Ein Karussell mit Schweineköpfen im Rother Schloss Ratibor

16.9.2019, 18:30 Uhr
Ein Karussell mit Schweineköpfen im Rother Schloss Ratibor

© Foto: Yevheniia Frömter

In der Tat sei die Ausstellung etwas nicht alltägliches, bilanzierte zweiter Bürgermeister, Hans Raithel bei der Eröffnung: "Hierbei handelt es sich um etwas nicht Gewöhnliches." Ein Weihnachtsbaum, der von der Decke hängt, ein "Karussell" mit Schweineköpfen und weißen Kitteln oder eine quietschgelbe Skulptur im Prunksaal sollen die reiche Geschichte des Rother Wahrzeichens aus völlig anderen Perspektiven darstellen.

Über 100 Kunstbegeisterte nahmen an der Eröffnungsfeier teil und zeigten sich begeistert. Natürlich gab es im Publikum auch fragende und völlig verblüffte Gesichter. "Kunst ist kein Ponyhof", erklärte die Künstlerin Wicky Raindl darauf. Für sie sei Kunst eine große Herausforderung: "Deshalb sind wir auch kreativ."

Weich oder hart?

Manchmal müsse Kunst auch erklärt werden, so Raindl. Unter den Gästen befand sich der lokale Künstler Billy Wechsler: "Ich verzichte auf Erklärungen. Manchmal muss ich ein Kunstwerk mehrmals ansehen, um es zu verstehen. Ein Kunstwerk muss mich ansprechen." Dabei steht Wechsler vor der "großen Arbeit" der Künstlerin Young-Hun Lee. Die gelbe Skulptur "DuKis us F" zeigt beim genaueren Blick zwei ineinander verkantete Objekte. Dabei sei auf den ersten Blick nur schwer erkennbar, ob das Werk weich oder hart sei. "Die Oberfläche könnte glänzend oder matt sein", rätselte ein weiterer Insider der Kunstszene. "Es hilft, das Objekt von mehreren Seiten zu begutachten und aus unterschiedlichen Perspektiven", riet Wechsler.

Besonderes Interesse zog das Kunstwerk "Invasion auf Aiaia-Insel der Kirke" von Wicky Raindl auf sich: Insgesamt zehn Schweinemasken aus Pappmaché und fünf weißen Krankenschwesternkittel hängen im ehemaligen Kunstsaal Wilhem Stiebers von der Decke. Umrahmt wird das Kunstwerk von Fotografien, die halbnackte Frauen mit Schweinmasken und nur mit Strapsen bekleidet zeigen. "Ein perfekter Ort für dieses Werk. Stieber war ebenfalls ein großer Kunstliebhaber und Sammler", schwärmte Raindl.

Bei ihrem ersten Rundgang durch Schloss Ratibor kam ihr sofort in den Kopf: "Wow! Hier will ich ausstellen." Zusammen mit Künstlerkolleginnen und -kollegen durchforstete sie die Schlossräumlichkeiten und filterte die "Aura" der einzelnen Zimmer heraus. Aufgrund dieser Eindrücke entstanden die unterschiedlichsten Werke. "Wir wollen mit der Ausstellung die Geschichte neu beleuchten, neue Strukturen ins Schloss bringen und die Raumauren brechen: Wir haben das mit Bravour gemeistert", so Raindl weiter.

Völlig begeistert zeigte sich auch Museumsleiter Guido Schmid: "Die Ausstellung ermöglicht es, das Schloss völlig neu zu erfahren. Es können nun Geschichten erfahren werden, die man normalerweise nicht kennt." Für Schmid könne Kunst ganze Wände zum vibrieren bringen: "Diese Werke erobern die Räume." Einzig und allein die Schlossführer stünden nun vor einer großen Herausforderung, scherzte er. "Es müssen während der Ausstellung neue Geschichten ausgedacht werden." Etwa könnte eine Diaprojektion einer toten Kuh, an die sich eine Frau schmiegt, für Erklärungsbedarf sorgen: "Das Bild ist ein Affront, da es ausgerechnet in einem Raum zu sehen ist, der dem Essen gewidmet war."

"Schloss – Kunst – Raum" sei für Schmid eine "tolle Ausstellung" und er sei "über die geleistete Arbeit richtig froh". Vieles könne auf den ersten Blick erschlossen werden – "lassen sie sich einfach darauf ein." Der "andere Blickwinkel" auf das Schloss Ratibor ist noch bis 30. November zu bestaunen.

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