Klimawandel macht Hopfen zu schaffen

1.10.2012, 00:00 Uhr
Klimawandel macht Hopfen zu schaffen

© ley

Den blanken Zahlen nach, die dort Peter Hintermeier per Beamer an die Wand warf, geht es jedenfalls tendenziell bergab. Wurde in Spalt im Jahr 2006 noch auf 388 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche Hopfen angebaut, so verringerte sich diese auf derzeit nur mehr 348 Hektar, wie das Mitglied der Geschäftsleitung beim Hopfenhandelsunternehmen „Barth & Sohn" vor Augen führte. Trotzdem hoffte man in den letzten Wochen, bezüglich der Ertragslage mit jenem Referenzjahr gleichziehen zu können. Damals wurden 527 Tonnen im Spalter Anbaugebiet geerntet. Doch das Ziel wurde verfehlt: Mit heuer nicht einmal 500 Tonnen blieb die Ernte weit unter den Erwartungen zurück. International betrachtet aber zeigt die Tendenz in die gleiche Richtung.

Anbaufläche geht zurück

In Tschechien etwa habe es sogar „katastrophale Erträge" gegeben, in Slowenien sei „ein kompletter Absturz" erfolgt. Auch die Anbaufläche geht weltweit zurück. Im Vergleich zu 2006 hat sie sich um fünf Prozent auf knapp 47000 Hektar verringert.

Nach 2006 zeigte die Tendenz dennoch erst einmal nach oben. Und das nicht ohne Grund. Denn der Tiefstand in jenem Jahr hatte damals ein weltweites Defizit an dem grünen Gold ausgelöst, was dann natürlich die Hopfenwirtschaft wieder ankurbelte. Demgemäß könnte sich die Lage nach 2012 auch wieder für die Spalter Pflanzer bessern. Genauso sahen dies auch die beiden Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft Spalt: „Es geht schön langsam wieder bergauf", meinte etwa Hans Zeiner. Und Frank Braun meinte: „Da sehe ich wieder etwas funktionieren."

Den Spalter Hopfenmarkt nämlich, der vor allem auf Aromahopfen setzt. Und der hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Bitterhopfen: Der nämlich füllt derzeit noch die Lager der Brauereien. Was auch der Grund ist, dass trotz schlechter Ernten und damit der Verknappung des Rohstoffs die Nachfrage nicht steigt. In Sachen Aromahopfen aber sind die Lagerbestände wesentlich niedriger. Deshalb „ist die Situation gar nicht so schlecht", betonte Braun.

Allerdings jedoch haben in letzter Zeit nun auch die USA verstärkt die Aromasorten für sich entdeckt — ein vermeintlich übermächtiger Marktkonkurrent für die Spalter. Doch auch hier verschärft sich die Lage nur scheinbar.

Denn es sind in Amerika völlig andere Aromasorten als jene, die in Deutschland angebaut werden. In Übersee experimentiert man nämlich laut Braun mit Beeren- und Zitrusaromen. „Das wird von unseren Biertrinkern schlicht abgelehnt", so Braun. Nur in den USA selbst liegen solche für deutsche Gaumen geradezu frevelhaften Geschmacksnoten im Trend zum „Craft beer", das dort den Binnenmarkt erobert.

Deutsche Hopfenqualität, die zum Mehrtrinken anregt, stehe in Amerika parallel dazu aber weiterhin hoch im Kurs, so Braun. Man wisse dort eben auch um die „German Stammtisch People", die ihr Geld buchstäblich in die Wirtschaft tragen und selbige damit ankurbeln. „Aroma" also heißt das Zauberwort auf beiden Seiten des Teichs, auch wenn man darunter jeweils etwas anderes versteht.

Anders sieht die Lage bei erwähntem Bitterhopfen aus, der nach wie vor überschüssig auf der Welt vorhanden ist. „Hier muss der Weg der Flächenreduktion weiter gegangen werden", unterstrich an der Versammlung Heinz-Jürgen Cooberg. Am Ziel angelangt, „werden wir dann wieder mit fröhlichen Gesichtern hier sitzen", mutmaßte der in Weißenburg wohnende Vorsitzende des deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes. In diesem Fall wiederum leisten die USA Schützenhilfe, da sie die Anbauflächen für Bitterhopfen bereits kräftig roden – um Platz für den Aromahopfen zu erhalten.

Einige Jahre Pause

Die Rolle des Stimmungsverderbers musste im Hoffmanns-Keller Willy Buholzer spielen. Denn er kündigte an, dass sein Unternehmen in Sachen Hopfeneinkauf in Spalt nach dem Auslaufen der aktuellen Verträge erst einmal „eine Pause von zwei bis drei Jahren einlegen wird". Worte, die den Pflanzern auf den Magen schlugen — denn Buholzer ist Chefeinkäufer in Europa für Anheuser-Bush InBev, dem weltweit größten Brauereikonzern.

„Aber wir bleiben in gutem Kontakt", tröstete er gleich wieder. „Auch ohne uns ist mir aber um Spalt nicht bange", so Buholzer im Blick auf den Aromahopfen.

Bange machte die Pflanzer heuer jedoch die trockene Witterung. „Wir sind eben mitten im Klimawandel", so Werner Wolf, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Geschäftsführer des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Man müsse sich künftig wohl mehr mit künstlicher Bewässerung beschäftigen.

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