Georgensgmünd: "Reichsbürger" prahlte mit Waffen

20.10.2016, 06:00 Uhr
Beamte der Spurensicherung und des Unterstützungskommandos (USK) am Tatort in Georgensgmünd.

© dpa Beamte der Spurensicherung und des Unterstützungskommandos (USK) am Tatort in Georgensgmünd.

Sechs Uhr morgens. Sein Wecker hatte gerade geklingelt. Der 52-Jährige stand im Badezimmer, als es plötzlich blitzte, krachte und splitterte. Im Haus direkt neben seinem Badezimmerfenster lief die Razzia der Polizei an. Aus gerade mal zehn Metern Entfernung erlebte der Georgensgmünder die Schüsse des "Reichsbürgers" mit.

"Ich bin furchtbar erschrocken", erzählt der Nachbar später, "und hab’ sofort das Fenster aufgemacht." Schließlich wollte er wissen, "was da los ist; es könnte ja jemand am Auto manipulieren oder am Haus". Doch stattdessen sieht er im Garten einen komplett maskierten Mann stehen, der ihn anschreit: "Weg vom Fenster!"

Also wirft er einen Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Doch auch da sieht er einen vermummten Mann — vom SEK, wie er später erfährt. Dieser scheucht ihn ebenfalls vom Fenster weg. Es fallen mehrere Schüsse. "Da hab’ ich schon geahnt, dass es um den Bewohner nebenan geht."

Eigentlich wäre der 52-Jährige wie jeden Morgen zur Arbeit gefahren; stattdessen verschanzt er sich mit der Familie in der Wohnung — möglichst weit weg von den Fenstern. Die hellen Lichtkegel der Taschenlampen und die roten Laserpointer der Gewehre huschen dabei immer wieder über Decke und Wände.

"Ein beklemmendes Gefühl bleibt"

"Ich zittere immer noch", gesteht der Mann noch Stunden später. Nach der Razzia — nachdem die Polizisten die verletzten Kollegen in die Klinik begleitet und danach mit ihren Einsatzwagen seine Zufahrt geräumt hatten — hat er versucht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Es gelingt ihm nur mäßig. "Ein beklemmendes Gefühl bleibt."

Dabei sei ihm der "Reichsbürger" bisher überhaupt nicht bedrohlich erschienen. Als einen "eigentlich umgänglichen Menschen" habe er ihn in den vergangenen Jahren erlebt, ihn "halt belächelt" wegen der Flagge im Garten und weil der "sein Grundstück mit gelber Lackfarbe abmarkiert hat". Außerdem habe sein Nachbar die Zulassungsmarke am Autokennzeichen abgekratzt und inzwischen sogar gar kein Kennzeichen mehr.

Dieses Belächeln wiederum habe dem Nachbarn offensichtlich nichts ausgemacht. "Er hat es einfach dabei belassen." Allerdings habe der "Reichsbürger", der mit zwei anderen Männern dieser Vereinigung im Haus zusammenlebe, früher schon mal "geprahlt, dass ihm keiner was kann, weil er den Schrank voller Waffen hat". Damals hatte ihm sein Nachbar das noch nicht geglaubt.

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