Unpassierbares "Tor zum Seenland"

Endstation für Gehbehinderte: Ministerin soll Gmünder Bahnhof ausbauen helfen

26.9.2021, 06:45 Uhr
Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner in Georgensgmünd: Ihr Parteikollege Volker Bauer (links) und Bürgermeister Ben Schwarz (Zweiter von rechts) hatten sie gebeten, im Kabinett für weitere Anstrengungen beim barrierefreien Ausbau des Bahnhofs der Rednitz-Gemeinde zu werben. Der Rother Rathauschef und mögliche künftige Bundestagsabgeordnete Ralph Edelhäußer (rechts) soll dafür im Fall seiner Wahl auch in Berlin Geld locker machen.

© csu-Nagl, NN Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner in Georgensgmünd: Ihr Parteikollege Volker Bauer (links) und Bürgermeister Ben Schwarz (Zweiter von rechts) hatten sie gebeten, im Kabinett für weitere Anstrengungen beim barrierefreien Ausbau des Bahnhofs der Rednitz-Gemeinde zu werben. Der Rother Rathauschef und mögliche künftige Bundestagsabgeordnete Ralph Edelhäußer (rechts) soll dafür im Fall seiner Wahl auch in Berlin Geld locker machen.

„Mehr als 200 Bürger demonstrieren am Bahnhof Georgensgmünd“, „Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht“, „Macht die Bahn wirklich mobil?“ - das war 2012. Oder: „Kampf um Barrierefreiheit am Georgensgmünder Bahnhof“. So hieß es 2018. Seit Jahren sind in der Rezatgemeinde entsprechende Rufe Richtung Bahn zu vernehmen, die den barrierefreien Ausbau des Georgensgmünder Bahnhofes fordern. Und das nicht nur seitens der Gemeinde, sondern auch von Politikern auf Bundes- und Landesebene sowie von Behindertenverbänden.

Und die Bahn? Die bewege sich in dieser Angelegenheit nicht wirklich. Vielmehr vertröste sie die Gmünder immer wieder, so der Tenor. 1600 Ein- und Ausstiege täglich. Zudem gilt Georgensgmünd als „Tor ins Fränkische Seenland“, wo nachhaltiger Tourismus bereits bei der Anreise gestärkt werden soll. Das Problem: Am Bahnhof Georgensgmünd sind die Züge nach Treuchtlingen für Menschen im Rollstuhl allein überhaupt nicht nutzbar. Zum Bahnsteig führen ausschließlich zwei Treppen.

Auf dem Bahnsteig gen Nürnberg ist zwar ein behindertengerechter Zugang gewährleistet. Um dahin zu gelangen, muss aber ein ziemlicher Umweg in Kauf genommen werden. Ferner sind an allen Bahnhöfen ausschließlich Fahrkartenautomaten zu finden, die nicht nur von Menschen mit Sehbehinderung schwer bis gar nicht zu bedienen sind. Für den Bürgermeister der Gemeinde Georgensgmünd, Ben Schwarz (SPD), ist somit unstrittig: „Der Bahnhof in Georgensgmünd gehört zeitnah barrierefrei ausgebaut.“

"Schwarzer Peter" beim Bund

Ins selbe Horn stößt auch Landtagsabgeordneter Volker Bauer (CSU). Der Abgeordnete hatte sich in den vergangenen Tagen bereits mit einem Brief an die Bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer gewandt. Sein Inhalt: Neben dem Schienenfernverkehr sei auch die Infrastruktur für die Menschen vor Ort zu ertüchtigen.

Diesen Wunsch trugen jetzt Ben Schwarz und Volker Bauer gemeinsam mit Heinz Bieberle und Dorit Leikam vom VdK sowie Klaus Günter Mattlat und Bernhard Endres von der Selbsthilfe Körperbehinderter, Landesverband Bayern (BSK), Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) vor. Diese lobte zunächst das Engagement der Gemeinde – vom Aufzug am Rathaus bis zur Berücksichtigung von Inklusion beim Neubau von Supermärkten oder mit Neuanschaffungen und Nachrüstungen im ÖPNV – gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Zwar verantworte das Sozialministerium den mehrfach im Jahr tagenden Kabinettsausschuss „Bayern barrierefrei“, in dem regelmäßig auch das Thema „Barrierefreiheit an Bahnhöfen“ zur Sprache komme. Verantwortlich sei hier jedoch der Bund. MdL Volker Bauer bat daher auch Bürgermeister Ralph Edelhäußer, der für die CSU im Wahlkreis Roth in den Bundestag einziehen möchte, zum Termin. Der Rother Bahnhof ist bereits barrierefrei ausgebaut. „Du weißt also was für ein Kampf das ist – und was eine der Haupterwartungen des Kreises Roth an dich sein wird, sollten dich die Menschen in den Bundestag schicken“, machte Bauer gegenüber Edelhäußer deutlich.

Der Freistaat beteilige sich freiwillig und habe in Absprache mit dem Bund eine Ausbauliste erarbeitet, die 40 Bahnhöfe aufzählt – Georgensgmünd ist nicht dabei. Bauer sei daher gespannt auf die Reaktion des Bauministeriums auf seine Nachfrage. Auch Staatsministerin Trautner will das Thema „Barrierefreiheit und Bahnhöfe“ nochmals mit ihrer Ministerkollegin besprechen, denn: „Das geht uns alle an: Eltern mit Kinderwagen, Senioren, Rollstuhlfahrer, oder jemanden, der sich beim Skifahren den Fuß bricht“.