Klein und haarig und richtig giftig

18.5.2019, 06:00 Uhr
Klein und haarig und richtig giftig

© Foto:Wolfgang Fellner

Die Hoffnung, dass ein kalter Winter dem schadhaften Wirken ein Ende setzen könnte, nahm Gabriela Lobinger von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) den Zuhörern gleich zu Beginn: "Die Larve übersteht auch Temperaturen von bis zu minus 28 Grad".

Gerne auf Eichen

Für den Menschen gefährlich wird es, wenn sich die Raupe verpuppt. Dann bildet sie giftige Brennhaare aus, bis sie sich schließlich in Gespinsten verpuppen. Der ausgeflogene Falter wiederum wird von nächtlichen Lichtquellen angezogen, weswegen auch gerne Eichen in Siedlungsgebieten befallen werden. Die Nester bleiben jahrelang an den Bäumen hängen.

Mit Fressfeinden alleine sei dem Tierchen nicht beizukommen, so Lobinger. Wer unliebsamen Kontakt zu ihm oder seinem Nest hatte, kann dies an Reizungen von Haut und Schleimhäuten, Augenentzündungen, Fieber oder Kreislaufproblemen spüren.

Auch Vögel sowie Haus- und Nutztiere könnten Schäden davontragen. Was die Gefährdung für den Menschen angeht, so gäbe es bis heute "keine objektiven Maßstäbe für die gesundheitliche Belastung, obwohl wir seit 15 Jahren Richtwerte anmahnen".

Die Krux dabei: Existieren solche Werte, können und werden die Behörden vielfach eine Gesundheitsgefahr attestieren, müssen dann reagieren, "haben dafür aber kein Geld", so die Fachfrau.

Es sei zudem mit einer Lawine verschiedentlicher Ansprüche zu rechnen. Unter der jetzigen Unsicherheit müssten vor allem private Waldbesitzer leiden.

Rechtzeitig informieren

Wer auf der sicheren Seite sein wolle, müsse vor allem aufklären: Etwa mit einem Schild vor der Gefahr warnen. Ein Eigentümer, der dies versäumt hatte, sah sich darauf mit einer Schadensersatzklage eines Heuschreckenzüchters in sechsstelliger Höhe konfrontiert, berichtete Harald Schiller, kommissarischer Leiter des Forstbetriebs Allersberg — das Gras einer benachbarten Wiese machte als Futter den Tieren des Züchters den Garaus.

Einen vierstelligen Betrag könne es kosten, wenn die Nester abgesaugt würden. Doch bringe diese Methode nur eine Erfolgsrate von 80 Prozent.

Dringend abzuraten sei vom Abflammen der Nester, "denn die explodieren dann förmlich!", warnte Lobinger. Reagiert werden müsse natürlich etwa im Fall eines Eichenprozessionsspinner-Befalls nahe von Freizeit- und Badegeländen; notfalls auch mit Insektizid.

Im Rother Freibad indes setze man auf wöchentliche Kontrolle und Absaugen, wurde aus dem Auditorium bestätigt. "Von der Spritzerei halte ich überhaupt nichts", so Richard Radle, Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz (BN) und Rother Stadtratsmitglied.

Ein Versuch mit Gifteinsatz im Schwabacher Stadtwald habe gezeigt: "Die seltenen Arten sind alle gestorben, der Eichenprozessionsspinner hat überlebt".

Claus Rammler von der Höheren Naturschutzbehörde (HNB) bei der Regierung von Mittelfranken machte ähnlich negative Erfahrungen an seinem Heimatort Absberg: "Nach den Spritzaktionen herrscht Totenstille bei den Vögeln". Spritzen sei lediglich eine gute Methode für Firmen, um Geld zu verdienen: Sie kassierten gut dabei – und später nochmal beim Absaugen, das oft trotzdem gemacht werden müsse.

 

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