Ein Hingucker mit Glanzeffekt

12.6.2008, 00:00 Uhr

«Bauen kann die Hölle sein. Bauen kann aber auch etwas Wunderbares sein.« Und genau das ist beim allmählich entstehenden Hochregallager von Keller und Kalmbach der Fall. Sagt einer, der es wissen muss. Geschäftsführer Dr. Florian Seidl selbst war beim Richtfest gestern mittag für das «mit Abstand größte Bauprojekt« seiner Firma stolz und begeistert.

Arbeiter, Planer, Statiker und Architekt «haben schnell, mit Sorgfalt, Genauigkeit und Voraussicht auf alle Unwägbarkeiten« das große Lagergebäude im Hilpoltsteiner Gewerbegebiet «vor dem Zeitplan« so weit in die Höhe gezogen, dass Seidl in dem dreigeteilten Gebäude sie alle schon zum ersten Baustellenfest einladen konnte.

Vor drei Monaten war hier noch Wiese, jetzt ist einiges zu sehen von dem Komplex. In ganzer Länge fertig ist die so genannte Vorzone, eine 165 Meter lange Halle, in der ab Januar 2009 im Probe- und ab Frühjahr dann im Vollbetrieb gearbeitet wird. Vorn ist Platz für Verwaltung, Büros und Schulungsräume. Im hinteren Teil werden Pakete und Paletten mit Schrauben, Muttern, Scheiben und Stiften angenommen, ausgepackt und zwischengelagert.

Im hinteren Teil der Vorzone schließt sich im rechten Winkel dazu das automatische Kleinteillager an, in dem kleinere Pakete und Kartons einsortiert und gelagert werden. Größe: 65 Meter lang, 29 Meter breit, 14 Meter hoch. In einem dunklen Blau soll die Fassade dieses Gebäudeteils später leuchten.

Am deutlichsten sichtbar aber ist bereits jetzt das Vorzeigestück, das vollautomatische Hochregallager. Von dem insgesamt 36 Meter hohen und 23 Meter breiten Lager steht in der Länge aber erst ein Fünftel. Die Konstruktion aus unzähligen Metallstangen wird 123 Meter lang. Innen werden große Roboter in den Lagergassen umherfahren und in 35000 Palettenplätze die Paletten mit Werkzeug einsortieren, sie dabei sogar nach Nachfragehäufigkeit weiter vorn und hinten anordnen. Diese «intelligente Lagerverwaltung« findet übrigens komplett automatisch statt, «Menschen haben da gar keinen Zugang«, berichtet Architekt Klaus Damovsky beim Baustellenrundgang.

Nach außen präsentiert sich der große Komplex elegant und schlank: Die Außenhaut des langen Kubus wird weiß glänzen und den Himmel widerspiegeln. «Es wird sehr schön«, ist Dr. Seidl sicher, der die Aufgabe der ästhetischen Gestaltung dem Münchner Peter Straßl übertragen hat.

Die Fassade soll der Hingucker schlechthin sein, freut sich auch Karl Scheuerlein, der Leiter der Rother Unternehmerfabrik. Dafür habe Keller und Kalmbach tief in die Tasche gegriffen, lobt Scheuerlein die gelungene Architektur.

Scheuerlein ist schon am Überlegen, wie die Region auf der Fassadenfläche für sich werben kann: «Täglich fahren hier 80000 Autofahrer vorbei, und es gibt keinen, der das Gebäude nicht sieht.«

Aus Hilpoltsteiner Sicht spielt jedoch nicht nur die Optik eine Rolle. 50 bis 60 Mitarbeiter werden in dem größten Lager der Schrauben- und Werkzeugfirma eine Arbeitsstelle finden.

Das Unternehmen legt laut Karl Scheuerlein außerdem Wert auf ökologische Konzepte. Die Hälfte aller Lkw, die das Lager anfahren, muss die neue Euro-Abgasnorm fünf erfüllen. «Langfristig wollen wir das für alle Lastwagen erreichen«, prognostiziert Dr. Seidl.

Ein nachhaltiges Heizungskonzept wird derzeit ausgetüftelt. Sicher ist laut Seidl schon, dass nicht mit fossilen Brennstoffen geheizt wird.