Innere Ruhe bei "Weihnachten im Landkreis Roth"

8.12.2014, 17:55 Uhr
Innere Ruhe bei

© Jürgen Leykamm

Ganz im Sinne von Pfarrer Josef Mederer, der zur Einstimmung empfahl, den „inneren Mantel“ der Betriebsamkeit abzulegen, die ihm selbst in diesen Tagen wohl nicht ganz fremd ist. Denn der Geistliche behielt seinerseits den Mantel gleich an, da ihn die Pflicht als Seelsorger gleich zum nächsten Termin rief. Zurück im geistlichen „Wohnzimmer“ (Mederer) blieb eine andächtig versammelte Schar, der Ursula Hirschmann als Gesamtleiterin des Abends die Münder bei der Vorstellung der beteiligten Künstler und Gruppen wässrig zu machen wusste.

So sollte vermieden werden, dass eine Moderation die Atmosphäre zwischen den Beiträgen zerschneidet. Dessen ungeachtet wurden sie aber allesamt mit reichlich Beifall bedacht, den das Publikum nicht bis zum Ende des Abends aufsparen wollte. Zu Recht, denn das Gehörte war nicht nur „in sich stimmig“, wie Landrat Herbert Eckstein in seinen Schlussworten lobte, sondern auch die Einzelleistungen verdienten Applaus.

Beispielsweise der gastgebende Gesangverein Großweingarten, der heuer sein 90-jähriges Bestehen feiern darf und unter der temperamentvollen Taktgebung der Leiterin Elfriede Schultes zu begeistern wusste. Ebenso wie das 21-köpfige Blockflöten-Ensemble aus Wendelstein unter ihrer Chefin Petra Menzel, das sowohl klanglich beeindruckte wie auch durch das enorme Spektrum des Lebensalters der Musiker, das von 13 bis 80 Jahren reicht.

An der Orgel bewies die Rittersbacherin Ingrid Mayer, dass es nicht immer der Kanon in D-Dur sein muss, sondern auch andere Werke von Pachelbel es verdient haben, öffentlich Gehör zu finden.

Ansonsten waren „viele zarte Saitenklänge“ (Hirschmann) Trumpf. Für die sorgten an der Harfe als dem „Instrument der Herzen“ (Eckstein) Elena Faynberg aus Georgensgmünd oder der gerade erst 17-jährige Jonathan Fiegl aus Roth, der den Bogen von einer Bach-Prelude bis zur modernen „Happy Hour“ spannte. Und erst 14 Jahre jung ist Florian Gaede aus Georgensgmünd, der einen schlichtweg hinreißenden Auftritt bot, von der eigenen Mutter und Konzertpianistin Xuesu Liu Gaede am Klavier begleitet. Bei einem Adagio über hebräische Melodien wusste ihr Sohn auf dem Violoncello eine für sein Alter enorme Emotionalität auszudrücken — bei zugleich großer Perfektion.

Mittendrin passierte dann der Super-Gau: Die Saitenspannung löste sich, es blieb nichts anderes übrig, als kurz zu pausieren und das Instrument neu zu stimmen. Es gelang den beiden in fast stoischer Ruhe und nahmen den musikalische Faden dann gekonnt wieder auf, der just während eines schnellen Melodienlaufs gerissen war.

Vom ursprünglichen Weihnachtsgeschehen im Stall war dieses kleine Zwischenspiel gar nicht so weit entfernt. Damals galt es auch zwischen höchster Andacht (wie dies die Geburt des Erlösers der Menschheit wohl erfordert) und höchst profanen Tätigkeiten (wie dem Wechsel der Windeln) emotional hin und her zu schalten. Bis heute erfreut sich das Weihnachtsfest bekanntlich einer inneren Spannung, die sich in modernen Zeit zwischen Kaufrausch und Friedenssehnsucht widerspiegelt.

Beides fand sich auch in den Gedichten und Geschichten wieder, die der Georgensgmünder Autor und Rezitator Gerd Berghofer zum Besten gab. Und er lieh seine Stimme auch so manchem Weihnachtsbaum, der „getadelt, weil er schon vor Heilig-Drei-König nadelt“. Danach wartet der Häcksler auf das Gewächs das insgeheim hofft: „Ich wär' im nächsten Leben, wenn's denn sei, doch dann gern lieber ein Bonsai.“ In einer anderen Erzählung tröstete ein Christbaum einen Barbesitzer das ganze Jahr lang über Liebeskummer hinweg und musste ausgerechnet zur Weihnachtszeit den Platz am Tresen räumen.

Auch der Besuch eines Weihnachtsmarktes wurde lustig reflektiert – dort fand sich dann „die Tanne im Dampf der Gyrospfanne“. Am Ende gab es dann bei „Swinging Christmas“ mit dem Gesangverein doch noch ein Wiederhören mit bekannten Weisen, bevor ein gemeinsames „Es kommt ein Schiff geladen“ die Besucher nach einem rundum gelungenen Abend in die heiße Phase der Weihnachtszeit entließ.

Die Spenden des Abends kamen der Aktion „Jeder Bürger ein Euro“ zugute.

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