Kirchenglocken der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche schweigen

29.6.2018, 18:00 Uhr
Kirchenglocken der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche schweigen

© Fotos: Tobias Tschapka

Wie bereits berichtet haben vier Mitarbeiter der Firma Bayreuther Turmuhren in dieser Woche die vier Glocken aus ihrer Verankerung gelöst, am Innendach des Kirchturms befestigt und ringsherum das rostige Läutwerk samt der ebenfalls maroden Verstrebungen demontiert.

Die gesamte Konstruktion samt des hölzernen Unterbaus, der in den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingebaut und mehrmals in Eigenregie nachgebessert wurde, wird unter der Leitung des zuständigen Architekten Elmar Greiner durch eine komplett aus Holz gefertigte Konstruktion ersetzt, die die Schwingungen des Läutwerks deutlich besser aufnehmen kann.

Dass man versucht, die Glocken für diese aufwendige Sanierung an Ort und Stelle im Turm zu belassen, ist eine übliche Vorgehensweise. "Theoretisch hätte man sie auch mit einem Autokran herunterlassen können, aber dazu müsste man zunächst eine große Öffnung in die Wand schlagen, und außerdem hätte das alles vor dem Aufbau der Umrüstung stattfinden müssen", sagt Reinhard Maier von der Bayreuther Firma. So wurde nun also quasi um die Glocken herum die rostige Stahlkonstruktion entfernt, und die einzelnen Teile wurden mit einem Aufzug nach unten gebracht, was eindeutig eine günstigere Methode darstellt.

Ziemlich eng

Allerdings geht es im Turm mit den Glocken ganz schön eng zu, und auch mit der Höhe sollte man als Kirchturmspezialist kein Problem haben. Sind die Mitarbeiter denn eigentlich alle schwindelfrei? "Natürlich, wir schwindeln nie", meint einer der Arbeiter und lacht, während er im Fahrstuhl nach oben fährt.

Zum Lachen ist der Zustand des Kirchturms leider schon lange nicht mehr. Laut Kirchenpfleger Erich Bergauer gibt es nämlich nicht nur im Glockenturm viel zu sanieren, sondern am gesamten Turm. Neben der neuen Glockenstuhlanlage soll auch die Läuteanlage überarbeitet und die elektrische Versorgung an die heutigen Anforderungen und Auflagen angepasst werden. Bei einer Begehung nach der Errichtung des Gerüsts stellte sich außerdem noch heraus, dass auch die Turmspitze deutlichen Sanierungsbedarf hat. So müssen dort die Balken des achteckigen Auflagers, das die Turmspitze hält, erneuert werden. "Da muss eine schnelle Lösung her", sagt der Kirchenpfleger. Schon bekannt war, dass auch die Schieferabdeckung des Dachs repariert werden muss, ebenso soll die Turmuhr mit den vier Zifferblättern restauriert und gereinigt werden. Mit all dem will man bis Oktober fertig werden, rechtzeitig bevor die streng geschützten Fledermäuse, die den Kirchturm als Winterquartier nutzen, sich wieder als Untermieter anmelden.

Renovieren für die nächsten Jahrzehnte

"Wenn da oben schon mal alles offen ist, dann machen wir auch so viel wie geht – damit alles für die nächsten Jahrzehnte hält", erklärt Bergauer, der den gesteckten Zeitplan zwar als "sportlich, aber machbar" einschätzt. Die Erneuerung des Mauerwerks des Turms und der neue Anstrich werden aber voraussichtlich erst nach dem Winter und damit im neuen Jahr zu schaffen sein.

Insgesamt belaufen sich die geschätzten Kosten für die Sanierung (noch ohne die Arbeiten an der Turmspitze) auf rund 455.000 Euro. Laut Bergauer hat die Diözese Eichstätt einen Zuschuss von rund 200.000 Euro zugesagt, möglicherweise auch mehr für die absehbaren Mehrkosten. Außerdem ist vom Landesamt für Denkmalschutz ein denkmalpflegerischer Mehraufwand anerkannt worden, und daher wird das Sanierungsprojekt mit 16 500 Euro bezuschusst. "Möglicherweise erhalten wir auch noch einen weiteren Zuschuss von der Bayerischen Landesstiftung, dazu liegt aber noch keine Entscheidung vor", so Bergauer.

Spenden für Renovierung erwünscht

Für den gesamten offenen Restbetrag ist die Kirchenstiftung zuständig. Sie muss diese Summe aufbringen. "Obwohl die Kirchengemeinde, regionale Firmen und Verbände und auch anonyme Spender die stolze Summe von 200.000 Euro für die 2017 angeschaffte neue Orgel gespendet haben – herzlichen Dank dafür – würden wir uns auch in diesem Fall wieder über finanzielle Hilfe freuen", ruft Bergauer alle Kirchenfreunde zum Spenden auf.

"Mit der umfangreichen Renovierung soll dieser Kirchenbau für die nächsten Generationen gut gerüstet sein. Schließlich sollen die Glocken in unserer Pfarrkirche niemals verstummen!"

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