Ende der Corona-Zwangspause: Hoteliers freuen sich "verhalten"

20.5.2021, 05:01 Uhr
Im März hatte Sylvia Lehmann, Hotelwirtin in Schwand und Dehoga-Kreisvorsitzende, mit gedecktem Tisch und gemachtem Bett noch für eine baldige Öffnung demonstriert. Jetzt ist sie skeptisch, was die Zukunft bringt. 

© gw Im März hatte Sylvia Lehmann, Hotelwirtin in Schwand und Dehoga-Kreisvorsitzende, mit gedecktem Tisch und gemachtem Bett noch für eine baldige Öffnung demonstriert. Jetzt ist sie skeptisch, was die Zukunft bringt. 

Also gilt sowohl in Schwabach als auch im Landkreis Roth ab Freitag, was Ministerpräsident Markus Söder verkündet hat: Hotels und Gasthöfe, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze dürfen – rechtzeitig zu Pfingsten – ihre Türen wieder öffnen.

„Nach dieser langen schlimmen Zeit freue ich mich natürlich, dass wir öffnen dürfen“, sagt Sylvia Lehmann, Hotelwirtin im Schwan in Schwand und Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, „aber ich freue mich verhalten. Euphorie ist es noch nicht.“ Warum? „Weil ich nicht weiß, wie die Vorgaben angenommen werden.“ Zu allen anderen Vorgaben gehört ja jetzt auch der negative Corona-Test, der alle zwei Tage erneuert werden muss.


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Dazu komme manche Regelung, die nicht jeder nachvollziehen kann. Beispiel: Die Geschäftsreisenden brauchen weiterhin keinen Test, die Touristen schon. Noch ein Beispiel: Die Übernachtungsgäste dürfen im Hotel essen, die Ausflugsgäste dürfen nur in den Biergarten.

Und: „Täglich kommen Anfragen wegen kleinerer Hochzeiten und Familienfeiern, aber das dürfen wir ja alles noch nicht.“ Gerade nach der langen Durststrecke müsse man aber extrem auf Kosten und Auslastung achten (momentan hinkt ihr Umsatz einem „normalen“ Mai um 90 Prozent hinterher). Bei den strengen Vorgaben und beim Blick auf die Wetteraussichten sei das nicht möglich.

Vielleicht wieder schließen müssen

Und noch ein Gedanke taucht hie und da auf: Wenn die Gastgeber jetzt ihr Personal aus der Kurzarbeit holen, die Kühlkammern auffüllen und das Bier anzapfen – und dann vielleicht nach einer Woche wieder schließen müssen, weil die Inzidenz-Zahlen wieder steigen?

„Noch nicht wirklich anders“ fühlt sich die Öffnungsankündigung beim Hotel Centro in der Schwabacher Innenstadt an. Christina Porlein, die mit ihrem Mann das Altstadthaus führt, denkt aber positiv. „Irgendwann muss es ja wieder losgehen.“ Wie praktikabel Tests und Kontrollen seien, „das muss man sehen“. In Schwabach mit mehreren Schnelltestzentren sieht sie kein Problem.

Da ihr Haus ein Garnihotel ist, müssen sich die Gäste sowieso anderweitig, also mit To-go-Lösung oder im Supermarkt, um ihr Abendessen kümmern. „Das mussten die Geschäftsreisenden vorher auch schon machen. Jetzt ist zumindest die Außengastronomie wieder geöffnet.“

"Nützt noch nicht viel"

Da „das deutsche Wetter wieder zuschlägt, nützt uns die Öffnung noch nicht viel“, ärgert sich Sabine Lindner, Juniorchefin im Gasthof Raab in Schwabach. Der Aufwand sei „enorm“, denn neben dem schon bekannten Hygienekonzept müsse jetzt auch noch Impfung oder Test abgefragt werden. Und die Entzerrung der Tische bedeute für die Mitarbeiter, dass sie jeweils nicht mehr zehn, sondern 20 Meter zum Tisch laufen müssen. „Das ist schon ein Unterschied.“

Ein weiterer (negativer) Faktor in der Rechnung: Die umsatzstärkeren Zechen etwa von Messebesuchern fallen noch weg. „Erst einmal werden nur die Kosten gesteigert.“ Ihr Fazit: „Weniger Gäste, mehr Personal – wir müssen lernen, damit umzugehen. Aber meine Freude ist noch sehr verhalten.“

Für Mike Miemczyk, den Wirt des Hotels Gutmann zur Post in Hilpoltstein, stellt sich ein weiteres Problem: Zwölf Zimmer sind von Freitag bis Montag schon reserviert. Die Familien-Radelgruppen kommen am Freitag natürlich auch mit einem negativen Corona-Test bei ihm an. "Der Test gilt bis Sonntag, aber sie bleiben bis Montag." In Hilpoltstein gebe es am Wochenende keine Textmöglichkeit, die Fahrt nach Roth ist für die Urlauber wegen der Sperrung in Eckersmühlen "ganz schön aufwändig".


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"Eine schwierige Logik" sieht Miemczyk auch in der ungleichen Behandlung von Gästen. "Die Hotelgäste dürfen drinnen essen, die Biergartengäste nicht. Wenn es anfängt zu regnen, muss ich die einen heimschicken, während die anderen drinnen weiteressen." Andernorts komme es deshalb sogar zu Tricksereien, hat er erfahren: Ein Hotelwirt ließ Gäste einchecken, gab ihnen einen Gutschein, für den sie dann - drinnen - essen durften. Miemczyk: "Auf die Idee wär ich überhaupt nicht gekommen."

Auch der Einkauf sei "sehr schwierig", weil er nicht abschätzen kann, wie viele Gäste kommen. "Aber wenn mir dann die Ware ausgeht, wenn die Gäste schon mal da sind, ist es natürlich blöd." Anfragen bekommt er laufend, auch für Hochzeiten, aber mehr für August und September. "Die Leute sind noch sehr vorsichtig. Denn was ist, wenn die Werte wieder steigen?" Er hofft, dass sie das nicht tun. "Und dass irgendwann alles wieder normal wird."

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