Gasblase unter dem Spielplatz

6.2.2010, 00:00 Uhr
Gasblase unter dem Spielplatz

© Gsänger

Der Spielplatz ist eingezäunt. Auf diesem Areal steht jetzt ein gelber Container. Auf der Rückseite befinden sich 14 Anschlussrohre. An zwei Stellen vor dem Spielplatz führen Leitungen über die Straße. Unter diesem Bereich befindet sich tief im Boden eine Gasblase, die über spezielle Gerätschaften abgesaugt wird.

Die Aufregung bei den gut 75 Bewohnern des 2005 erschlossenen Baugebiets hat sich mittlerweile ein wenig gelegt. Doch der Schock sitzt auch bei Bürgermeister Helmut Bauz noch tief. «Die Gasexplosion im mittelfränkischen Lehrberg im Jahr 2006 kam mir immer wieder in den Sinn, obwohl ich das Gefühl hatte, dass in Ottersdorf alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Anwohner getroffen wurden«, erinnert sich der Rathauschef, als er gestern mit Diplom-Geophysiker Hans Zänglein von SakostaCau aus Fürth sich vor Ort umschaute.

Es war der 2.November, als ein Anwohner, der selbst keinen Gasanschluss besitzt, Gasgeruch in der Umgebung wahrnahm. Aus einem Gulli im Keller des Nachbarhauses, das ebenfalls nicht ans Gasnetz angeschlossen ist, habe es besonders intensiv nach Gas gerochen, wusste Bauz zu erzählen. Beim Entzünden eines Feuerzeugs kam es sogar zu einer Verpuffung. Die Feuerwehr wurde alarmiert, ebenso wurde die Firma Tyczka Totalgaz, die die Flüssiggasleitungen in diesem Baugebiet verlegt hatte, verständigt. Das Gasnetz wurde sofort stillgelegt und die Suche nach der undichten Stelle begann.

Die Ursache war bald gefunden: eine beschädigte Hausanschlussleitung. Der Verursacher jedoch ist bis heute nicht bekannt. Die Polizei ermittelt noch. Bei der Erschließung des Baugebiets wurden zu jedem Grundstück in einem Graben Zuleitungen für Strom, Wasser, Abwasser, Telefon und vorsorglich auch für Gas verlegt. Und dabei muss es höchstwahrscheinlich passiert sein. Seither ist in geringen Mengen aber kontinuierlich über einen längeren Zeitraum Flüssiggas ausgetreten. Da dieses Gas schwerer als Luft ist, hat es sich im Erdreich abgesetzt. Gemeldet wurde die Be-schädigung dem Gasnetzbetreiber Tyczka Totalgaz mit Sitz in Geretsried nicht.

Als das Leck im November bekannt wurde, ließ Tyczka sofort das Leitungsteil kappen und verschloss es sicher. 24 Stunden später ging das Flüssiggasnetz «Zur Brunnleite«, nach erfolgreicher Dichtheitsprobe, wieder in Betrieb. Weitere Untersuchungen ergaben, dass sich im Erdreich Flüssiggas befinden muss, das nur durch gezielte Sanierungsmaßnahmen beseitigt werden kann. Das junge Pärchen, dass das betroffene Haus bewohnt, war sogar bis zur Feststellung der genauen Ursache für ein paar Tage in ein Hotel ausquartiert worden. Zur größtmöglichen Sicherheit und um ein genaueres Bild über Umfang und Verteilung von im Erdreich eingelagerten Flüssiggas zu erhalten, beauftragte der Energieversorger ein zusätzliches Umwelt-Analytik Unternehmen, das weitere Drucksondierungen mit simultaner Gasmessung in der Wohnsiedlung durchführte. Aus Sicherheitsgründen mussten die Anwohner hierbei zeitweise sogar ihr Wohnumfeld verlassen. «Aufgrund der festgestellten Ergebnisse konnten wir eine zielgerichtete Sanierung des Erdreichs veranlassen«, betont Ralf Konermann von Tyczka. Die Arbeiten wurden durch Spezialunternehmen ausgeführt und durch einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Geologie begleitet. Derzeit läuft die begonnene Absaugung auf Hochtouren.

Heute hält Konermann manch getroffene Sicherheitsmaßnahme für übertrieben, aber «wir wollten kein Risiko eingehen«. «Es hat zu keiner Zeit Explosionsgefahr bestanden. Es handelt sich auch nicht um einen toxischen Stoff, von dem eine Gesundheitsgefährung oder eine Gefahrensituation ausgehen könnte«, unterstreicht auch Astrid Gövert von Tyczka. Zweimal wurden die Bürger von Ottersdorf bereits über die Sachlage informiert. In gut 20 Tagen soll es wieder soweit sein. «Vielleicht ist dann schon ein Ende der Sanierungsmaßnahmen abzusehen«, hofft Bürgermeister Helmut Bauz, der ebenso wie das Landratsamt Roth regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten informiert wird.

(dg)