In der schönen neuen Heimat die Ärmel raufgekrempelt

4.4.2019, 05:50 Uhr
In der schönen neuen Heimat die Ärmel raufgekrempelt

© Foto: Carola Scherbel

Der erste Eindruck von der hübschen "Stadt mit Schloss und See" hat sich also erhalten, auch wenn die Arbeitstage des Amtsleiters das Erkunden der neuen Heimat nicht unbedingt erlauben. Die Tage sind nämlich gut gefüllt mit Aufgaben, und Wolfgang Baier (53), der das Amt zuvor in der ungleich kleineren Stadt Helmbrechts in Oberfranken ausübte, hat gleich die Ärmel raufgekrempelt und sich in die Arbeit gestürzt.

Eine der wichtigsten Baustellen ist für Baier die Stadtentwicklung, also hat er die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes angestoßen. Und ist guter Dinge, dass der Plan in zwei Jahren beschlussfertig vorliegt. Denn im Stadtrat konnte er bereits vermitteln, wie wichtig es ist, genug Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu stellen, gleichzeitig die Innenstadt (Stichworte Stadtbräustüberl und Neues Gässchen) weiterzuentwickeln.

Umstufung auf dem Weg

Große Bedeutung habe auch die Planung des Willy-Supf-Platzes. Dafür ist jedoch die Umstufung der Staatsstraße notwendig, und daran hat es lange gehakt. Jetzt aber könne man die Vereinbarung zwischen Freistaat und Stadt "auf die Reise schicken", so dass das Ziel der Umstufung Ende 2019 in Sichtweite sei.

Und die Idee vom Straßencafé oder Biergarten am neuen Hotel Dormero? Ob und wie es tatsächlich zu einer möglichen Außenbewirtschaftung am Hotel kommen kann, will Baier noch nicht spekulieren. "Das sehen wir dann", verweist er auf Gespräche mit Regierung und Einzelhändler über die Zukunft der dort (mit Zuschüssen) restaurierten Stadtmauer und einer ungenutzten Garage, die dem Vorhaben noch — im Wortsinn — "im Weg steht".

Nächste Großbaustelle: Leoni beziehungsweise das Gelände in der Innenstadt, das der Autozulieferer demnächst räumt, weil er Richtung Industriegebiet in die Fabrik der Zukunft umzieht. Ab Sommer 2021 soll es mit dem "Rückbau" losgehen, Baier will alles im engen Kontakt mit Leoni angehen. Noch heuer, so hofft er, soll eine Vorstudie erstellt werden, wie die rund 100 000 Quadratmeter neu gefüllt werden können. Ihm selbst schwebt vor, dass dabei das Wohnen ("barrierefrei und in der Natur") einen Hauptbaustein bildet — 70 bis 75 Prozent des Areals könnte er sich dafür vorstellen.

Damit einher gehe allerdings sofort die Frage: "Wie bindet man ein großes Wohngebiet infrastrukturell an?" Zufahrten, Parkplätze,...

Für das letzte Viertel bis Drittel des innerstädtischen Filetstücks sieht der Stadtbaumeister "auf keinen Fall mehr produzierendes Gewerbe", aber vielleicht Dienstleister oder Lebensmittelanbieter. Und eine Stadthalle? Da schüttelt Baier den Kopf: "Sowohl Hallenbad als auch Stadthalle stehen sicher auf der Agenda für die Stadt, aber die Vorgaben dafür mache nicht ich, sondern die Politik."

Entschlossen angehen will der "Neue" auch ein Baulücken-Kataster. Das "natürlich digitale" Instrument zum Erfassen von noch nicht bebauten Grundstücken, das es bisher nicht gibt, hält er für eine ganz wichtige Arbeitsgrundlage, um den Wohnbedarf decken zu können. Ein Leerstandsmanagement — ebenfalls digital — könnte dann noch dazukommen.

Was die entstehenden und geplanten Bau- und Wohngebiete auf Rother Flur angeht, kann Baier in Teilen schon Vollzug melden. Das Stadtbrauereigelände sei "rechtlich abgewickelt" und werde bereits beworben. Der Abbruch der Brauerei steht in den nächsten Wochen an.

Das Baugebiet An der Zwillach in Eckersmühlen sei ebenfalls auf den Weg gebracht. Dagegen war beim geplanten Wohngebiet Baumgartenwiesen, das Baier wegen seiner Zentrumsnähe "interessant" nennt, unter anderem die Anbindung an die Nürnberger Straße strittig. Als die Debatte schon festgefahren war, habe er "alle an einen Tisch geholt", man habe nochmals diskutiert, "und dann sind die Schranken gefallen", freut er sich. Lösungsorientiert und im Dialog wolle er arbeiten. Und freut sich, wenn’s so gut funktioniert.

Das gilt genauso für das größte derzeit geplante Wohngebiet auf der Abenberger Höhe. Auch da will er in Sachen Energieversorgung, nachdem der Stadtrat im Dezember keinem Plan zugestimmt hatte, noch einmal nach einer zukunftsfähigen Lösung suchen.

Neben all diesen Projekten wären Baier und sein Amt allein mit den Bauten für die Kinderbetreuung bereits gut beschäftigt. Die werfen zudem eine Frage auf: "Was passiert in 20 Jahren damit, wenn die Kinderzahl sinkt und die der Senioren steigt?"

Bei der Fülle an Arbeit kommt dem neuen Stadtbaumeister aber zupass, dass er zum einen ein "intaktes, gut strukturiertes und leistungsfähiges Bauamt" angetroffen habe. Zum anderen konnte die Stelle der Tiefbauamtsleitung zum 1. April nach langer Zeit besetzt werden. Jürgen Adamski bringe die nötige Kenntnis und Erfahrung mit, freut Baier sich. Jetzt ist nur noch eine Stelle unbesetzt: Im Bauhof, der seit Februar mit Chris Haspel und Werner Fischer eine Doppelspitze hat, soll die Tiefbautechnik nachbesetzt werden. Baier: "Dann sind wir vollzählig."

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