Kaserne Roth wird zum Flüchtlingsquartier

24.9.2014, 06:00 Uhr
In fünf Mannschaftsgebäuden der Bundeswehr-Kaserne in Roth sollen bis zu 550 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Baumaßnahmen sind in vollem Gange, die ersten hundert Personen werden Anfang Oktober einziehen.

© Stefan Hippel In fünf Mannschaftsgebäuden der Bundeswehr-Kaserne in Roth sollen bis zu 550 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Baumaßnahmen sind in vollem Gange, die ersten hundert Personen werden Anfang Oktober einziehen.

Im westlichen Bereich der Kaserne werden in der Nähe eines separaten Eingangs fünf Mannschaftsgebäude und zwei Nebengebäude zur Unterbringung für Flüchtlinge vorbereitet. "Da ist wirklich alles optimal gelaufen", erklärte Oberst Hans-Jürgen Neubauer, Referatsleiter des Kompetenzzentrums Baumanagement der Bundeswehr in München, auf Anfrage.

Die Gebäude können praktisch sofort verwendet werden, berichtet Neubauer weiter: "In einigen von ihnen waren bis vor kurzem immer wieder mal Soldaten untergebracht." Hintergrund ist die Nutzung der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne als Schulungszentrum in Verbindung mit der dort befindlichen Schießanlage, die auch die zeitweise Unterbringung von Soldaten aus anderen Kasernen erforderlich mache. "Aber das muss jetzt anderweitig organisiert werden. Die Flüchtlinge haben Priorität", sagt Neubauer.

Infrastruktur in der Kaserne steht

Die grundsätzliche Infrastruktur sei nutzbar, lediglich hinsichtlich des Brandschutzes und der sanitären Anlagen muss ein wenig nachgebessert werden. Ein ehemaliges Offiziersheim kann als Wirtschaftsgebäude und Aufenthaltsraum genutzt werden, die Versorgung soll über Catering erfolgen.

Zunächst sollen ab Anfang Oktober 100 Flüchtlinge auf dem Kasernengelände einziehen, längerfristig können es bis zu 550 werden, erklärt Ruth Kronau-Neef, Pressesprecherin der Regierung von Mittelfranken. "Die Belegung wird nur stufenweise - je nach Umsetzung der Bauarbeiten - erfolgen können.“

Die provisorischen Dependancen werden dringend benötigt, weil die Zentrale Aufnahmeeinrichtung (ZAE) in Zirndorf seit Wochen heillos überlastet ist. Bis zu 1100 Menschen sind dort derzeit untergebracht, die Kapazität beträgt eigentlich 650 Personen. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Zuständigen, dass die Ankunftszahlen in der ZAE bekanntlich ständig schwanken und schwer vorhersehbar sind.

Auch der vor einer Woche eröffnete Notbehelf im ehemaligen Möbel-Höffner in Fürth-Vach ist deswegen derzeit mit rund 300 Personen voll ausgelastet. An dieser Situation werde sich laut Kronau-Neef auch erstmal nichts ändern.

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) machte sich am Montag selbst ein Bild von der Lage und erklärte: "Den Menschen, die hier bei uns kurzfristig Zuflucht gefunden haben, wird ein Mindestmaß an Intimität gewährt; Familien können sich gemeinsam zurückziehen." Der Caritas-Verband um Franz Ganster kümmere sich vorbildlich um die Flüchtlinge und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und der Fürther Unternehmer sei beeindruckend: "Aus humanitärer Sicht wird hier bei uns sicher das Bestmögliche getan."

Auch Erlangen muss weiterhin 300 Flüchtlinge als Außenstelle der ZAE in geeigneten Liegenschaften unterbringen – und zwar noch mindestens bis Mitte März 2015. Wie die Stadt Erlangen mitteilte, wurde ein entsprechender, zunächst auf drei Wochen begrenzter Bescheid durch die Regierung von Mittelfranken verlängert. Da die Zeltstadt am Freibad West bei dieser kühlen Witterung keine akzeptable Lösung mehr darstellt, sucht die Stadtspitze um Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) derzeit "unter Hochdruck nach geeigneten Standorten".

Einer Zwischennutzung des alten Bettenhauses der Chirurgie, das im Moment leersteht, erteilte Innenminister Joachim Herrmann bei einem Besuch der Hugenottenstadt vergangenen Samstag eine Absage. Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt kan der Schwabach als Ausweichquartier herhalten.

Siebte ZAE im Freistaat kommt nach Schweinfurt

Konkreter wiederum sind die Pläne des Bayerischen Sozialministeriums, was eine neue ZAE im Regierungsbezirk Unterfranken anbelangt: Im westlichen Teil der von den US-Streitkräften verlassenen „Ledward Barracks“ in Schweinfurt soll eine Erstaufnahmeeinrichtung entstehen, die im Lauf des Jahres 2015 in Betrieb genommen werden wird. Damit wurde – wie angekündigt – nun auch für den letzten der sieben Regierungsbezirke ein Standort für eine ZAE gefunden.

Sozialministerin Müller betonte, dass es sich bei der derzeitigen Situation nach wie vor um eine Ausnahmesituation handele: "Die explodierenden Zahlen bedeuten für uns gerade bei der Unterbringung eine große Herausforderung, für die wir uns wappnen. Wir werden noch im Oktober 2014 die Kapazität in der Erstaufnahme um rund 2000 Plätze aufstocken und bis Jahresende nochmal um 1100."

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