Rück- und Ausblick

In Georgensgmünd läuft‘s

10.1.2021, 08:00 Uhr
Nach der Einweihung der Umgehung von Wernsbach kann die Ortsdurchfahrt des Georgensgmünder Ortsteils neu geplant werden

© Foto: Archiv/Robert Schmitt Nach der Einweihung der Umgehung von Wernsbach kann die Ortsdurchfahrt des Georgensgmünder Ortsteils neu geplant werden

Trotz der Einschränkungen infolge der Pandemie herrschte kurz nach dem ersten Lockdown noch Optimismus im Gemeinderat. Denn das alte Gremium hat den Haushalt für 2020 zwar mit Einschränkungen von 800 000 Euro bei den Einnahmen gegenüber dem vor Corona geplanten Ansatz beschlossen. Für Investitionen und Schuldenabbau aber bewilligte es einen Rekordansatz.

Der Gemeinderat hat für Projekte und Tilgungen 17,7 Millionen Euro bereitgestellt. Bis Ende 2021 werden davon 13 Millionen geflossen sein. Im Mittelpunkt stehen die Neuordnung des Klärsystems der Gemeinde, die Abfinanzierung der neuen Turnhalle und Mittel für die Grundsanierung des Hallenbads samt großem Veranstaltungssaal. Verzögerungen im Baufortschritt haben eine höhere Quote verhindert. Ferner ist die Feuerwehr mit einer Drehleiter ausgerüstet worden.

Weitere wichtige Entscheidung des Gemeinderats: die Neuordnung und Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Er wird in Kooperation mit dem Landkreis finanziert und organisiert. Linien sind ausgeweitet, der Takt ist verdichtet und es ist ein Rufbussystem eingerichtet worden.

Neben Roth ist Georgensgmünd damit die einzige Gemeinde im Landkreis mit eigenem ÖPNV-Angebot. Anknüpfungspunkt dafür ist die Bahnlinie. "Das ist die Lebensader unserer Gemeinde", sagte Ben Schwarz (SPD), der vor allem öffentliche Angebote "von der Schiene aus und zwischen den Schienen" stärken will.

Bauentwicklung ging weiter

Auch bei der baulichen Entwicklung hat der Gemeinderat 2020 keinen Stopp eingelegt. Mit dem Beschluss zum Bebauungsplan "Bleichel IV" im Norden der Gemeinde ist ein weiterer Baustein zur Ansiedlung junger Familien auf den Weg gebracht worden.

Um hier künftig die politischen Entscheidungen auf den Bedarf abzustimmen, sieht Ben Schwarz Handlungsbedarf. So will er dem Gemeinderat vorschlagen, in ein "Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept" einzusteigen. Dabei soll die aktuelle Situation analysiert und eine Prognose für den künftigen Entwicklungsbedarf erstellt werden. Die spezifischen Stärken und Schwächen des jeweiligen Gebiets will man identifizieren, um konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Es handelt sich dabei um ein Instrument der überwiegend vom Freistaat und dem Bund finanzierten Städtebauförderung. Ein Schwerpunkt ist die umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. "So werden wir festlegen, wohin die Entwicklung der Gemeinde gehen soll", sagt Schwarz.

Ben Schwarz sieht Georgensgmünd nämlich in einem gewissen Dilemma. Seiner Darstellung zufolge lastet auf dem Kernort ein Entwicklungsdruck hin zu mehr kleinstädtischen Strukturen, während in den ländlichen Ortsteilen die Bevölkerungszahl zurückgeht. "Soll Georgensgmünd also ein ländlicher Ort mit kleinteiliger Infrastruktur bleiben oder soll er seine zentralörtliche Funktion durch mehr Wohnbebauung und Gewerbeentwicklung im Hauptort ausbauen?" So laute die Hauptfrage für die Zukunft, ist Schwarz überzeugt.

B2-Umgehung eingeweiht

Beispiel für eine Neugestaltung ist Wernsbach, wo 2020 die B2-Umgehung eingeweiht wurde. Zusätzliche Schwerpunkte könnten dabei die Innenentwicklung durch Nutzung von Baulücken und der Mietwohnungsbau sein. Für den Bürgermeister letztlich auch eine Frage "des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen". Zugleich sei es aber wichtig, fügte Schwarz hinzu, dass die Strukturen und damit die Lebensqualität in den Ortsteilen erhalten blieben. "Dabei müssen wir auch die jeweils spezifische Situation dort berücksichtigen", betont der Bürgermeister.

Eigentlich hätte heuer turnusgemäß die "Geo-Messe" stattgefunden. Die Leistungsshow des örtlichen Gewerbes wird alle vier Jahre veranstaltet. "Da wir aber nicht wussten, wie es mit Corona weitergeht, haben wir sie auf 2022 verlegt", so Schwarz.

Bürgermeister, Gemeinderat und die Gemeinde als Ganzes hatten 2020 einen schweren Verlust zu beklagen. Die Bildhauerin Verena Reimann ist am 31. Oktober überraschend in Freiburg verstorben. Die 57-jährige Künstlerin lebte und arbeitete seit über 20 Jahren in Georgensgmünd. In dieser Zeit hat sie die Gemeinde durch ihre Kunstwerke im öffentlichen Raum sehr geprägt. So stammt beispielsweise der "St. Georg" im Kreisel der Staatsstraße von ihr. Erst im September hatte sie dem Gemeinderat noch ihre jüngste, nun aber letzte Arbeit für Georgensgmünd persönlich vorgestellt. Auf dem Friedhof des Ortsteils Mäbenberg hat sie ein modernes Urnengrabfeld künstlerisch gestaltet. "Wir alle haben sie sehr geschätzt", erklärte Ben Schwarz. "Sie wird uns fehlen."

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