Hilpoltsteiner Pfalzgräfin bereitet sich mit Reitstunden vor

28.7.2017, 17:56 Uhr
Hilpoltsteiner Pfalzgräfin bereitet sich mit Reitstunden vor

© Robert Unterburger

Alle Jahre wieder: Wer die Ehre hat, die neue Pfalzgräfin zu werden, muss beim Festzug am Burgfestsonntag hoch zu Rosse sitzen und huldvoll das Volk grüßen. Und dafür muss die Pfalzgräfin fit gemacht werden und eine oder mehrere Reitstunden im Reitstall Bauer besuchen.

Für Gudrun Reichard ist das kein Problem. Sie ist zwar noch nie geritten, bringt es aber schon nach wenigen Versuchen fertig, perfekt aufzusitzen und eine gute Figur im Damensattel zu machen. Ferdinand "Ferdl" Kühnlein ist ihr "Coach", der seiner Pfalzgräfin wertvolle Tipps gibt. Gudrun Reichard ist die zehnte Gräfin, die von ihm trainiert wird.

Als erstes wird das Aufsteigen auf einer "Aufstiegshilfe" geübt. Das ist eine Treppe, die die Pfalzgräfin erklimmt und von der sie bequem auf das Pferd steigen kann. Jedoch wird es beim Burgfest, wenn die Pfalzgräfin am Feuerwehrhaus auf das Pferd steigt, keine Aufstiegshilfe geben.

Deshalb zeigt Ferdl Kühnlein, wie es ohne geht. "Ich lege meine beiden Hände unter deinen linken Schuh, dann zähle ich bis drei und bei drei hebe ich dich nach oben. Und das probieren wir jetzt."

"Angie ist festzugstauglich"

Eins, zwei, drei. Mit Schwung wird die Pfalgräfin nach oben gehievt. Es klappt wie am Schnürchen. Im Sattel kann sich Gudrun an einer Halterung festhalten, während sie mit der anderen Hand ihren Untertanen huldvoll lächelnd zuwinkt.

Geduldig dreht "Angie" (der Name kommt von "Engel" und hat nichts mit der amtierenden Bundeskanzlerin zu tun) mit der Pfalzgräfin ein paar Runden in der Wiese direkt neben der altehrwürdigen Seligenportener Kirche. Ferdl Kühnlein hält das Pferd und läuft geduldig mit.

Unterstützt wird er dabei von Tom, der darauf achtet, dass niemand die Runden der beiden stört. Auch Tom ist ein erfahrener Helfer; er ist schon seit 37 Jahren dabei. "Angie ist festzugstauglich", berichtet Kühnlein. Sie laufe seit mehr als zehn Jahren beim Burgspiel mit. Inzwischen ist "Angie" 18 Jahre alt.

Nicht hängenbleiben

Als es heftig zu regnen anfängt und der Regen den Platz vor den Ställen in einen Morast verwandelt, verlagert sich die Reitstunde in die Halle. Die Pfalzgräfin zieht über die Jeans einen weiten Rock, damit sie eine Vorstellung bekommt, wie sich das anfühlt, wenn sie am Burgfestsonntag das herrschaftliche Kleid anhat.

"Beim Absteigen musst du aufpassen, dass du mit dem Kleid nicht hängen bleibst", macht Ferdl die Pfalzgräfin auf eine Gefahrenquelle aufmerksam. "Aber keine Angst, wenn du in Hilpoltstein am Feuerwehrhaus auf das Pferd steigst, sieht das kein Mensch", sagt er und grinst.

Am Schluss dürfen auch die beiden Gräfinnen-Töchter eine paar Runden mit "Angie" drehen. Der Starkregen hat inzwischen aufgehört und Ferdl Kühnlein fragt Ihro Hoheit: "Wäi schauds aus, Gudrun, brauch mer no a zweite oder driite Reitstund?" - "Naa, brauch mer ned", lautet die Antwort. "i glab, eine langt."

 

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