Fit und weltoffen leben: Gymnasium Roth beendet EU-Projekt

9.10.2019, 06:03 Uhr
Fit und weltoffen leben: Gymnasium Roth beendet EU-Projekt

© Foto: Lidia Piechulek

Ralph Gieselmann, Lehrkraft am Rother Gymnasium, erinnert sich wärmstens an das Gespräch mit einer der portugiesischen Schülerinnen, die am Erasmus-Plus-Projekt "Fit for Europe" teilnehmen. Sie sei dankbar, weil sie sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätte, so zu reisen. Innerhalb von zwei Schuljahren haben je 21 Schüler aus Roth, dem finnischen Isokyrö, Lissabon und der Stadt Piacenza in Norditalien die jeweilige Heimat der anderen Schüler besucht. Heute sind die Rother Schüler Gastgeber, es ist die letzte Station des zweijährigen Projekts, das aus EU-Fonds gefördert wird. Lediglich die Kosten für die einwöchige Unterbringung eines Gastschülers sind von den Eltern zu tragen.

Vor rund drei Jahren ist die Bewerbung mit dem selbst konzipierten Integrationsprojekt des Rother Gymnasiums zunächst gescheitert, erinnert sich Schulleiter Rudolf Kleinöder bedauernd. Zwar war schon zum damaligen Zeitpunkt das Konzept eigentlich genehmigungsfähig, doch waren die Gelder der EU bereits aufgebraucht – andere Schulen hatten in einem Ranking eine höhere Punktzahl erhalten, somit ging das Gymnasium Roth leer aus.

Dass es für den Zeitraum 2017 bis 2019 geklappt hat – "Fit for Europe" also die Förderung erhalten hat – freut Kleinöder ungemein. Natürlich sei es eine Belastung für den Schulbetrieb, wenn Lehrkräfte zwei Jahre lang immer wieder verreisen und auch die Schüler mehrere Wochen im Schuljahr nicht anwesend sind – "Aber die Erfahrungen sind es wert."

Verstörend – aber bereichernd

Der Besuch in anderen Ländern sei eine Möglichkeit, mit anderen "Ländern, Sitten und Alltagswelten zusammenzutreffen". Dahinter stünde immer die Erkenntnis: "Dass, was ich für selbstverständlich halte, ist gar nicht selbstverständlich." In den Worten des Schulleiters ist das eine "wohltuende und lehrreiche Irritation ihrer selbstverständlichen Existenz". Die Probleme der Portugiesen, Finnen oder Italiener kennen zu lernen, sei eben beides: "zum Teil verstörend, aber auch sehr bereichernd" für die Schüler der 10. und 11. Klassen. Da das Projekt nun zu Ende gehe, können sich insbesondere die Elftklässler komplett der Vorbereitung für das Abitur widmen.

"Fit for Europe" ist nicht nur Titel des Projekts, es ist der gemeinsame Nenner im Programm. Das große Ziel ist es, die Schüler fitter für den Alltag zu machen und ihnen Kenntnisse über Bewegung, Sport und gesunde Ernährung an die Hand zu geben. Die Idee dazu stammt von den Lehrkräften Ralph Gieselmann und Franziska Harrer, die selbst bei allen Auslandsbesuchen mitreisten. Unterstützt von Schulleiter Kleinöder bewarben sie sich 2016 um die EU-Förderung.

Sechs Schüler eines Landes besuchten nun jeweils ein Partnerland, um dort unterschiedliche Sportarten und Möglichkeiten der Gesunderhaltung sowie die Sitten und Kulturen des Landes im Rahmen ihrer Unterbringung in einer Gastfamilie kennen zu lernen. So stand beispielsweise am Strand von Portugal ein Surfkurs für 40 Schüler auf dem Programm – oder, ein paar Monate später, der Besuch in einer finnischen Sauna, an den sich Lehrer Gieselmann heute noch lachend erinnert.

In Roth erwartet die Jugendlichen nun unter anderem ein Ausflug nach Pommelsbrunn, wo eine Tour mit einer Kräuterexpertin und eine Wanderung auf dem Programm stehen. Trotz des kalten Oktoberwetters ist auch der Besuch einer Kneipp-Anlage geplant. Weitere Programmpunkte sind ein Smoothie-Workshop, ein Kochkurs und verschiedene Sportkurse von Basketball bis zum Lehrkurs "Sport als körperlich beeinträchtigte Person".

Im Sport zusammenfinden

Hans Raithel, 2. Bürgermeister der Stadt Roth, begrüßte die Schüler zu Beginn ihrer Projektwoche im Innenhof von Schloss Ratibor. Der Sport, sagte er, sei "neben der Musik die beste Möglichkeit, um sich kennen zu lernen" und ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung des Sports für Roth als Challenge -Stadt.

Er lobte insbesondere das Engagement aller Lehrkräfte, die ein Projekt unterstützten, "damit Europa zusammenwächst". Dies sei ein wichtiges Zeichen und eine bedeutende Anstrengung in Zeiten, in denen Europa an anderer Stelle im Gegensatz dazu auseinanderdriftet.

Keine Kommentare