Handwerker mit Hirn und Hand

21.9.2015, 15:32 Uhr
Handwerker mit Hirn und Hand

© Foto: Leykamm

So war es ein buchstäblich erhabener Augenblick, als Gerhard Paul nach der Aushändigung der Dokumente deren Empfänger dazu aufrief, noch einmal von den Plätzen aufzustehen – für den offiziellen Akt der Freisprechung. „Als Lehrlinge haben Sie sich erhoben, als Gesellen dürfen Sie sich wieder setzen“, rief er den neuen Fachkräften zu. Leistungsbereitschaft hätten sie schon bewiesen, nun gelte es, sie auch zu erhalten.

Handwerk ist Kopfarbeit

Den Abschluss des ersten beruflichen Lebensabschnitts dürfe man aber nun erst einmal gebührend feiern, betonte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Reinhard Siegert in seiner Festrede. Er gab zu bedenken, dass Handwerk im Allgemeinen hauptsächlich Kopfarbeit sei. „Hirn und Hand“ seien ja beide schon gleichermaßen bei der Ausbildung gefragt gewesen. Reinen Kopfarbeitern, die oft über zwei linke Hände verfügten, hätten die Handwerker somit einiges voraus, weil sie sowohl in der Theorie wie auch in der Praxis punkten könnten. Als solche hätten sich auch bedeutende Künstler in erster Linie verstanden. Auch bei der handfesten Arbeit in der Backstube sei der Kopf gefragt, denn ein Fehler in der „Ausführung“ rühre nicht selten von einem im „Ausdenken“ her.

Für die Zukunft riet Siegert den Junggesellen zum einen, nichts „Hals über Kopf zu entschieden“, sondern auf die Beratung etwa von Berufsverbänden zu setzen.  Auch außerhalb des Berufs seien „Handwerker mit Köpfchen“ gefragt und für die Gesellschaft unersetzlich, etwa beim Bekleiden von Ehrenämtern. „Ihr dürft stolz auf Euren Beruf und das Erlernte sein“, unterstrich Siegert. Denn ohne Handwerk würde der Mensch noch in der Steinzeit leben, wie es eine Imagekampagne deutlich gemacht habe.

„Es warten eben noch viele Herausforderungen auf dem weiteren beruflichen Lebensweg“, konstatierte der stellvertretende Leiter der Staatlichen Berufsschule Weißenburg, Robert Böhm. Er wünschte den Gesellen den Mut, die entscheidenden Schritte zu wagen, und forderte auch dazu auf, „aktive Staatsbürger“ zu werden.

Gerade bei der aktuellen Flüchtlingsthematik solle das Handwerk seine integrierende Kraft unter Beweis stellen. So könne eine „Chance für unser Land erwachsen“, das unter anderem auch aufgrund des „Akademisierungswahns“ an Fachkräftemangel leide.

Erste Kammersiegerin

Großen Beifall sicherten sich die Freigesprochenen bei der Vergabe der Briefe. Vergoldete Pflastersteine gab es aus den Händen von Sebastian Dörr (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd) für die beiden Besten der Runde. Einmal Simone Struller (Thalmässing), die bei den Tests zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Bäckerei als Prüfungsbeste abschnitt. Gelernt hat sie bei der Schmidt KG in Heideck. Zugleich darf sich Simone Struller aber auch als erste Kammersiegerin beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2015 auf Kammerebene feiern lassen.

Prüfungsbester bei den Bäckern ist Florian Uhlig (Heidenheim), der bei der Heidenheimer Norbert Schroth GbR in die Lehre ging. Mit ihm zu Bäckergesellen freigesprochen wurden Kevin Hirschberg (Ellingen), Florian Lewis (Eckersmühlen), Karoline Piephans (Ettenstatt), Simon Resl (Haundorf) und Stefan Reutner (Weißenburg).

Die neuen Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei heißen neben Simone Struller auch Simge Coskun (Schwabach), Dilara Durmaz (Roth), Laura Endruscheit (Roth), Julia Gräfensteiner (Abenberg), Sabrina Jenkner (Georgensgmünd), Julia Müller (Gundelsheim / Gemeinde Theilenhofen), Stefanie Olligschläger (Schwabach), Christine Schuler (Gundelsheim, Gemeinde Theilenhofen), Lisa Stamp (Gunzenhausen), Seda Tanriverdio (Nürnberg), Stefanie Weigl (Treuchtlingen) und Laura Zäh (Weißenburg).

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