Krönungszeremoniell in Coronazeiten

14.9.2020, 07:00 Uhr
Krönungszeremoniell in Coronazeiten

© Foto: Jürgen Leykamm

"Da habe ich mich schon sehr geschmeichelt gefühlt", erinnert sie sich noch an den Augenblick, als ihr die Regentschaft angetragen wurde. Folgerichtig hat sie gleich zugesagt. In den sechs Jahren, in denen sie mit dem Mosbacher Hopfenbauern Klaus Meyer liiert ist, wurde sie von der Leidenschaft für das grüne Gold förmlich gepackt. Und die "will ich nun gern anderen vermitteln", so die neue Hoheit.

Fasziniert ist die Majestät unter anderem von den regionalen Strukturen der Erzeugung und Vermarktung der Dolden. Stichwort: Nachhaltigkeit. Ihr fühlt sich die Wirtschaftsingenieurin auch beruflich verpflichtet. Sie arbeitet in einem Nürnberger Ingenieurbüro für Elektromobilität. Zum Ausgleich hilft sie auf dem Betrieb Meyer gern mit. Dort ist längst moderne Technik im Hopfenanbau eingezogen, also hat die neue Königin noch nie mit der Hand "Hopfen gezupft". Das erste Mal darf sie das bei ihrer Inthronisation tun: im Wettstreit mit Vorgängerin Katharina Thomas, die ihr zuvor das Zepter überreicht hat.

Auch die Spalter Bierkönigin Johanna Merkenschlager tritt an. Es gewinnt, "wer über die beste Technik verfügt", gibt Bürgermeister Udo Weingart die Parole aus. Pschera weiß mit ihrer eigenen "Steffi-Zupf-Technik" gut zu überzeugen, die beiden anderen Damen stehen ihr aber in nichts nach. Am Ende gibt es natürlich drei Siegerinnen.

So diplomatisch hält es die Hopfenkönigin auch sonst. Zum Beispiel, was ihre zwei Heimatorte anbelangt. So ist sie sowohl bei der Wendelsteiner Feuerwehr dabei als auch bei den "Kärwa"-Freunden Mosbach. Zu den ersten Terminen, die sie nun als Ehrengast absolviert, zählt die Jahresversammlung der Spalter Hopfenpflanzer im Oktober.

Einem anderen Termin fiebert ihre Amtsvorgängerin entgegen: Thomas erwartet die Geburt ihres Sohnes Anfang November. Eine Berg- und Talfahrt der Emotionen erlebte die Bierkönigin in den vergangenen Monaten. 2019 war ihr Terminkalender standesgemäß gut gefüllt – mit Corona kam der Einbruch. Zum kleinen Trost erhielt Merkenschlager eine "Dienstzeitverlängerung" und darf ebenso wie Pschera bis 2022 im Amt bleiben. Sie freue sich "auf viele gemeinsame Feste und eine aufregende Zeit zu zweit", so die Bier- zur Hopfenkönigin.

Beim Fassanstich kann die Bier- der Hopfenkönigin gleich wertvolle Tipps geben. Mit drei Schlägen donnert die frisch gekrönte Hoheit den Zapfhahn ins Fass: "Meinst Du, es reicht schon?" Der prüfende Blick Johannas ist für Stefanie genug Antwort, die zwei weitere Schläge und etwas Schaum folgen lässt, der aber nur tröpfelt und nicht ins Rund der Ehrengäste spritzt. HVG-Chef Frank Braun hilft etwas nach, dann passt alles. Es habe in Spalt eine recht gute Hopfenernte gegeben, die aber coronabedingt auf eine gebremste Nachfrage stoße, berichtet Braun.

Für die neue Markenbotschafterin heißt das, um so stärker auf den Aromahopfen aufmerksam zu machen. Dass sie im Hoheitsamt die Ärmel hochkrempeln muss, kommt auch in den Worten der Abschied nehmenden Regentin zum Ausdruck: "Es waren aufregende, stressige und knackige Zeiten – aber ich habe jede Stunde genossen," so Thomas.

 

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