Kombiklasse stoppen

19.7.2012, 00:00 Uhr
Kombiklasse stoppen

© Graff

„So nicht!“, sind sich die Eltern der jetzigen und künftigen Erstklässler einig und haben sich zu einer Elterninitiative zusammengeschlossen, die sich strikt dagegen ausspricht, dass in Büchenbach im nächsten Schuljahr durch die Bildung einer Kombiklasse eine Klassenlehrkraft eingespart werden soll.

„Keine Sparmaßnahme auf Kosten unserer Kleinsten an der Grundschule Büchenbach.“ Das steht auf den Unterschriftenlisten, die seit dem vergangenen Wochenende in Kindergärten, Geschäften und Betrieben ausliegen und weitergereicht werden. Rund 250 Unterschriften konnte die Initiative besorgter Eltern bis Dienstagabend sammeln. Auch Bürgermeister Helmut Bauz, selbst Vater dreier Kinder, gehört zu den Unterzeichnern. Die Zeit drängt. Möglichst noch vor den Ferien wollen die Büchenbacher Familien die Listen persönlich beim Kultusministerium in München abgeben. Die nächsten Tage wollen sie nützen, die Bevölkerung über das in Bayern praktizierte Modell Kombiklasse zu informieren.

Ihr Vorwurf: Bei der Kombiklasse handele es sich um eine reine Sparmaßnahme, um Lehrerstunden einzusparen. Im Gegensatz zu klassenübergreifenden Konzepten, wie sie an vielen nichtstaatlichen Schulen erfolgreich praktiziert würden, fehle es den staatlichen Schulen an räumlichen, personellen, fachlichen und konzeptionellen Voraussetzungen, um pädagogisch sinnvoll jahrgangsübergreifend arbeiten zu können. Das führe zu unzumutbaren Belastungen für Kinder und Lehrer. In dieser Einschätzung sehen sich die Büchenbacher von Berichten aus anderen Schulen bestätigt, die das Modell bereits praktizieren müssen. Lautstark fordern die Eltern, dass der Elternwille, der eindeutig contra Kombiklasse sei, bei der Entscheidung nicht übergangen werden dürfe.

„Hier wird einfach nur der Staatshaushalt auf Kosten der Jüngsten saniert“, klagt der Sprecher der Elterninitiative, Tony Schreiner, an. Absurd und beschämend finden es die Eltern, dass „im Bildungsland Bayern kein Geld da sein soll, um in ausreichendem Maße Grundschullehrer zu finanzieren.“

Büchenbachs Schulleiter Thomas Ambach bleibt nichts anderes, als den Mangel zu verwalten. Mit der auf der Grundlage der aktuellen Schülerzahlen von der Regierung errechneten Zuweisung an Lehrerwochenstunden kann er nach jetzigem Stand keine zwei ersten und zwei zweiten Klassen bilden und muss dennoch sicherstellen, dass alle Kinder den vorgeschriebenen Pflichtunterricht erhalten.

Etwa 20 Lehrerstunden würden nach der derzeitigen Zuweisung fehlen, um in Büchenbach ohne Kombiklasse ins nächste Schuljahr gehen zu können. Um diese Lücke zu schließen, wären viele Familien sogar bereit, auf freiwilliger Basis einen finanziellen Beitrag zu leisten. Auch Vorschläge, wie zum Bespiel die Zusammenlegung von Sport- oder Kunstunterricht, um Lehrerstunden da einsparen zu können, wo es am wenigsten weh tue, haben die Eltern an das Schulamt gerichtet. „Warum“, fragen sie, „ist es in den Grundschulen im Gegensatz zu den weiterführenden Schulen nicht möglich, das Kollegium vorübergehend und stundenweise durch externe Kräfte zu entlasten?“ Das könnten zum Beispiel Staatsexamenabsolventen ohne Anstellung sein, deren fachliche Qualifikation außer Frage stehe.

Völlig unverständlich finden die Eltern die erzwungene Einführung einer Kombiklasse vor allem vor dem Hintergrund, dass schon in zwei Jahren die Schülerzahlen in der Gemeinde dauerhaft so ansteigen werden, dass das Problem eigentlich vom Tisch sein müsste. „Das Sparmodell Kombiklasse aber wird, einmal eingeführt, bleiben“, sind sich die Eltern sicher und wollen nichts unversucht lassen, um es zu verhindern.

 

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