Jugendzeltplatz in Stockheim: Kein Leuchtturm soll es sein

25.9.2020, 15:53 Uhr
Jugendzeltplatz in Stockheim: Kein Leuchtturm soll es sein

© Foto: Jürgen Leykamm

Die neue Spiellandschaft am Stockheimer Jugendzeltplatz tritt ein schweres Erbe an: Wo sich nun aus einem Wellental an Spielmöglichkeiten ein imposantes Turmgebilde acht Meter in den Himmel reckt, stand zuvor das legendäre Piratenschiff. Es war das Markenzeichen des gesamten, vom Kreisjugendring (KJR) Roth betriebenen Geländes mit Jugendgästehaus. So mischte sich bei der Einweihung des Nachfolgerspielbaus auch etwas Wehmut dazwischen.

Doch dem "Geisterschiff", wie es der KJR-Vorsitzende Simon Volkert bezeichnete, wurde schon vor zehn Jahren vom TÜV ein baldiges Ende prophezeit. Seither überlegten er und seine Vorstandskollegen fieberhaft, was folgen könnte. Denn das Schiff galt nicht nur für die Kinder als Attraktion, sondern auch für die Spaziergänger, die am benachbarten Igelsbachsee lustwandeln.

Ecksteins Rückenwind

Ein Vorsprechen bei Landrat Herbert Eckstein habe den entscheidenden Impuls gegeben: "Seid kreativ – wir werden Euch unterstützen." Finanzelle Hilfe signalisierte auch die Sparkassenstiftung Roth-Schwabach, und es wurden europäische Fördermittel über das Leader-Programm an Land gezogen.

Mit diesem starken Rückenwind war es möglich, das Projekt in Angriff zu nehmen. Im vergangenen Jahr baute man das Schiff ab, heuer im Januar fiel der Startschuss für den Bau des neuen Turms und der weiteren Anlagen. "Allerdings hat sich die Maßnahme doch sehr aufgeblasen, da sind wir richtig erschrocken", räumte Volkert ein.

Kosten steigerten sich auf 300.000 Euro

Am Ende schlugen die Kosten mit gut 300.000 Euro zu Buche. Knapp 120.000 Euro davon wurden aus dem Leader-Topf finanziert. Volkert dankte dem Landkreis in Person des Landrats dafür, dass die Unterstützung auch dann nicht endete, "als die Zahlen nach oben schossen".

Herbert Eckstein selbst erinnerte sich an der Einweihungsfeierlichkeit an jene Leader-Sitzung, bei der ihm auffiel, "dass die Gelder für Jugendprojekte nicht abgerufen werden". Die Gunst der Stunde wurde genutzt, und die Finanzspritze ergoss sich über Stockheim.

So sei ein toller "Überblicksturm" entstanden, so Eckstein, der bewusst einen anderen, ebenso "leuchtenden" wie überstrapazierten Begriff vermeiden wollte. Besonderes Lob erhielt von ihm die noch kleine Linde, die durch das Gebilde mit zwei Ebenen in dessen Mitte hindurchwachsen und in vielen Jahren einmal Schatten spenden soll.

Begeistert zeigte er sich aber ebenso von der Entstehungsgeschichte des Vorgängerschiffs, das ohne Architekt, Gutachter oder Sicherheitsingenieur aus dem Boden gestampft worden sei: "Damals haben die Kinder auch noch mit dem Hammer auf den Nagel hauen dürfen." Eckstein stellte zugleich in Frage, ob die bei solchen Bauvorhaben zunehmende "formelle Enge wirklich für mehr Sicherheit sorgt oder einfach nur Kreativität und Fantasie abbremst".

"Nicht von der Stange"

Mit solchen Worten lieferte er eine gute Vorlage für die Segnung durch den katholischen Dekanatsjugendseelsorger Sebastian Stanclik und den evangelischen Dekanatsjugendpfarrer Joachim Nötzig. "Das wird ein echter Hingucker", lobte Stanclik zunächst das neue Gebilde, bevor Nötzig zu einer "Beichte" ansetzte. Er wisse noch alle Spielplätze seiner Kindheit, vor allem die "informelle Radrennbahn mit Steilkurve". Das Spiel sei die Institution des Lernens schlechthin.

Bernhard Böckeler, Vorsitzender der ErLebenswelt Roth als lokale Leader-Aktionsgruppe, freute sich, dass hier "in kurzer Zeit etwas Anspruchsvolles umgesetzt wurde. Das gibt es nicht von der Stange". Neben den vielen Spielangeboten biete die Turmlandschaft Räume, um sich zurückzuziehen oder sich zu versammeln. Das verschaffe neben dem Über- auch die Möglichkeit zum Ein- oder Zusammenblick. So lasse sich die Anlage ebenso für Erwachsene nutzen. Für die junge Generation solle sie einen Beitrag dazu leisten, dass sie auf kreative Weise das Leben in vielen Facetten kennen lernen möge.

"Expertentest bestanden"

Das beherzigten sogleich die beiden Kinder von Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz als Vertreter einer Gemeinde, deren Feuerwehr die Arbeiten auf dem Gelände seit jeher tatkräftig unterstützt. Die Spiellandschaft, nach deren Namen noch gesucht wird, "hat den Expertentest bestanden".

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