Fingerspitzengefühl ist im Rother Süden nötig

30.6.2020, 16:38 Uhr
Fingerspitzengefühl ist im Rother Süden nötig

Durch einen Bericht in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung habe Jen erfahren müssen, was vor seiner Haustür geplant ist. "In der Nachbarschaft herrschte sofort große Aufregung." Nachbarin Steffi Müller sei deshalb "völlig geschockt" gewesen: "Ich wohne bereits seit 26 Jahren in dieser Ecke und weiß, wie sehr sich einer der Vorbesitzer um diese Grundstücke gekümmert hat." Nicht einmal das Gras soll er gemäht haben, sobald er dort beispielsweise brütende Vögel ausfindig machte. Noch unverständlicher sei für Jen, dass der Bund Naturschutz zuletzt die Hand auf den Grundstücken hatte: "Ich habe eigentlich erwartet, dass sich mehr um den Schutz der Natur gekümmert wird. Wo bleibt der ökologische Gedanke?"

Zuletzt dienten die Flächen als "wilder Parkplatz", erklärte Müller. Nicht schön, aber erforderlich. Denn: Hinsichtlich der Parkplatzsituation sei man in diesem Viertel bereits jetzt schon mit Leid geplagt, berichtete Sven Ehrhardt. Über den Befreiungsantrag des Investors hinsichtlich der Stellplatzverordnung können die Anwohner nur den Kopf schütteln. Mit Errichtung der Wohnblocks sei darüber hinaus ein absolutes Verkehrschaos zur erwarten: "Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Verkehr abnimmt. Das geht völlig an der Realität vorbei", verdeutlichte Erhardt.

Stadtbaumeister Wolfgang Baier erklärte: "Wir haben es in Roth oftmals mit solchen Grundstücken zu tun." Die Kreisstadt stünde unter dem "Zwang der Nachverdichtung", da Wohnraum benötigt werde. Dennoch möchte auch Baier nicht alles "mit Parkplätzen vollgepflastert" sehen: "Es muss schon noch etwas Grünes bleiben. Ich wünsche mir dort einen ökologischen Charakter." Die Stadtverwaltung sei sich auch sehr wohl über das hohe Verkehrsaufkommen im Klaren. "Wir suchen nach Lösungen." Ziel sei es, einen entsprechenden Vorschlag zu erarbeiten, der dem Stadtrat und den entsprechenden Gremien schnellstmöglich vorgelegt werden kann. Ob der dort gültige Bebauungsplan geändert werden muss, konnte Baier noch nicht bestätigen: "Die Aussicht auf einen Erfolg ist schwierig." Das weitere Vorgehen erfordere jedenfalls Sachlichkeit, Sorgfältigkeit und auch Fingerspitzengefühl. "Wir werden dem Stadtrat eine Empfehlung vorlegen - dann werden wir sehen, wohin die Reise geht", versprach Baier.

Bürgermeister Ralph Edelhäußer könne sich nicht vorstellen, dass der Stadtrat dort ein Parkdeck genehmigen würde. Dennoch signalisierte er, dass bei erforderlichen Beschlussfassungen an die Anwohner gedacht werde: "Der Stadtrat will sich bestimmt nicht zum Hassobjekt eines ganzen Viertels machen." Edelhäußer versprach zudem, dass dieses Thema in öffentlichen Sitzungen diskutiert werde: "Es ist die Aufgabe einer Kommune, die Bevölkerung zu informieren."

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