Familienfest mit Albatros

24.9.2009, 00:00 Uhr
Familienfest mit Albatros

© Unterburger

Ihr 25-jähriges Bestehen feierten die Mitglieder des Vereins «Jura Airlines Albatros» zusammen mit vielen befreundeten Drachen- und Gleitschirmfliegern anderer Vereine, die zum Teil von weit her angereist sind. Die Gastpiloten kommen aus Neumarkt, Gunzenhausen, Ingolstadt und bis aus Fürstenfeldbruck bei München.

Zehn bis zwölf Drachen und Gleitschirme sind den ganzen Tag über unterwegs. Kaum landet einer der absolut umweltfreundlichen Luftvögel, ist ein anderer schon wieder startklar. «Die Zeit, als Drachenfliegen ein Risikosport für durchgeknallte Hippies war, ist lange vorbei», lacht Vorsitzender Klaus Dertinger, «heute ist es ein echter Familiensport. Von den 60 Mitgliedern sind 35 bis 40 regelmäßige Flieger; der jüngste ist 20 Jahre, der älteste 70 Jahre alt.»

Peinlich achten die Nachfahren des Ikaros auf die Sicherheitsvorschriften. Das macht sich bezahlt, denn in den 25 Jahren, die der Verein jetzt auf dem Buckel hat, ist noch nie ein schwerer Unfall passiert. «Bei dem heutigen Wetter, wo sich kein Lüftchen regt, fliegen die Piloten bis zu 200 Meter hoch», erzählt Klaus Dertinger, «wenn die Thermik etwas lebhafter ist, fliegen sie schon mal 250 Meter hoch.»

Hochkonzentriert steht der Pilot an seiner «Hochleistungsmaschine», deren Wert mit der kompletten Ausrüstung von 3500 und 16 000 Euro reichen kann. Der Drachen beziehungsweise Gleitschirm ist per Seil mit einer Winde verbunden, die vom Startplatz aus rund 890 Meter in Ost-West-Richtung entfernt steht. Mit dem kräftigen Motor der Winde wird der Gleitschirm nach oben gezogen. Der Mann an der Schleppwinde kann den Flug in gewisser Weise steuern, indem er das Seil schneller oder langsamer einfährt.

Kontakt zum Windenführer

Wenn der Pilot eine gewisse Höhe erreicht hat, klinkt er das Seil aus. Es fällt zu Boden und wird dann von einem Motorradfahrer zum Startplatz zurückgebracht. Der «Windenführer» an der Winde ist per Funk mit dem Starter verbunden. Solange der Schleppvorgang läuft, schaltet sich an der Winde eine rote Rundlampe, ähnlich dem blauen Licht auf einem Polizeiauto, an, um Spaziergänger auf den laufenden Flugbetrieb aufmerksam zu machen.

Als ein Pilot sich hochziehen lässt, reißt das Seil. Kein Problem, er kehrt sicher auf die Erde zurück. Bei einem anderen Piloten rufen die Kollegen am Boden: «Fehlklinkung!» Auch er erreicht sicheren Boden unter den Füßen und startet gleich noch einmal. «So etwas kommt immer wieder vor, das ist kein Malheur», beruhigt Klaus Dertinger den besorgten Pressemann.

Ein besonderes Highlight sind die Tandem-Flugvorführungen. Zwei Piloten fliegen im Doppelpack. Bei ihrer sicheren Landung klatschen alle Beifall. Auch eine kleine Delegation von Fallschirmspringern ist extra zum 25-jährigen Jubiläum gekommen.

Am Abend treffen sich alle Drachen- und Gleitschirmflieger in der Maschinenhalle der Familie Meyer – dort wo die Waizenhofener sonst ihre Kerwa feiern. Unter die Gäste hat sich auch Bürgermeister Georg Küttinger gemischt. Weil es bei Einbruch der Dunkelheit schon empfindlich kalt wird, hat man zwei Heizpilze aufgestellt, die für behagliche Wärme sorgen. Auf den Wirtshaustischen flackern Teelichter.

«Vor 25 Jahren traf sich in Aue eine kleine Gruppe und gründete einen Verein zum Drachenfliegen», blickt der junge, aus Fürth stammende Vorsitzende Dertinger mit einer Diaschau zurück auf die Anfänge, «die Gründungsversammlung war am 19. November 1983.» Heute habe der Verein rund 60 Mitglieder, zeitweise waren es über 70. «Wir haben sehr viele Windenfahrer, die gewährleisten, dass bei schönem Wetter jedes Wochenende Flugbetrieb ist», freut sich Klaus Dertinger. Und: «Der Waizenhofer Espan ist unser Vereinsheim, unser Zuhause.» Geradezu ins Schwärmen gerät er, als er davon erzählt, dass die Drachen- und Gleitschirmfliegerei heute zum Breitensport geworden ist und Woche für Woche viele Familien zum Waizenhofer Espan kommen: «Wir sind wie eine große Familie, Kameradschaft wird bei uns groß geschrieben.» Manche Kinder seien hier mit der Fliegerei aufgewachsen.

Und was macht die Faszination des Fliegens aus? Ist es das Streckenfliegen, der Geschwindigkeitsrausch, das «Wing Over», die Action, sind es die Loopings, oder ist es einfach nur der Genuss, die Aussicht über Thalmässing und seine umliegenden Ortsteile sowie die herrliche Juralandschaft? Klaus Dertinger beschreibt die Faszination Fliegen so: «Wenn ich abends bei einsetzender Dämmerung in 250 Metern Höhe ausklinke, wenn zwei bis drei Bussarde mit mir mitfliegen, dann ist das ein unbeschreibliches Erlebnis für mich.»