Happy End nach Pleiten, Pech und Pannen

28.4.2017, 17:47 Uhr
Happy End nach Pleiten, Pech und Pannen

© Foto: HiZ-Archiv/Jürgen Leykamm

 War die Rohbauphase noch zügiger als eigentlich geplant vorangeschritten, verzögerte sich das Projekt in der Folgezeit. Was lange währt, wird aber auch in diesem Falle endlich gut. Das neue Domizil der Floriansjünger ist ein echtes Schmuckstück.

Schon bis die Bauarbeiten überhaupt erst einmal beginnen konnten, ging viel Zeit ins Land. Den ersten Antrag auf einen Neubau gab es bereits 1991, verbunden mit der Hoffnung, dass 1994 die 125-Jahrfeier der Wehr schon im neuen Zuhause begangen werden kann. Doch die schnelle Lösung blieb aus.

Vermeintliche Fahrt nahm das Projekt 2006 auf. Doch der Plan für einen Neubau am alten Standort an der Floriansstraße wurde verworfen. Stattdessen kam eine Kombilösung ins Gespräch: ein neuer Gebäudekomplex mit Feuerwehr und Bauhof. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz wurde man 2011 an der Münchner Straße fündig. Doch die zu erwartenden Kosten kletterten immer weiter nach oben, sodass der Bauhof 2013 schließlich aus dem Projekt herausgestrichen wurde.

Im März 2015 fiel endlich der Startschuss. Bei der Grundsteinlegung ein Vierteljahr später hatte Bürgermeister Georg Küttinger noch die Hoffnung geäußert, spätestens im Herbst 2016 Einweihung feiern zu können – 25 Jahre nach dem ersten Antrag auf einen Neubau. Doch es kam anders.

Vielleicht hatten zwei Ereignisse schon darauf hingedeutet, dass nicht alles nach Plan laufen würde: So fegte zum einen Sturm "Niklas" zu Baubeginn den Bauzaun einfach weg. Und zum anderen musste bei der Grundsteinlegung die Zeitkapsel noch einmal ausgebuddelt werden, weil die Urkunde fehlte. Während der Arbeiten meldeten dann zwei beteiligte Firmen Insolvenz an, was das Vorhaben vor logistische Herausforderungen stellte. Sie wurden allesamt mit Bravour gemeistert, sorgten aber für einige Verzögerungen.

Böse Überraschung

Im vergangenen Jahr gab es dann ein Ereignis, an das sich die Wehr wohl noch sehr lange erinnern wird. Anfang September hatten die Kameraden schon begonnen, die Einweihung vorzubereiten und dafür fleißig umgeräumt. Doch ein Fehler des Installateurs führte zu einem Wasserschaden – und die Spinde mussten wieder abgebaut und auf Vordermann gebracht werden. Ein weiteres halbes Jahr war verloren. Derweil war das alte Gerätehaus aus dem Jahr 1973 nicht nur bereits aus allen Nähten geplatzt, sondern wies auch immer mehr Mängel auf. Es habe die Gefahr gedroht, "dass man uns das Haus einfach zuschließt", erinnert sich Feuerwehr-Vorsitzender Patrick Brandl. Fazit des Baus: Das Projekt habe letztlich nicht nur "weit unter 2,8 Millionen Euro", sondern auch reichlich Nerven gekostet.

Was die Kostenentwicklung anbelangt, konnte schließlich Entwarnung gegeben werden. Einiges schlug zwar stärker als gedacht zu Buche, in anderen Bereichen aber gelang es etwas einzusparen. Viele Spender und Helfer halfen dem Projekt in die Erfolgsspur. Allein die Eigenleistung der Wehr beziffert Brandl auf rund 120 000 Euro.

Ein Einsatz, der sich mehr als gelohnt hat. Nun verfügen die Kameraden über ein Heim mit knapp 5500 Kubikmeter umbautem Raum. Das ist beinahe doppelt so viel wie im bisherigen Domizil. Kein Luxus, sondern notwendige Anpassung an die sich verändernden Vorgaben im Feuerwehrwesen sowie die immer größer werdenden Fahrzeuge.

Ein hartnäckiges Gerücht aber verweist Brandl in die Kategorie "Stammtischgewäsch", nämlich die Rede von den angeblich zu kleinen Hallentoren des Gebäudes. Diese hätten von der Planung weg über die passenden Maße verfügt.

Wer kein aktives Feuerwehrmitglied ist, wird künftig über den Haupteingang an der oberen Seite das in den Hang gebaute Haus mit Pultdach betreten. Hier befindet sich der barrierefreie Teil inklusiver sanitärer Einrichtungen, die auch für Veranstaltungen der Gemeinde genutzt werden kann. Zwei ohnehin schon große Räume mit Akustikdecke für die Jugend beziehungsweise Schulungszwecke können dank schallundurchlässiger Schiebefaltwand zu einem großen Saal kombiniert werden. Am alten Standort musste man bei Parallelveranstaltungen in die Halle ausweichen. Über eine Durchreiche ist dieser Raum mit der Küche verbunden, die im dezenten wein- statt im ursprünglich angedachten feuerrot auch ästhetische Akzente setzt.

Die EDV ist auf dem aktuellsten Stand und die Zeit vorbei, in der die Führungskräfte mit eigener Computerausrüstung hantieren mussten. Auch haben sie nun ein eigenes Büro mit abschließbaren Schränken.

Das untere Stockwerk ist auf den schnellen Einsatz zugeschnitten – einmal mussten die Kameraden von hier aus schon ausrücken. Vor etwa einem Monat erfolgte nämlich bereits der interne Umzug. Die neue Fahrzeughalle bietet endlich ausreichend Platz, einer der fünf Stellplätze dient als Lagerfläche. Das Herzstück des neuen Domizils sei die neue Schlauchpflegeanlage, ist der kürzlich neu gewählte stellvertretende Vorsitzende Thomas Schneider überzeugt. Vollautomatisch werden die Schläuche geprüft und gereinigt – für alle 16 Wehren im Brandbezirk.

Eine hochwertige Atemschutzwerkstatt, die die pfiffige, aber provisorische Containerlösung des Altbaus ablöst, bildet ein weiteres Sahnehäubchen des neuen Standorts. Ein Lärm abhaltender, abgetrennter klimatisierter Raum für den auf Wunsch mobilen Kompressor, Trockenraum, Werkstatt, Kleinteilelager, Trophäenschrank — an alles wurde gedacht.

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