Junioren-Stadtmeisterschaft in Roth: Schiedsrichter rief Polizei

20.1.2015, 20:34 Uhr
Junioren-Stadtmeisterschaft in Roth: Schiedsrichter rief Polizei

© Foto: Salvatore Giurdanella

Der Coach der JFG Franken-Jura, in die ja auch die TSG 08 Roth integriert ist, hatte zunächst eine Entscheidung des Referees laut kommentiert und war dafür von dem 16-jährigen Unparteiischen auf die Tribüne verbannt worden. Der U13- Trainer hatte diese Strafe auch akzeptiert und sich auf die oberen Zuschauerränge verzogen, doch als der Schiedsrichter kurze Zeit später zunächst ein umstrittenes Foul eines TSG-Spielers pfiff und dem elfjährigen Kicker unmittelbar danach wegen einer angeblichen abfälligen Geste die Rote Karte zeigte, brannten bei dessen Betreuer die Sicherungen durch. Er ging wieder nach unten, um den Unparteiischen deswegen zur Rede zu stellen.

Kreislauf-Probleme bekommen

Wie das darauffolgende Wortgefecht genau ablief, darüber gehen die Darstellungen der verschiedenen Parteien ziemlich auseinander. Ob der erboste Nachwuchstrainer den Schiri auch körperlich angegangen hat, wie es der Vertreter eines anderen Vereins behauptet, kann Peter Schanz, der Fußball-Abteilungsleiter des Gastgeber-Vereins TV 23 Eckersmühlen, nicht bestätigen. „Ich war in dem Moment gerade mit den Ergebnisbögen beschäftigt und habe von dem Streit erst etwas mitbekommen, als mich Vereinskameraden darauf aufmerksam gemacht haben“, erklärt der Turnierorganisator.

Auf alle Fälle fühlte sich der junge Schiedsrichter dermaßen bedroht, dass er Kreislaufprobleme bekam und sich im Krankenhaus durchchecken ließ. Außerdem rief er die Polizei, die dann die Personalien des Trainers aufnahm. Auf eine Anzeige verzichtete der Schiri, doch die Angelegenheit wird mit Sicherheit ein Nachspiel vor dem Sportgericht haben.

Dieser Eklat war der unschöne Höhepunkt eines Turniers, um das es schon im Vorfeld böses Blut gegeben hatte. Vertretern anderer Vereine und auch einigen Eltern von Spielern stieß sauer auf, dass nur zwei Spieler des späteren U13-Stadtmeisters TSG 08 Roth tatsächlich aus Roth kommen. „Der überwiegende Teil des Teams bestand aus Spielern, die in Schwand und in Leerstetten beheimatet sind“, kritisiert ein Mitglied eines anderen Rother Stadtvereins, der sich deswegen an die Redaktion der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung gewandt hatte.

„Das haben wir vorher mit den Verantwortlichen vom TV Eckersmühlen abgeklärt. Als wir eingeladen wurden, hat unser Trainer klipp und klar gesagt, dass nur ein Teil der Mannschaft in Roth wohnt. Und die Organisatoren hatten damit auch kein Problem“, kontert Thomas Wellert, der Vorsitzende der JFG Franken-Jura, deren U13- Junioren bei der Stadtmeisterschaft in den Trikots der TSG 08 Roth aufliefen und die Titelkämpfe souverän gewannen. Peter Schanz bestätigt Wellerts Aussagen: Sein Verein habe wieder ein U13-Turnier ins Leben rufen wollen und deshalb auch die Juniorenfördergemeinschaften mit ins Boot geholt, um die nötigen Teilnehmer zusammen zu bekommen. Auch von der JFG Heidenberg seien Spieler eingesetzt worden, die ihren Wohnsitz nicht in Roth haben.

„Es geht doch darum, dass die Jungs mal wieder bei einem Turnier zusammenkommen und Spaß am Fußballspielen haben“, verteidigt Schanz die Entscheidung, nicht nur von der E-Jugend abwärts eine Stadtmeisterschaft auszutragen. Das sieht ein Teil der Rother Fußballszene offensichtlich anders, weshalb ab 2010 keine Stadtmeisterschaften für die oberen Altersklassen mehr stattfanden. Zu groß war die Dominanz der JFG Franken-Jura beziehungsweise der TSG 08 Roth gewesen, weshalb es schon damals regelmäßig entsprechende Diskussionen gegeben hatte.

Keine offiziellen Richtlinien

Das Problem sei, dass es keine offiziellen Richtlinien gebe, erklärt Peter Schanz. „Die Rother Stadtvereine müssen sich deshalb mal zusammensetzen und besprechen, wie es mit der Junioren-Stadtmeisterschaft weitergehen soll“, fordert der Eckersmühlener Fußballfunktionär. Die jüngsten Debatten hätten gezeigt, dass es wohl ohne verbindliche Richtlinien nicht gehe.

Egal wie diese Gespräche nun ausgehen, die JFG Franken-Jura wird wohl keine Spieler mehr bei den Rother Titelkämpfen ins Rennen schicken. „Wir werden in Zukunft nicht mehr teilnehmen. Das ist wohl vernünftiger so“, kündigt Vorsitzender Thomas Wellert an, den die Wohnsitz-Diskussionen offensichtlich gehörig nervt. „Es geht hier nicht um die Weltmeisterschaft, sondern darum, dass Kinder ein bisschen kicken und ihren Spaß dabei haben sollen“. Den Ausraster des U13-Trainers der JFG bedauert Wellert deshalb umso mehr. „Das ist ganz blöd gelaufen und tut dem Betreffenden nun selber wahrscheinlich am meisten leid. Der war am nächsten Tag richtig fertig, weil er so die Beherrschung verloren hatte.“

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