"Es gibt wichtigere Dinge als ein Kreuz"

30.5.2018, 06:00 Uhr

© Foto: Harry Rödel

Eins vorweg: "Wir sind keine staatliche Einrichtung. Wir haben die kommunale Selbstverwaltung", stellt Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer gleich mal klar. Aber bei ihm im Rathaus hängen doch ein paar Kreuze, zum Beispiel in seinem Büro und Vorzimmer sowie im Sitzungssaal. "Ein Kreuz schadet nichts", so Edelhäußer, "aber man sollte darum auch keinen Hype machen". Ob er mit den Kreuzen nicht die Ehre der nichtchristlichen Mitbürger kränkt? "Wir sind mit unseren nichtchristlichen Mitbürgern in einem guten Austausch und außerdem leben wir heutzutage nicht mehr im Kreuzrittertum", meint der Rother Rathaus-Chef. Im nächsten Monatsgespräch zwischen Geschäftsleitung und Personalrat werde aber darüber gesprochen, ein weiteres Kreuz im Eingangsbereich des Rathauses aufzuhängen. Edelhäußers Motto: "Freie Hand für freie Bürger".

"Wir haben uns mit dem Thema überhaupt noch nicht beschäftigt", sagt Martina Hechtel, angehende Geschäftsleiterin der Gemeinde Büchenbach. Nach den Ferien werde sie mal mit ihrem Chef, Bürgermeister Helmut Bauz, darüber sprechen. Bislang gibt es jedenfalls noch kein Kreuz im Büchenbacher Rathaus.

Seit vielen, vielen Jahren hängt im Sitzungssaal der Stadt Spalt ein Kreuz. Ein zusätzliches werde er mit Sicherheit nicht aufhängen lassen, meinte Bürgermeister Udo Weingart. Gut, dass das Rathaus kein staatliches Gebäude ist, sagt er. "Das Rathaus steht in unmittelbarer Nähe zu zwei Kirchen, da braucht es keine weiteren Kreuze mehr". Überhaupt gehe die Kruzifix-Diskussion an den Probleme, die eine Gemeinde hat, vorbei. Zudem würden gerade in Spalt zahlreiche Bilder im Rathaus hängen, die sich mit der Heimat und deren Menschen und Traditionen beschäftigen.

Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz findet die Thematisierung "völlig daneben", denn hier werde seiner Meinung das Kreuz als Symbol missbraucht. Im Besprechungssaal im Rathaus hängt ein Kreuz — ohne Anordnung. "Dies finde ich persönlich wichtig und richtig. Sollte es hierzu jedoch eine Anordnung geben, dann würde ich der kritisch gegenüberstehen", meint Schwarz. Ein Staat hat für ihn "die Pflicht zur Neutralität".

Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth komme man der Pflicht nach, ein Kreuz aufzuhängen. Es stehe schließlich so in der neuen allgemeinen Geschäftsordnung, so Georg Holland, Amtsverwaltungsleiter. Zumindest musste für das Kruzifix kein Geld ausgegeben werden. "Meine Frau hat eins übrig gehabt."

Gehorsame Staatsdiener

Das ist im Finanzamt Hilpoltstein ganz anders. Dort müssen wohl zwei Kreuze angeschafft werden, da es zwei Amtsgebäude gibt. "Als Staatsdiener werden wir nicht umhin kommen, welche aufzuhängen", erklärt der stellvertretende Leiter Christian Kolb. Aber bis zum 1. Juni wird’s wohl nichts. Es müsse noch mit dem Chef darüber gesprochen werden, der aktuell im Urlaub weilt.

Auch im Hilpoltsteiner Rathaus weilt Chef Markus Mahl im Urlaub. Für eine Woche schwingt Stellvertrerin Ulla Dietzel das Zepter. Seit frühester Jugend, Ulla Dietzel stammt aus Oberbayern, seien Kreuze in öffentlichen Einrichtungen gang und gäbe gewesen. Sie "persönlich" findet den Söder-Erlass gut, in Eingangsbereichen staatlicher Gebäude Kreuze anbringen zu lassen. Sie versteht diese Anordnung als Präsentation christlicher Werte, "zu denen wir uns auch bekennen". Nicht umsonst trage ihre Partei das "C" im Namen. Im Hilpoltsteiner Rathaus würden zwei Kreuze hängen, sagt Ulla Dietzel. Und zwar im Bürgermeister-Zimmer sowie im Sitzungssaal, ergänzt Geschäftstellenleiter Herbert Walter. Mehr Kreuze werden es wahrscheinlich auch nicht werden; jedenfalls sei seitens der Verwaltung nichts geplant und außerdem dürften die Kommunen in dieser Hinsicht selbst entscheiden.

"Selbstverständlich" antwortet der Heidecker Bürgermeister Ralf Beyer auf die Frage, ob es im Rathaus Kreuze geben würde. "Eines im Bürgermeister-Büro und eines im Bürgersaal." Die Söder’sche Anordnung findet er etwas widersinnig. In Schulen dürfen schon seit Jahren keine Kruzifixe aufgehängt werden, dafür jetzt in öffentliche Gebäuden.

Im Eingangsbereich des Allersberger Rathauses gibt es ein Kreuz an der Wand; "das dort aber mit Sicherheit schon seit Jahrzehnten hängt", meint Bürgermeister Daniel Horndasch. Im Moment sehe er keine Notwendigkeit weitere anzubringen. Insofern "wird sich bei uns nichts ändern."

Der Thalmässinger Bürgermeister Georg Küttinger weiß von einem Kreuz im Sitzungssaal des Rathauses. In manchen Büros seien quasi noch einige "private" angebracht. Für ihn ist das Kreuz als "Symbol des Glaubens" wichtig. Insofern versteht er die Diskussion nicht, die durch den Söder-Erlass entstanden ist. "Ich fühle mich von einem Kreuz nicht belästigt".

Wann und ob es überhaupt aufgehängt wird, das ist auch gar nicht so relevant. Ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte gegenüber dem Münchner Merkur: "Wir sehen keinen Anlass zu einer Überprüfung – und freuen uns über jedes Kreuz, das hängt. Je mehr Kreuze, desto besser."

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