Fränkisches Basketball-Talent kämpft für Profi-Traum

11.1.2021, 10:56 Uhr
Finn Nowak im Ansbacher Trikot in der Halle des Theresiengymnasiums, der Heimspielstätte der Piranhas in der 1. Regionalliga Südost. Gegen Veitshöchheim gelang ein 83:65-Sieg, Nowak steuerte fünf Punkte bei.

© Martin Rügner Finn Nowak im Ansbacher Trikot in der Halle des Theresiengymnasiums, der Heimspielstätte der Piranhas in der 1. Regionalliga Südost. Gegen Veitshöchheim gelang ein 83:65-Sieg, Nowak steuerte fünf Punkte bei.

Wer regelmäßig nachmittags mit dem Zug nach Nürnberg und spät abends wieder zurück pendelt, könnte ihn schon einmal gesehen haben. Seit dem Sommer des Jahres 2015 schon, also die vergangenen fünf Jahre, fuhr Finn Nowak regelmäßig, oft vier Mal pro Woche, mit dem Zug nach Bamberg, um dort beim Bundesliga-Nachwuchs von Brose Bamberg mitzumischen.

Los ging’s mit fünf Jahren in der SpVgg Roth im Kinder-Basketball bei Barbara Zehnder. Dort lernte er von der Pike auf, den Ball zu beherrschen. Von Anfang an auf die hohen Körbe und im großen Feld. Mit sieben Jahren durfte er in den Spielbetrieb einsteigen. In der U 12, in den Jahren 2011 und 2012, "ging dann die Post ab", strahlt der junge Mann, der im Herbst – zunächst nur online – sein BWL-Studium an der Hochschule Ansbach aufgenommen hat.

"Fünf Jungs, die einfach Bock hatten – und Talent" plus engagierte Ergänzungsspieler wurden 2011 ohne Punktverlust Bezirksmeister und holten sich 2012 Platz drei bei den bayerischen Meisterschaften der U 12. Mit von der Rother Partie waren als ältere Spieler Jarle Przybille und Benedikt von Hardenberg sowie im jüngeren Jahrgang Marten Przybille, Paul Amthor und eben Finn Nowak, später genannt "die Drei von der Tanke".

Mit diesen fünf Spielern im Gepäck, die 2013 allesamt in den Bezirkskader berufen wurden, schob Andreas Dobler, der damals gerade Basketball-Abteilungsleiter der "Spieli" geworden war, eine Kooperation mit dem Post SV Nürnberg und dem TSV Altdorf an, später bekannt als "Franken Tornados". Mit diesem Kooperationsteam, trainiert von dem jungen und leidenschaftlichen Felix Hilgart, gewann das U 14-Bayerliga-Team im Spätherbst 2013 an der berühmten Säbener Straße in München gegen den Nachwuchs des FC Bayern. "90:86 – das werden wir glaube ich alle nie vergessen – das geilste Spiel von allen", sagt Nowak. Auch jetzt noch leuchten seine Augen, wenn er sich daran erinnert.


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Die "Tornados" versuchten 2014 und 2015 in die JBBL, die Jugend-Basketball-Bundesliga, aufzusteigen und scheiterten beide Male denkbar knapp. Doch zum Glück für Finn Nowak war im Sommer 2015 in Crailsheim beim Ausscheidungs-Turnier Kevin Kosic anwesend. Vom damals als Trainer im Nachwuchs von Brose Bamberg beschäftigten Kosic folgte prompt eine Einladung zum Probetraining bei den Oberfranken. Gemeinsam mit Adrian Bergmann aus Schwabach bekam Nowak das Angebot, Spieler der Regnitztal Baskets zu werden.

Und damit begann der damals 14-Jährige seine "Zug-Karriere", die insgesamt fünf Jahre andauern sollte. Im ersten Jahr musste er noch viel "die Bank drücken", doch im zweiten Jahr hatte er dann die Spielhärte und das Vertrauen seines Trainers. "Das war, sportlich gesehen, auf jeden Fall das beste Jahr meines Lebens", so Nowak, der zu dieser Zeit in den erweiterten Nationalkader berufen wurde. Unter Kevin Kosic baute er seine Stärken aus. "Three und D" war das Motto: Der Drei-Punkte-Distanzwurf und die Defense (Verteidigung). "Die anderen nerven, das Spiel breit machen und auf den offenen Wurf hoffen, am besten jenseits der Dreier-Linie."

Fränkisches Basketball-Talent kämpft für Profi-Traum

© Foto: Cornelia von Hardenberg

Doch Verletzungen bremsten den Aufstieg. Für die NBBL (die Nachwuchs Basketball Bundesliga für Spieler unter 19 Jahren) wurden zudem bereits die ersten Spieler aus dem Ausland rekrutiert, zum Nachteil des regionalen Nachwuchses. Ein neuer Trainer übernahm, "mit dem kam ich nicht so gut zurecht". Und doch fuhr er tapfer weiter, immer Dienstag bis Freitag, mit dem Zug zum Training nach Bamberg. Sein eiserner Wille wurde belohnt. Im Abitur-Jahrgang 2018/19 kam ein neuer Trainer: Yassin Idbihi. "Den kannte ich vorher nur aus dem Fernsehen, zuletzt hatte er beim FC Bayern gespielt. Yassin vertraute mir und wir trainierten viel mit den Jungprofis. Da gab’s bei jedem Training ‚auf die Fresse‘ – aber wir wurden richtig gut und haben es 2019 bis ins Finale geschafft", das dann – späte Rache – gegen den FC Bayern verloren ging.

Nach dem Abitur ist vor dem Studium

Wer in dieser Zeit seine wichtigste Stütze war? "Mama. Die hat immer zu mir gehalten und mir den Rücken gestärkt. Sie hat mich all die Jahre immer gefahren. Und sie hat respektiert, dass mir der Sport meist wichtiger war als die Schule – und das als Lehrerin."

Das Abitur schaffte Finn Nowak 2019 trotzdem und freute sich darauf, ein Jahr lang einfach mal nur Basketball zu spielen. Bis März 2020 lief es auch richtig gut. "Die Vorrunde war vorbei und wir hatten es in die Playoffs geschafft. Es wäre bestimmt viel drin gewesen." Doch dann kam der Lockdown und nach langem Warten wurde die NBBL-Saison abgebrochen. Ob er in dieser Zeit ans Aufhören gedacht hat? "Auf keinen Fall." Am Anfang gab es noch gemeinsame Athletik-Einheiten mit dem Team per Zoom. Danach war auch das vorbei und er schnitzte sich sein eigenes Trainingsprogramm mit You Tube-Videos, Laufeinheiten und Wurftraining auf dem Freiplatz in Georgensgmünd.

Im Sommer traf Nowak schließlich die Entscheidung, nach Ansbach zu gehen – natürlich auch wegen des Sports. "Mit 1,91 Metern muss ich realistisch sein. Für ganz oben bin ich viel zu klein. Aber mit Ansbach kann ich viel erreichen. Dort ist eine tolle Regionalliga-Mannschaft mit erfahrenen Spielern und auch vielen Jungspielern meines Alters, die ich seit der Zeit in der U 14-Bayernliga kenne." Und dann ist da noch Coach Martin Ides, ein sanfter Riese von 2,13 Metern, der selbst viele Jahre auf dem internationalen Basketball-Parkett zu Hause war und seit 2017 die Ansbacher Piranhas in der 1. Regio trainiert. "Er ist ein großartiger und engagierter Coach. Bei ihm dürfen wir auch im Training viel spielen, das macht unglaublich viel Spaß. Und im Match dürfen wir auch mal Fehler machen, ohne dass wir gleich auf die Bank müssen."

Wie praktisch, dass man in Ansbach auch BWL studieren kann. Und so wäre es endlich mal perfekt gelaufen, wenn der Spielbetrieb nicht im November wieder zum Erliegen gekommen wäre. "Aber das halten wir durch. Es ist ein tolles Team und wir haben echt Chancen, am Ende in die Pro B aufzusteigen" (die dritthöchste Liga und damit Profi-Liga). Im Frühjahr 2020 scheiterte der Aufstieg des Tabellenführers einzig an den Lizenzbedingungen.

Nun hält Finn Nowak sich wieder einmal selbst fit, hat Personal Coach Alexander Maas aus Roth engagiert, ihm die Trainingspläne zu schreiben, und wartet darauf, dass er wieder das tun kann, was er am liebsten tut: "Einfach spielen".

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