Erstes Date mit der neuen Honda

16.3.2017, 16:58 Uhr
Erstes Date mit der neuen Honda

© Foto: Florian Paul

Als Neuling kann man Gabriel Noderer definitiv nicht mehr bezeichnen. Seit 2009 fährt der 20-Jährige Motorradrennen, seitdem geht es praktisch kontinuierlich nach oben. In der vergangenen Saison – der ersten auf internationaler Ebene – machte der Sportmanagement-Student mit starken Ergebnissen beim European Junior Cup auf sich aufmerksam: Noderer belegte am Ende in der Gesamtwertung den 10. Platz. Damit war er der beste Neueinsteiger in der Rennserie.

Das Sportjahr 2017 dürfte für den Eysöldener dennoch ein Erlebnis der ganz besonderen Art werden. Da der European Junior Cup nicht mehr ausgetragen wird, musste er sich nach neuen Herausforderungen umsehen; und die FIM Supersport 300 World Championships sind definitiv eine Herausforderung. Die Weltmeisterschaftsrennserie umfasst neun Rennen und wird auf Strecken in Spanien, Portugal, Italien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland ausgetragen. Dank seiner Erfahrungen aus dem Vorjahr kennt er die meisten Kurse bereits. Insbesondere die spanischen und italienischen Strecken haben es dem Studenten angetan, aber auch Magny-Cours gefallen ihm.

Viele der ausländischen Strecken sind mit dem Motorrad wesentlich "flüssiger zu fahren", erklärt der 20-Jährige, da sie nicht primär auf Autorennen ausgelegt sind. "Und das macht einfach mehr Spaß." Einen kleinen Vorteil sieht er für sich beim Heimrennen auf dem Lausitzring. Den kenne er im Vergleich zu den meisten seiner Konkurrenten einfach wesentlich besser. Lediglich die Asphaltrunden in Imola/Italien sowie Portimao/Portugal sind für Gabriel Noderer noch echtes Neuland.

Etwas langsamer

Eine weitere Unbekannte ist (noch) das neue Material. Denn in dieser Saison wird er auch auf einer anderen, kleineren Maschine als 2016 unterwegs sein. Seine aktuelle Honda CBR 500 hat weniger Hubraum und ist etwas langsamer als die alte, wird aber immer noch rund 220 km/h schnell sein.

Erschwerend kommt hinzu, dass Noderer bislang keine Gelegenheit hatte, die neue Honda auch tatsächlich zu fahren. Die ersten Testrunden wird er erst in den kommenden Tagen drehen können. Dann heißt es, innerhalb kurzer Zeit die bestmögliche Abstimmung zu finden, um beim Saisonbeginn nicht abgehängt zu werden.

Und dann wäre da – last, not least – Gabriel Noderers neues Team, die Scuderia Maranga Racing. Zum Abschluss der vergangenen Saison war der Kontakt zu dem italienischen Rennstall über einen Bekannten zustande gekommen. Nachdem der Einjahresvertrag Ende 2016 unterschrieben worden war, ging es am zweiten Märzwochenende endlich zur offiziellen Teamvorstellung nach Florenz. Die ersten Eindrücke seien durchweg positiv, meinte der Eysöldener, der seine Mitstreiter bis dato noch nicht gekannt hatte. "Ich denke, die Chemie stimmt. Es ist ein hoch motiviertes, rennsportbegeistertes und erfahrenes Team."

Bei aller Freude über das Engagement: Als Teil einer so großen Mannschaft zu arbeiten, das wird in dieser Saison "wohl die größte Umstellung werden". Während er bislang von Vater Thomas, Tante Irene und Mechaniker Markus Herter betreut wurde, hat er heuer eine komplette Crew hinter sich. Mehrere Mechaniker werden sich zum Beispiel während und zwischen den Rennen um sein Motorrad kümmern, um das Beste aus der Maschine herauszuholen.

Dieses Plus beim Service sei definitiv ein Vorteil. Da es sich jedoch um ein italienisches Team handelt, macht ihm die Verständigung etwas Sorgen: "Es läuft ja alles auf Englisch." Und wenn es ums Feintuning geht, könnte es mit dem normalen Schulenglisch schnell eng werden. Außerdem müssen Tests, Trainings und weitere Termine mit dem Rennstall abgestimmt werden, eigene Pläne sind da nur noch schwer möglich.

Einziger Deutscher

Vom 31. März bis 2. April werden die ersten Rennen im spanischen Aragon über die Bühne gehen. Dann zählt es. "Ich denke schon, dass mein Team heuer relativ schnell Leistung sehen will", ist sich Noderer bewusst.

Das 36 Teilnehmer starke Feld – mit von der Partie werden zwei Frauen und mit Noderer nur ein einziger deutscher Fahrer sein – kann er zum jetzigen Zeitpunkt noch schlecht einschätzen. Er rechnet aber mit einem "deutlich stärkeren Fahrerfeld als letztes Jahr". Entsprechend schwierig sei es, ein realistisches Saisonziel festzulegen.

Eines hat sich der 20-Jährige aber fest vorgenommen: "Ich will am Ende vor meinem Teamkollegen (dem Italiener Alex Triglia) landen" und möglichst viele Punkte einfahren.

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