Bühne; just in dem Zelt, in dem sich tags zuvor hunderte von Helfern intensiv um die Nachversorgung der Athleten gesorgt hatten - nebst den Gruppen, die in Kompaniestärke am Schwimmstart, in den Wechselzonen, entlang der Strecken und im Zielbereich Dienst schoben.

Nicht zu vergessen die Teams von „Challenge for all“ und den „Womens Run“; die Parkplatzsicherung durch die Rotarier, die Auf- und Abbauteams, Bauhöfe und Stadtverwaltungen, Motorrad-Staffel und Homestay-Familien, Melde- und Infostelle, die Aktiven von „La Carrera“ Hilpoltstein, die Bambinilauf und Nightrun organisierten.

Neu in dieser vielfach eingeschworenen Helferfamilie war eine weitere Gruppe: „Ohne unsere Asylbewerber hätten wir nie in dieser kurzen Zeit unser Stadion aufstellen können. Es waren so viele, die hier die Ärmel hochgekrempelt und kräftig mit angepackt haben. Das ist gelebte Integration“, freut sich Walchshöfer in seiner Helfer-Laudatio.

Einen speziellen Dank richtet der Rennleiter an die Hilfskräfte von Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk, Feuerwehr, medizinischem Dienst und Polizei. Bei aller Freude über Weltbestzeit und Spitzenleistungen seien sie in einem traurigen Maß gefordert gewesen als es galt, den Schwimmer zu bergen, der wenig später im Krankenhaus eines natürlichen Todes starb.

„Alle haben ihr Möglichstes getan“, würdigt Walchshöfer das schnelle und umsichtige Eingreifen der Hilfsdienste, um zugleich vor allen Helfern der Familie des Verstorbenen das tiefe Mitgefühl des gesamten TeamChallenge auszudrücken.

Walchshöfer lässt dann auch kurz die Geschichte des Rennens Revue passieren, das unter dem Label „Challenge“ vor 15 Jahren an den Start gegangen ist – und das damit heuer die Ironman-Ära im Landkreis überrundet hat.

Große Loyalität

„Dass wir das einmal schaffen, haben außerhalb unserer Region nur die wenigsten geglaubt. Oft wurde damals der Triathlon hier in Roth für tot erklärt. Aber dank Euch, den Helferinnen und Helfern; dank Eurer Loyalität ist es heute die größte und schönste Veranstaltung ihrer Art. Weil wir uns all die Jahre auf Euch verlassen konnten“, ruft Walchshöfer den jubelnden Gästen im bis auf den letzten Platz besetzten Zelt zu. Ja, an diesem Abend darf man sich unterhalb der Bühne mit gutem Gewissen gerne auch ein bisschen selbst feiern.

Die vielen unterschiedlichen Helferfraktionen genießen an diesem Abend die vertauschten Rollen. Nun sind sie es, die bewirtet werden; und die dann die einmalige Gelegenheit haben, sogar bis auf Tuchfühlung - Selfies sind an diesem Abend ein absolutes „Muss“ - zu gehen mit den weltweit erfolgreichsten Topathleten.

Gut gelaunt und geduldig geben die Stars des DATEV Challenge Roth 2016 Autogramme auf alles, was beschreibbar ist und lassen sich bereitwillig gemeinsam mit ihren Fans ablichten. Fans, von denen viele auch im nächsten Jahr wieder als Helfer irgendwo an der Strecke zwischen Kanal und Zielstadion mit dabei sein werden.

1 Kommentar