Im Seniorenheim tritt das Supergirl zum Helfen an

21.3.2014, 06:00 Uhr
Im Seniorenheim tritt das Supergirl zum Helfen an

© Leykamm

So ganz neu ist das für die Schüler der Ganztagsklasse nicht. Sie pflegen bereits gute Kontakte zu der Einrichtung. Nun gehen sie noch stärker auf Tuchfühlung mit einem Beruf, der an Bedeutung enorm gewinnen wird. Wer Altenpfleger werden will, soll sich erst einmal in die Senioren hineinversetzen können, so der Ansatz bei Orientierungstag und Ausbildung.

Im ersten Jahr wird die Aromatherapie gelehrt, die auch den jungen Damen und Herren nähergebracht wird. „Gerüche wecken Gefühle“, erklärt Gerontofachkraft Brigitte Ulsenheimer den Achtklässlern. Das wirke sich nicht nur gut auf die Seelen der Senioren aus, sondern habe auch positive körperliche Folgen. Müde Augen und steife Hände öffnen sich, Massagen entfalten ihre Wirkung besser. Wie gut die tun, dürfen die Schüler gleich bei sich selbst austesten.

Geübt wird auch, Verbände anzulegen oder gegenseitig den Blutdruck zu messen. Bei Samira Berghofer kommt das gut an. Sie kann sich vorstellen, später in der Altenpflege zu arbeiten. Spaß haben auch Laura Salomon und Clarissa Murana, die im Supergirl-T-Shirt den Aktionstag bestreitet — eben ein Beruf für Helden.

Zur Stärkung gibt es zwischendurch Häppchen. Im Alltag können die auch der Aromatherapie im weitesten Sinn dienen – und verhindern, dass bei Senioren der Blutzuckerspiegel sinkt.

An einer Station kann man Brillen aufsetzen, die diverse Augenkrankheiten simulieren. Oder es darf der „GERT“ angezogen werden – der Alterssimulationsanzug. Zuerst schlüpft Paul Kellermann hinein. „Das ist ja viel schwieriger als ich dachte“, bekennt er. Der Anzug vermittelt ihm die Schwierigkeiten, die ein alter Mensch bei alltäglichen Verrichtungen wie Brotschmieren hat. „Für Dich waren das nur zehn Minuten“, gibt Doreen Holzfuß zu bedenken. Die Senioren dagegen könnten nicht aus der Haut wie aus dem Anzug schlüpfen, so die examinierte Altenpflegerin und gerontopsychiatrische Fachkraft. Sie ist für die Praxisanleitung der Azubis im Hause zuständig.



Mit Kellermann hat sie bald wohl öfter zu tun: Er hat sich trotz „GERT“ gleich für ein Praktikum angemeldet. Vielleicht wird ja eine Altenpflege-Ausbildung draus.

Im dritten Jahr durchläuft die Lehre derzeit Jessica Eitel, die an der dritten Station die Schüler in Empfang nimmt. Dort lässt sich Patrick Ruppert bereitwillig in einen Sitzlift schnallen, dann erst in die Badewanne und gleich darauf ins elektronisch beliebig verstellbare Bett verfrachten. Interessiert betrachten zwei Seniorinnen die Szene.

Eine Fülle von Erfahrungen haben die Achtklässler gemacht, als sie wieder in der Spalatin-Schule zum theoretischen Teil des Aktionstags eintreffen. Thomas Döbler vom Beratungsteam Altenpflegeausbildung, das im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend agiert, wird mit Fragen gelöchert und ist begeistert von den Spalatin-Schülern.

Interesse an einem Praktikum bekunden nach dem Tag zehn von ihnen, drei können sich eine Ausbildung vorstellen. „Es ist super, wie die Schüler mitgemacht haben“, so der Berater. „Da gab es manchen Aha-Effekt“, ergänzt Stefan Forster, Zukunftscoach für den Landkreis. Der Aktionstag, für den sich das Caritas-Seniorenheim als Partner empfohlen habe, „war landkreisweit der erste und hoffentlich nicht der letzte“, so Forster.

Die Caritas hat bereits Übung im Hinführen an die Altenpflege. So wird das „Freiwillige soziale Schuljahr“ angeboten, in dem parallel zum Schulbesuch „geschnuppert“ werden darf. Am Ende gibt es auch ein Zeugnis.

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