Hochwasserschutz für das Leoni-Gelände: Erst schützen, dann bebauen

5.11.2020, 05:30 Uhr
Hochwasserschutz für das Leoni-Gelände: Erst schützen, dann bebauen

© Foto: Stadt Roth

Das Leoni-Gelände am Rand der Rother Altstadt gilt als das feinste Stück, das die Stadt Roth derzeit im Angebot hat. Die Firma ist gerade mitten im Umzug, sämtliche Teile des Unternehmens mit Mann und Maus werden an den Stadtrand ins Industriegebiet geschafft, wo die "Fabrik der Zukunft" gebaut und gefüllt wird.

Am bisherigen Standort unterhalb des Schlosses Ratibor sollen nicht mehr die Drähte und Kabelbäume herrschen, sondern Wohnen und Gewerbe, idyllisch und naturnah an den Flussauen der Rednitz.

Pläne und Ideen dafür gibt es schon, ein städtebaulicher Wettbewerb ist im Gespräch, während im Stadtrat die Zukunft des 100 000 Quadratmeter großen Stadtquartiers immer wieder aufgeworfen wird.

Damm soll "ertüchtigt" werden 

Jetzt auch wieder – aber weniger mit neuen Vorschlägen, sondern zunächst mit einer Warnung: Das Gelände wird umflossen von der Rednitz und vom Mühlkanal – und bei einem größeren oder gar einem Jahrhundert-Hochwasser wäre es komplett überflutet.

Dieses Szenario ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Stadt Roth beim Wasserwirtschaftsamt in Auftrag gegeben hat. Als Grundlage nimmt das Amt ein sogenanntes HQ 100 an, so ein Hochwasser kommt rein rechnerisch nur alle 100 Jahre vor.

Aber in der Realität häufiger. Also sei diese Grundlage berechtigt, sagt Stadtbaumeister Wolfgang Baier. An der Roth gebe es die Probleme nicht mehr, weil mehrere Wehranlagen das Wasser ableiten. An der Rednitz aber wirken sich die dramatischen Starkregenereignisse mit Überschwemmungen aus.

Als Folge der Erkenntnisse sollen – vor der Planung für Wohnen, Gewerbe oder anderes – mehrere Dinge angegangen werden. Erstens: Am Mühlkanal und an der Rednitz soll der vorhandene Damm "ertüchtigt" werden. Zweitens: Eine Flutmulde in der Rednitz ist schon vorhanden, aber nicht tief genug. Sie soll aufgeweitet werden.

Und drittens: Die vorhandenen Leoni-Betriebsgebäude am Ablauf des Kanals sollen nicht nur ab-, sondern komplett inklusive Fundament zurückgebaut werden. Dieser Teil wird, so berichtete Wolfgang Baier, als zusätzlicher Retentionsraum gebraucht, damit sich das Wasser notfalls ausbreiten kann. Der beplanbare Raum werde dadurch natürlich kleiner: Etwa 80 000 Quadratmeter bleiben dann übrig. Die Maßnahmen für den Hochwasserschutz kosten die Stadt etwa eine Million Euro.

Getreu dem Wort "Vor dem Feuer kann man davonlaufen, vor dem Wasser nicht", an das Bürgermeister Ralph Edelhäußer sich bei der Gelegenheit erinnerte, erhielt die Vorlage des Stadtbaumeisters einhellige Zustimmung. Im Stadtplanungsausschuss war man einverstanden, die Ergebnisse als Grundlage für die weiteren Planungen zu benutzen.

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