Erwachsenenbildung: Ein Hoch auf die VHS

7.12.2019, 06:00 Uhr
Erwachsenenbildung: Ein Hoch auf die VHS

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Während deutsche Pennäler qua Pisa-Studie gerade einen Rüffel für ihr Leistungsniveau einkassiert haben, dürfen sich Wissensdurstige jenseits des Schulalters freuen: Im UNESCO-Weltbericht wurde Deutschland just als Musterschüler in Sachen Erwachsenenbildung ausgemacht. Vier Prozent des Bundesbildungsbudgets würden in entsprechende Maßnahmen fließen, heißt es da. Die Qualität stimme demnach. Also doch: "Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir"? Warum Erwachsenenbildung keine Fußnote auf der Agenda sein sollte, wollten wir von Petra Winterstein wissen, Leiterin der Volkshochschulen (vhs) im Landkreis Roth.

Erwachsenenbildung: Ein Hoch auf die VHS

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Gratulation, Frau Winterstein! Deutschland gehört zu den Ländern, in denen Erwachsenenbildung offenbar ganz groß geschrieben wird.

Petra Winterstein: Das ist schön! Andererseits sehen wir immer, was noch möglich wäre. Man darf sich auf dem Status halt nicht ausruhen.

Aber was genau meint ,Erwachsenenbildung’ eigentlich? Schließlich haben adulte Personen in der Regel ja bereits Bildungserfahrungen hinter sich.

Winterstein: Es geht grundsätzlich um Persönlichkeitsbildung: Ich bilde mich in einem Bereich weiter, der mich beruflich weiterbringt oder ich lerne malen und durchlaufe dabei eine individuelle Entwicklung.

Wenn man sich mal überlegt, wie lange die Kindheit dauert und wie lange das Erwachsenenalter... – die Leute sollen doch an der Gesellschaft teilhaben können, bis sie ins Grab fallen.

Ein bisschen töpfern, Italienisch kochen oder das verstaubte Englisch entmotten. Wer so ein Klischee von Volkshochschule mit sich herumträgt – was haben Sie dem zu sagen?

Winterstein: Ja, wir werden leider viel zu oft auf den Freizeitsektor reduziert. Wobei der natürlich auch sehr wichtig ist. Hier wird der soziale Austausch ganz extrem befördert, vor allem für ältere Menschen. Aber wir decken genauso die Bereiche Integration, betriebliches Gesundheitsmanagement oder – wie schon gesagt – die berufliche Bildung ab.

 

 

So bieten wir zum Beispiel Firmenschulungen vor Ort. Wir gehen in die Betriebe und halten dort passgenaue Seminare ab. Vielleicht wurden gerade die Geschäftsbeziehungen zu den USA intensiviert, dann machen wir mit der Belegschaft Business-Englisch. Gerade im ländlichen Bereich mit seinen kleinen, mittelständischen Betrieben sind solche Angebote von Bedeutung.

Weshalb ist es Ihrer Meinung nach für ein Land wichtig, in lebenslanges Lernen zu investieren?

Winterstein: Weil das gesündere, aktivere und engagiertere Bürger hervorbringt. Ist wissenschaftlich bewiesen! Der ehemalige Bundespräsident Gauck hat mal gesagt: Volkshochschulen sind Werkstätten der Demokratie – und das stimmt!

Politische Bildung ist uns extrem wichtig. Wir vermitteln demokratische Grundwerte, wo es geht – selbst in der Schafkopfrunde, in der man sich ,ordentlich’ streitet, also im Sinne von geregelt und fair. Dafür fließen auch Fördergelder, demnächst sogar mehr.

Sollte die Konzeption des VHS-Kursprogramms im besten Fall immer ein an der Gesellschaft orientierter Prozess sein und gleichzeitig ihr Spiegel?

Winterstein: Einerseits ist unser Programm ein Spiegel der Gesellschaft, andererseits möchten wir aber auch Trendsetter sein.

Wir spüren dem Wandel nach und überlegen dann, wie man ihn zu Hause umsetzen kann. Stichwort: ,Plastikfrei leben’.

 

 

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