Equal Pay Day: Knallrote Kritik in Greding

19.3.2016, 05:55 Uhr
Equal Pay Day: Knallrote Kritik in Greding

© Tobias Tschapka

Dass dieses Thema nicht nur Frauen umtreibt, bewies auch die Anwesenheit von Landrat Herbert Eckstein und Gredings Bürgermeister Manfred Preischl. Sogar Gredings Ex-Bürgermeister und Ehrenbürger Otto Heiß gab sich die Ehre.

Der 19. März wurde für diesen Aktionstag nicht zufällig gewählt. Nach den Zahlen des statistischen Bundesamts verdienten Frauen im Jahr 2014 durchschnittlich 21,6 Prozent weniger als Männer. Rechnet man den Prozentwert in Tage um, arbeiten Frauen 79 Tage, vom 1. Januar bis zum 19. März 2016, umsonst!

Unbezahlte Tage verringern

Aber es geht voran beim Abbau dieser Ungleichbehandlung – wenngleich auch sehr langsam. „Im Durchschnitt verringert sich die Zahl der unbezahlten Tage pro Jahr um einen“, meinte Claudia Gäbelein-Stadler, die Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Roth.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der „Equal Pay Day“ irgendwann sogar im Januar begangen wird? „Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. In Frauenkreisen spricht man dabei auch vom ‚Ritt auf der Schnecke‘“, machte sie deutlich, zumal Deutschland bei diesem Thema zu den Schlusslichtern in Europa gehört.

Dabei gäbe es eigentlich gar keinen Grund, Frauen weniger zu zahlen als Männern. „Die Frauen sind heutzutage so gut ausgebildet wie noch nie, in der Schule erzielen die Mädchen oft bessere Ergebnisse als die Jungs. Dennoch sind ihre Einkommenschancen viel niedriger“, sagte Gäbelein-Stadler. Ursachen sind laut einer aktuellen Studie, die das Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben hat, nach wie vor traditionelle Rollenbilder und Entgelt-Mechanismen auf dem Arbeitsmarkt. So sind nur 39 Prozent der Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren in Vollzeit erwerbstätig – aber 88 Prozent der Männer.

In diesem Lebensabschnitt, in dem die Frauen Beruf und Familie vereinbaren wollen, wächst die Entgeltkluft zwischen Männern und Frauen von neun auf 27 Prozent. Die Mehrheit der Frauen in dieser Lebensphase hat daher ein geringeres Eigeneinkommen, was unweigerlich zu einem geringeren Rentenanspruch führt.

Die Kampagne zum „Equal Pay Day“ fragt: „Was ist meine Arbeit wert?“ und macht „Berufe mit Zukunft“ im sozialen Bereich zum Schwerpunktthema. Denn personennahe Arbeit in Pflege und Erziehung sei schon deshalb ein Zukunftsberuf, weil die Sorgearbeit (zumindest mittelfristig) nicht digitalisiert werden könne und der demografische Wandel in eine alternde Gesellschaft münde, heißt es.

Damit spricht die Kampagne eine breite Öffentlichkeit an. „Genau diese Berufe gilt es aufzuwerten, wobei die bessere Bezahlung Hand in Hand gehen muss mit besseren Arbeitsbedingungen. Die Wertschätzung gegenüber sozialen Dienstleistungen muss erhöht und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in allen Branchen geschaffen werden“, so Gäbelein-Stadler.

Flexible Arbeitszeitgestaltung

Neben dem Entgelt sei natürlich auch die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten sehr wichtig, wobei es da auch gute Beispiele gäbe. Die Gleichstellungsbeauftragte bezeichnete ihren Arbeitgeber, das Rother Landratsamt, in diesem Zusammenhang als vorbildlich.

Das hörte Landrat Eckstein natürlich gerne, und bestätigte: „Bei uns gibt es weit über 100 verschiedene individuelle Arbeitszeitmodelle – von zehn Wochenstunden bis hin zur Vollzeit“.

Auch im Rathaus von Bürgermeister Preischl wird auf die Bedürfnisse nach zeitlicher Flexibilität eingegangen. „Das müssen wir auch machen, wenn wir weiterhin kompetente Fachkräfte haben wollen“, so Preischl.

Entstanden ist der Tag für gleiche Bezahlung übrigens in den USA. Die amerikanischen „Business and Professional Women“ (BPW) schufen 1988 mit der „Red Purse Campaign“ ein Sinnbild für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Deshalb ist die rote Tasche inzwischen auch in Deutschland zum Symbol des „Equal Pay Day“ geworden.

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