Hilpoltstein: Ein Rathaus erzählt Geschichten

23.7.2017, 16:34 Uhr
Hilpoltstein: Ein Rathaus erzählt Geschichten

© Foto: Robert Unterburger

Die Exponate wurden von Stadtarchivarin und Kreisheimatpflegerin Dr. Annett Haberlah-Pohl zusammengestellt. Sie ging in ihrem Vortrag unter dem Titel "Von Bauern, Bäckern, Bürgern und Bürgermeistern" auf die Geschichte des Hilpoltsteiner Rathauses im historischen Kontext ein. Den Anfang machten die Bauern und Bäcker. "Die Bauern kamen zum Rathaus und gaben ihren Zehnt ab, der dann im ersten Obergeschoss und auf dem Dachboden eingelagert wurde." Diese Zehntabgabe sei wohl am ehesten vergleichbar mit unserer heutigen Steuer. Im Mittelalter waren Geldzahlungen nicht üblich, die Bauern brachten Naturalien wie Getreide. Das Erdgeschoss kann man sich laut Annett Haberlah-Pohl als eine Art Markthalle vorstellen. Hier hatten unter anderem Bäcker, Metzger und Krämer ihre Waren verkauft. In der Ausstellung sieht man anhand eines rekonstruierten Grundrisses die Größe der Läden.

Als das Rathaus erbaut wurde, gehörte Hilpoltstein zu Bayern. Erbauer des Rathauses war 1417 Ludwig der Bärtige.  Eine Nutzung als Rathaus hatte er freilich nicht im Sinne. Er baute ein großes Kornhaus. Ludwig war wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass er Hilpoltstein verteidigen kann. In Kriegszeiten waren die Kornhäuser wichtig dafür, dass sich eine Stadt gut verteidigen lässt.Und wenn sie sich lange ernähren kann, hält sie einer Belagerung lange stand.

Als 1473 ein zweites Kornhaus erbaut wurde, brauchte man nicht mehr das ganze Haus und der Wittelsbacher Herzog stellte einige Räume der Stadt als "Rathaus" zur Verfügung. Im zweiten Stock befanden sich nun zwei Ratsstuben und ein Tanzsaal. In einem der städtischen Räume tagte das Stadtgericht. 1793 kaufte die Stadt schließlich das Rathaus. Zu diesem Zeitpunkt war es stark renovierungsbedürftig.

Gute Zeiten waren die 1880er Jahre. Hilpoltstein wurde Behördenstadt. Das verdanken die Hilpoltsteiner dem bayerischen König Ludwig II., dem sogenannten Märchenkönig. Unter seiner Herrschaft wurde die Verwaltungsstruktur verändert. Hilpoltstein wurde Bezirksamt, hatte also viele zentrale Funktionen. In dieser Zeit renovierte man das Rathaus und baute einen neuen großen Rathaussaal.

Umgebaut wurde oft. So manch einer erinnert sich vielleicht noch an die 1974 erfolgte Fachwerkfreilegung, gute 100 Jahre war das Gebäude verputzt. Die Umbauarbeiten im Laufe der Jahrhunderte waren nicht immer statisch einwandfrei, wie man in den 1990er Jahren feststellte. Seinerzeit erfolgte auch eine umfangreiche Bestandsuntersuchung. Dabei kamen viele neue Erkenntnisse über die Hausgeschichte zu Tage. So konnte auch das Baujahr ermittelt werden.

"In 600 Jahren hat das Haus viel erlebt", so Haberlah-Pohl abschließend. So manche Geschichte könnte es wohl heute erzählen. Einige sind in der Ausstellung dargestellt. Ende September wird zudem eine Broschüre über das Hilpoltsteiner Rathaus erscheinen.

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