In fünf Tagen zum Bildhauer

25.6.2019, 06:00 Uhr
In fünf Tagen zum Bildhauer

© Foto: Robert Unterburger

Das sommerliche Wetter machte es möglich, draußen im Hof des Ateliers zu arbeiten. Es herrschte eine gelöste, heitere Stimmung, die meisten Teilnehmer des Kurses kannten sich von früheren Workshops. Man duzte sich und freute sich, wenn man dem harten Stein eine Skulptur abtrotzen konnte.

Verena Reimann ist eine renommierte Steinbildhauerin in der Region. Ihr großes Atelier bot ideale Voraussetzungen für die zehn Workshopteilnehmer aus dem Landkreis und der Stadt Schwabach, sich intensiv mit dem Werkstoff auseinander zu setzen. Bis zuletzt war der Platz erfüllt vom Klopfen der Meißel und Hämmer. Acht Stunden am Tag wurde gearbeitet. Das konnte ganz schön in die Arme gehen und Muskelkater erzeugen.

"Das gemeinsame Tun ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit", sagt Verena Reimann. "Wir haben nichts Fertiges vorgefunden." Die Kursteilnehmer hätten es geschafft, aus Bruchstücken und grobem Stein etwas Neues zu schaffen. Unermüdlich gab sie Tipps und überlegte mit den Hobby-Bildhauern, wie eine Arbeit noch weiter ausgeformt, verändert oder entwickelt werden könnte. Reimann zeigte sich offen für die Ideen, motivierte zur Weiterarbeit und war begeistert von der Vielfalt der Kunstwerke.

Nach getaner Arbeit platzierten die Künstler ihre Skulpturen kreisförmig, bei einem Rundgang beschrieb und interpretierte man und erzählte freimütig von den Gedanken bei der Entstehung. Bei der Präsentation wandte man sich zunächst "der Tierwelt" zu. Karl-Heinz hatte aus dem Stein eine Eidechse gezaubert und "Jara" genannt. Die Echse umfasst regelrecht den Stein und verbindet sich mit dem Element Wasser.

Willi hat ein bezauberndes kleines Stein-Ferkelchen, einen Frischling, geschaffen. Ein neugierig blickendes Ferkel, das alles entdecken will, ein Tier voller Leben. "Das ist eine Auftragsarbeit meiner Familie", schmunzelt Willi, "das passt sehr gut in meinen Garten."

Beeindruckend auch die Fisch-Skulptur, die Helmut geschaffen hat. "Ein Hai mit zusätzlichen Flügeln", beschreibt der Künstler seinen Fantasie-Fisch. Die Skulptur zeichnet sich durch eine große Leichtigkeit aus, mit der es Helmut gelungen ist, die Flugbewegungen auszudrücken. "Für mich ist das ein Urviech, das aus der Form gewachsen ist", interpretierte Helmut.

Hildegard hat aus dem Stein einen Vogel geschlagen, der an eine fliegende Möwe erinnert. Eindrucksvoll ist es ihr gelungen, die ausgefransten Federn des Vogels darzustellen. "Es ist ein unfertiges Werk", sagte die Steinbildhauerin, "der Stein ist mir gebrochen, so habe ich versucht, aus dem Fragment einen schwebenden Vogel zu schaffen".

Ludwig hat die Voll-Skulptur eines Fisches aus dem Stein geschlagen. Ein Fisch mit Charakter, der pfiffig, charmant, neugierig und schelmisch in die Welt blickt. Die Figur hat etwas Archaisches. "Ursprünglich wollte ich was ganz anderes machen", erzählte der Künstler, "ich habe mit einem Spitzmeißel gearbeitet."

Dann wandte man sich der "Welt der Bewegung" zu. So hatte Ute dem Stein eine abstrakte Figur abgetrotzt, die sie "Freimut" nannte. Ihre Intention: "Frei sein im Geist, offen sein für eine Entwicklung, unabhängig von Erwartungen." Kursleiterin Verena Reimann sprach von einer "gewissen Kühnheit der Gestaltung", vom Mut, immer wieder etwas zu ändern, von der "Herausforderung, sich von den Meinungen der anderen zu befreien". Eigentlich sollte das Werk eine Schale werden, bekannte Ute, aber aus der Schale wurde "Freimut". Dunja hat ein Gesicht geformt. Die Augen sind geschlossen, in sich ruhend. Am Ohr sitzt eine Schnecke.

Susanne nannte ihre Arbeit "Buddhas Schwester". Ein fein gearbeitetes, zweigeteiltes Antlitz, das den Betrachter besonnen und mit klarem Blick anschaut. Hiltrud hat einen weiblichen Torso geformt. Er besticht durch schöne Rundungen, die Linien schwingen zueinander. Die Frau tanzt, ist selbstbewusst und freut sich ihrer Schönheit. "Würde der Annäherung" nennt die Künstlerin ihr Werk.

Angelika hat ein geflügeltes Wesen geschaffen. Der Engel schwebt, steigt auf und hat wehrhafte Züge. Auf dem Kopf trägt er eine Art Kapuze, am Körper einen wogenden Umhang. "Ich durfte den Engel aus seinem Korsett befreien", kommentierte Angelika ihr Werk, "das war befreiend, ich wusste immer, wie es weitergeht".

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