„Es brennt an allen Ecken und Enden“

1.12.2010, 23:09 Uhr
„Es brennt an allen Ecken und Enden“

© Leykamm

Eines der derzeit größten Ärgernisse bildet ausgerechnet der viel diskutierte ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Hotels. Dieser gilt eben nicht für die gastronomischen Betriebe, was deren Inhaber und Betreiber überhaupt nicht verstehen können. „Es brennt an allen Ecken und Enden“, monierte in Greding die BHG-Kreisvorsitzende Monika Schmidt. Die bislang nicht gewährte Ermäßigung trifft ihren Worten zufolge die Gastwirte in wirtschaftlich teils sehr schwierigen Zeiten besonders hart: „Wenn viele gastronomische Betriebe schließen müssen, da tut einem schon das Herz weh“, klagte sie.

Die Gastrednerin der Veranstaltung, Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler, konnte diesbezüglich die Sorgenfalten nur wenig glätten. Sie halte zwar „die Forderungen der Gastronomie für berechtigt“, die auf die gleiche Mehrwertsteuerermäßigungen wie für die Hotellerie abzielten. Sie könne und wolle aber „keine falschen Hoffnungen machen“, erklärte Mortler. Statt schnelle, weitere Ausnahmeregelungen für einzelne Branchen strebe man in Berlin derzeit das Erstellen eines schlüssigen Gesamtkonzepts zur Neuregelung der Mehrwertsteuersätze an. Das sei sinnvoll, aber eben auch zeitaufwendig.

Für Aha-Effekte unter den Gastronomen sorgte Mortler, als sie von ihrem Arbeitsalltag in Berlin und dem damit verbundenen straffen und langen Zeitplan erzählte. 16-Stundentage kenne sie sehr gut, und die politische Arbeit im Bundestag sei oft von dem Motto „lange Tage — kurze Nächte“ geprägt. Ein Motto, das die Gastronomen natürlich selbst nur allzu gut kennen. Und ein Motto, das mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz nicht immer konform geht. Deswegen solle dieses seitens des Gesetzgebers auch gelockert werden. So die Forderung des BGH, hinter der auch Mortler steht und der sie jetzt in Berlin verstärkt zur Geltung verhelfen werde, wie sie in Greding bekundete.

Doch die Politik in der Bundeshauptstadt ist nicht der alleinige Verursacher der Sorgenfalten auf den Stirnen der Gastronomen im Landkreis. Ein weiterer Grund ist die kürzliche Abwahl des BHG-Präsidenten Siegfried Gallus. Er hatte in seiner Amtszeit einen großen Stein im Brett der mittelfränkischen Hotel- und Gaststättenbetriebe. Umso schmerzlicher sei nun seine Abwahl, wie BHG-Kreisvorsitzende Monika Schmidt unterstrich. An der Wiederwahl gescheitert sei er nach eigener Einschätzung vor allem durch den Vorwurf, er habe gegenüber der Politik nicht genügend für die Gastronomie gekämpft. „Das ist eine Unverschämtheit“, so Gallus an der Kreisversammlung. Er habe sehr wohl gekämpft, aber „es war einfach nicht mehr möglich“, rechtfertigte er sich in Greding. Im Gasthof „Krone“ stieß er diesbezüglich auf Verständnis und erhielt vielfache Rückenstärkung. Über die Abwahl von Gallus „waren wir alle nicht glücklich“, so Schmidt.

Während die Gastronomie im Allgemeinen teils schwer zu kämpfen hat, sieht die Situation in Greding noch einigermaßen erträglich aus. So war es zumindest den Worten von Bürgermeister Manfred Preischl zu entnehmen. Die enge Kooperation von hiesiger Wirtegemeinschaft und Stadt etwa habe sich bestens bewährt. Der positive Trend mache sich auch in Zahlen bemerkbar. So sei beispielsweise die Anzahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr gestiegen, während sie im gesamten Naturpark Altmühltal leicht rückläufig sei. Es gebe aber auch in Greding einige Leerstände in der Innenstadt zu beklagen, so Preischl.

Große Standhaftigkeit in schweren Zeiten wiederum beweist Hubert Gmelch, dessen gleichnamige Gredinger Gaststätte in diesem Jahr 40-jährige Betriebsmitgliedschaft im Kreisverband des BHG feiern kann. Unter großem Applaus konnte Gmelch hierfür eine Ehrenurkunde aus den Händen von Monika Schmidt entgegennehmen. Die Kreisvorsitzende ehrte zudem Brigitte Schüssel (Gasthof Waldmüller, Hilpoltstein), Theodor Schrödel (Gaststätte „Zur Linde“, Roth) — beide waren bei der Versammlung jedoch verhindert — und Roland Stengel (Gasthaus „Krone“, Spalt) für je 20-jährige persönliche Mitgliedschaft im Kreisverband des BHG sowie Günter Franz (Gastsaal Franz, Obermässing) für 20 Jahre persönliche Mitgliedschaft in der Kreisstelle Nürnberg.

Ein Referat von BHG-Bezirksgeschäftsgeführer Gerhard Engelmann rundete die Versammlung schließlich ab.