Jazz der Extraklasse mit Hilpoltsteiner Touch

14.4.2019, 16:34 Uhr
Jazz der Extraklasse mit Hilpoltsteiner Touch

© Tobias Tschapka

"Eine mega-riesige Combo aus drei Ländern", freute sich die Leiterin des Hilpoltsteiner Amts für Kultur und Tourismus, Kathrin Blomeier. In der Tat kommen die allesamt diplomierten Musiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – und einer von ihnen stammt aus Hilpoltstein: Florian Hoesl, der vor zirka zehn Jahren "in die Fremde" zog und inzwischen als gefragter Jazz-Schlagzeuger Erfolge feiert.

In seiner Heimatregion war er unter anderem mit seiner damaligen Formation "Jazz Department" unterwegs, mit der er den Jugendkulturpreis des Landkreises Roth verliehen bekam. Hin und wieder schaut er vorbei und erfreut zum Beispiel das Publikum des Kreuzwirtskellers mit seinem Schlagzeugspiel.

Seit zwei Jahren gibt es ""DEr-CH-AT-Komplex", der durch ein Austauschprojekt der Jazzabteilungen der Hochschule Luzern und der Linzer Anton-Bruckner-Privatuniversität entstand, und dessen Name sich auf die Herkunft der Musiker bezieht. Die Leiterin des Ensembles, Claudia Döffinger, vereint gleich alles in einer Person: In Deutschland geboren, in der Schweiz studiert, und schließlich in Österreich gelandet. Als Homebase der Combo gilt Wien, wo vor wenigen Tagen auch die Tour begann, auf der sie ihre erste CD der Öffentlichkeit vorstellten.

In Hilpoltstein gaben sie Konzert Nummer drei, "und wenn wir wieder einmal eine CD aufnehmen, gebe ich alles dafür, dass wir diese auch wieder in Hilpoltstein präsentieren", betonte Hoesl.

Seit gut einer Woche gab es keine Karten mehr, so groß war das Interesse. Und die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Mit Jazz ist das ja so eine Sache: entweder es zieht einen in den Bann, oder man versteht nur Bahnhof. Bei "DEr-CH-AT-Komplex" ist ersteres der Fall, denn obwohl man die Eigenkompositionen der Musiker getrost als extrem anspruchsvoll bezeichnen kann, so kann sich dem fast schon rauschhaft anmutenden Klangteppich, der auf der Bühne gewebt wurde, niemand entziehen. Von wunderbar harmonisch bis "richtig schräg", samt gebrochener Rhythmen, überraschender Tempiwechsel und immer wieder minutenlanger Stimm- oder Instrumentalimprovisationen von E-Gitarre bis Saxophon war alles dabei.

Es herrschte eine heitere bis beschwingte Stimmung im Kulturstadl, was damit zusammenhängen mag, dass die Musiker, allesamt so um die 30, mit jugendlicher Dynamik, Spiellust, Kompetenz und nicht zuletzt einer gehörigen Portion Selbstironie ans Werk gingen.

Bei der Vorstellung der Werke durch die Komponisten gab es immer auch viel zu lachen. Wenn zum Beispiel die Leiterin erklärt, dass ihr Stück dank eines intensiven Weltschmerzes nach ihrer letzten gescheiterten Beziehung entstanden ist, und dass sie hofft, dass ihr Leben "so weitergeht", damit sie noch möglichst viele derart emotionale Werke verfassen kann.

An Florian Hoesl ist es, das letzte Stück des Abends anzukündigen: "Tankerunglück zu drei Teilen" ist mit rund einer halben Stunde fast schon epochal zu nennen, aber in jeder Hinsicht ein echter Lauschgenuss.

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